Teil 8 und Ende:
Ich musste dort über eine Stunde warten und bekam mit, wie einige Schülerinnen auch nicht gerade glückliche Gesichter machten als sie aus einem der Untersuchungszimmer zurück kamen, teilweise auch über die Ärztin schimpften.
Irgendwann zwischendurch rief mich dann die Helferin auf und brachte mich wieder zur Betriebsärztin ins Untersuchungszimmer, bei der ich am vergangenen Mittwoch war.
Sie fragte mich erst, ob ich die Überweisungsschreiben schon habe und erklärte dann, dass sie noch mal meinen Blutdruck kontrollieren müsste, weil er bei der Untersuchung am Mittwoch so hoch war! Dafür sollte ich noch mal meinen Oberkörper ganz frei machen und mich auf die Liege legen. Leider war er immer noch deutlich zu hoch (>160) und die Ärztin ließ sich jetzt nicht mehr mit der Erklärung meiner Aufregung zufrieden stellen. Sie erklärte, dass sie jetzt auch noch ein EKG haben muss! Das war zwar für mich nichts Neues – EKGs hatte ich auch schon viele – trotzdem nervte es mich bei der Ärztin nur noch, wie eigentlich alles, weil ich die ständig an mir rumnörgelnde Ärztin einfach nicht mehr leiden konnte.
Sie hörte mich dann noch mal mit dem Stethoskop am Herz eine Weile ab, setzte es dann ab und fragte mich dann „Und was macht der Bauch? Und der Nabel?“ und ob ich noch Bauchschmerzen habe?! am liebsten hätte ich ihr da ins Gesicht gek…., aber ich sagte ihr, dass alles wieder gut wäre, worauf sie dann aber trotzdem wieder anfing an meinem bauch und am Nabel rumzudrücken. Sie merkte, dass mir das ständige Rumdrücken einfach zu viel war und sagte dann, dass ich mich da bei den anderen Ärzten dann noch auf „einiges einstellen muss, gerade bei meinem Bauch und dem Nabel“! Gott, da war ich wieder richtig down!
Ich sollte dann einfach mein Oberteil über den Arm nehmen und sie nahm mich wie ich war – mit nacktem Oberkörper – mit raus aus dem Untersuchungsraum und wollte mich durch den Wartekorridor in den EKG-Raum schräg rechts gegenüber bringen. Kurz vor dem Anmelderaum sollte ich aber kurz stehen bleiben, weil sie noch die Helferin von dort holen wollte. So stand ich einige Momente in dem Wartebereich bei den anderen Schülerinnen, deren Gerede sich schlagartig erst in eine gespannte Ruhe und dann in Geflüster hinter vorgehaltener Hand umgekehrt hatte, von dem ich trotzdem einiges verstand, was auf mich bezogen war (u.a. „Oh je, it der voll mit Muttermalen überall!“, „Kuck mal, was der für nen Nabel hat! Bei dem steht auch der Nabel total vor!“). Mir war das einfach total unangenehm, dass sie mich mit nacktem Oberkörper dastehen sahen; ich überlegte noch, ob ich meine Hand irgendwie vor den Bauch halten sollte oder das Oberteil überziehen sollte, doch dann wäre meine Scham erst recht enttarnt. Außerdem war es auch ein doofes Gefühl, als ich Monate später bei Stationseinsätzen von der ein und anderen Schülerin aufgrund dieser Situation ‚wieder erkannt’ („Gell, Du bist doch der, der bei der Betriebsärztin…“) und ausgefragt wurde!
Ehe ich wusste wie ich mich den Blicken der mich verstohlen anschauenden Schülerinnen da entziehen konnte, kam schon die Ärztin nun mit der einen Helferin wieder aus dem Anmelderaum zurück; sie erklärte dieser noch im Wartebereich kurz, dass ich der Kinderkrankenpfegeschüler bin, der auch noch zu den drei anderen Untersuchungen muss! Die Helferin wusste gleich, wer ich war, und nahm mich nun mit in den EKG-Raum, wo ich mich gleich auf die Liege legen sollte und die ganzen Elektroden aufgesetzt bekam, die wieder die blöden Ränder überall an meiner Brust am Bauch und an Armen und Beinen hinterlassen haben.
Ich sollte dann warten bis ich wieder zur Ärztin (zwischendurch) reinkomme, die dann das EKG mit mir noch besprechen sollte; die Helferin fragte noch, ob ich „hier im Zimmer“ oder draußen im Wartebereich warten wollte; ich blieb lieber im EKG-Raum sitzen. Die Helferin ließ aber beim Rausgehen die Türe halb offen und ich konnte draußen noch einiges Gerede (über mich!) von den wartenden anderen Schülerinnen verstehen, was nicht schön war zu hören!
Ich saß wieder ca. 30 bis 45 Minuten ehe mich die Helferin dann wieder zwischen den Untersuchungen der anderen durch die kurzzeitig einsetzende gebannte Stille beim Durchschreiten des Wartekorridors rüber brachte ins Untersuchungszimmer der Betriebsärztin. Sie erklärte mir dann, dass das EKG in Ordnung ist, wir uns aber in den nächsten Wochen „noch öfter sehen“ werden.
Ich musste im Wartebereich noch etwas warten bis ich einen extra Zettel für das Lunge-Röntgen bekam. Die Helferin erklärte mir gleich, in welches Gebäude ich hierfür laufen muss. Dort musste ich zum Glück nicht lange warten, das Röntgen an sich ging in wenigen Minuten über die Bühne. Jedoch war es wieder später am Nachmittag, so dass ich den Unterricht wieder versäumt habe.
Folgende zwei Wochen:
Es würde nun sicher zu weit führen die drei anderen Untersuchungstermine hier auch noch genauer darzustellen. Kurz zusammen gefasst wurde dort folgendes gemacht:
1. Termin: Gastroenterologie:
Der Termin war Mittwoch morgens um 8 Uhr und lief schneller als ich nach meinen früheren Erfahrungen bei Gastro-Ärzten in der Jugendzeit erwartet hätte. Ein freundlicher Arzt nahm meine Krankengeschichte auf, machte eine allgemeine Untersuchung, auch wieder v.a. Abhören, Abtasten, dann Bauch-Röntgen (Abdomen-Übersicht) und Bauch-Ultraschall, zum Glück hielt er aber eine Koloskopie nicht für nötig! Ich war heilfroh als ich nach zwei Stunden wieder draußen war und noch in die Schule konnte.
2. Termin: Hautklinik:
Der Termin war Freitag Mittags um 12 Uhr in der Uni-Hautklinik (in der Melanom-Sprechstunde!) und dauerte den gesamten Nachmittag! Zuerst wurde eine komplette allgemeine ganzkörperliche Untersuchung durch zwei stud. Ärzte (ein Arzt/eine Ärztin) gemacht, wobei ich schon alles ausziehen musste und auch die gesamte Krankengeschichte mit Klinikaufenthalten und OPs, aber speziell auch die Muttermalhistorie (frühere Untersuchungen, Muttermal-OPs, etc.) erfragt wurde; die eine Ärztin untersuchte auch am Bauch, schaute genauer nach den OP-Narben und fragte mich dann noch ob denn auch mein Nabel schon operiert wurde, was mich überraschte, weil ich denke, dass er ja dann nicht so vorstehen würde?!
Nach einer Weile kam dann eine Oberärztin hinzu, die mich dann (ganz nackt) von Kopf bis Fuß akribisch genau an den Muttermalen anschaute und untersuchte, wie ich es von früher kannte erst im Stehen, dann auf der Untersuchungsliege mit einem speziellen Auflichtmikroskop. Zur Dokumentation wurden am Ende noch etliche Aufnahmen (Übersicht, Teilbereichs- und Detailaufnahmen) von meinen Pigmentflecken am gesamten Körper ringsum mit einer großen Kamera gemacht, die die Bilder im PC speichern kann, eine Prozedur, die auch früher schon immer gehasst habe!
Es wurde am Ende aber kein krebsverdächtiges Muttermal entdeckt, was man sofort hätte raus machen müssen. Jedoch wegen den extrem vielen dysplastischen Muttermalen möglichst alle 3 Monate zur Kontrolle kommen!
3. Termin Chirurgie:
Der letzte Termin war in der Chir. Ambulanz Montags am späten Vormittag. Nach ewiger Wartezeit wurde ich dort von einer recht netten jüngeren Ärztin untersucht, die auf den ersten Blick (sehr hager, schlank) gar nicht wie eine Chirurgin aussah. Aber bei der Untersuchung spürte ich es dann: ich hasse das Bauchabtasten von Chirurgen, mir tut hinterher immer der ganze Bauch weh und ganz besonders mein Nabel; wie die da rumdrückte, bohrte, drehte und zog (!!) sah ich fast die Sternchen! Ich war heilfroh, dass ich komplett nüchtern war, mir war vorher schon schlecht im Bauch, aber da hätte ich wohl sonst alles voll gebrochen! Mein Nabel tat hinterher so weh, dass ich kaum gerade stehen und sitzen konnte und ich hatte auch den Eindruck, dass er danach noch eine Weile etwas weiter raus stand als vorher, weil die Ärztin auch so versucht hatte ihn weiter rauszustülpen, was ich immer am meisten hasste! Aber nach einer erneuten Röntgenaufnahme vom Bauch sowie einem ziemlich langen Ultraschall am Bauch und am Nabel meinte die Ärztin dann, dass eine OP von meiner Nabelhernie nicht unbedingt nötig wäre, solange sie sonst keine Symptome macht und da sie nicht eingeklemmt wäre; sie meinte aber, dass man mein Nabel schon regelmäßig untersucht werden sollte und eine OP dann nötig wird, wenn es doch Beschwerden gibt oder mein Nabel (noch) weiter und praller vorsteht. Ich war einfach nur froh, dass jetzt nichts gemacht werden musste und ich am frühen Nachmittag endlich wieder raus kam.
Neben den Terminen machte mir v.a. die Ungewissheit zu schaffen, ob die Betriebsärztin ich die Ausbildung doch machen lässt! Nach meinen Erfahrungen beim Abbruch meiner ersten Ausbildung im Büro war ich sehr skeptisch und pessimistisch, was man mir wohl auch ansah. Ich wurde öfter von meinen Mitschülerinnen im Kurs und im Wohnheim gefragt, was mit mir los ist, ob mir nicht gut ist usw. Und natürlich bekamen die meisten mit, wenn ich aus dem Unterricht weg zu den Untersuchungsterminen musste oder deshalb später kam oder gar nicht kam. Und ich musste mich freilich auch vielen neugierigen Fragen der anderen deswegen („Warum musst Du denn schon wieder zur Betriebsärztin?“, „Du musst aber oft zu der Betriebsärztin?!“, „Was hast Du denn dass Du da ständig hin musst?“, „Zu welcher Untersuchung musst Du denn jetzt wieder?“) erwehren, die ich oft nur ausweichend beantwortet habe (u.a. dass bei mir halt einiges nicht in Ordnung war oder dass ich einfach zum Impfen müsste, was meist nur vorgeschoben war!). In der Zeit fiel es mir auch schwer über die Wahrheit zu sprechen, ich schämte mich natürlich auch, aber mir war auch ständig schlecht und ich war sehr angespannt.
Ein paar Tage nach dem letzten Untersuchungstermin hatte ich (freitags) wieder Post von der Betriebsärztin bekommen, in dem ich einen weiteren Termin bei ihr zur Ergebnisbesprechung vorgegeben bekam. Irgendwie war mein Wochenende bei dem Gedanken daran versaut.
Mittwoch 26.04.06:
Ich war wieder für die Mittagszeit einbestellt (12.30 Uhr), und wie schon bei der ersten Untersuchung vor drei Wochen ging es mir nicht so gut und mir war total komisch im Bauch. Im Unterricht in der Schule konnte ich mich schlecht konzentreiren und war alles andere als gut gelaunt, mir schlug es total auf den Bauch, dass ich wieder zu dieser Ärztin musste. Bei dem Gedanken, dass ich nachher von ihr gesagt bekomme, dass sie der Ausbildung nicht zustimmt, machte mir sehr Angst, ich rechnete schon fast damit, weshalb mir richtig übel war im Bauch. Ich konnte an dem Morgen und in der Schuel vorher auch keinen Bissen essen. Als ich dann aus dem Unterricht dann wegen dem Termin wieder früher weg musste bekam ich natürlich wieder die Fragen gestellt, warum ich schon wieder zur Betriebsärztin muss und was denn los wäre mit mir, dass ich da so oft hin muss. Ich hätte fast heulen können…!
Auf dem Weg in die Praxis hatte ich richtig weiche Knie. Ich musste dort wieder einige Zeit warten, weil wieder vorher irgendein Pflegekurs, Hebammenschülerinnen oder Studentinnen dort zur Untersuchung waren, jedenfalls saßen nocheinige junge Frauen im Wartebereich, die ich nicht kannte. Dafür kannte mich die Helferin an der Anmeldung schon ganz genau und wusste gleich, wer ich bin und warum ich komme.
Irgendwann zwischendurch kam ich dann endlich zu der Ärztin rein. Womit ich eigentlich nicht rechnete, war, dass ich ich wieder ausziehen musste und die Ärztin mich nach dem Blutdruck messen mich noch einmal komplett untersuchte und mich abhörte und lange am Bauch abtastete, was mich nur noch nervte! Währenddem erklärte sie mir dann in einem breiten Vortrag die Ergebnisse der anderen Untersuchungen und alle Befunde, wonach sie irgendwie etwas widerwillig doch zustimmte, dass ich die Ausbildung machen darf! In dem Moment war ich so erleichtert, dass ich kaum Worte hatte. Ich hatte aber den Eindruck, dass die Ärztin mich wohl lieber hätte durchfallen lassen, denn ihre Miene war weiter sehr streng und ernst, als sie mir dann erklärte, dass sie bei mir ein „verkürztes Untersuchungsintervall“ von sechs Monaten festsetzt.
Es war zwar für mich keine angenehme Vorstellung häufiger wie die anderen immer zu dieser Ärztin zu müssen, aber ich nahm es hin. Nach drei Wochen Hoffen und Bangen konnte die Ausbildung für mich dann richtig beginnen.
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