Von Melasse war hier ja schon öfter die Rede, von Zuckerrübensirup eher weniger.
Melasse ist ein Abfallprodukt bei der Zuckerherstellung, Zuckerrübensirup (oder auch Rübenkraut) entsteht durch das Einkochen von Zuckerrübenschnitzeln.
Hat das schon mal jemand ausprobiert? Einen Einlauf aus Wasser mit Rübenkraut?
Durch folgende Erzählung eines Arztes aus Hamburg, die vor etlichen Jahren in der Wochenzeitung ’Die Zeit’ abgedruckt war, bin ich darauf aufmerksam geworden:
Die entstopfte Diva
Der Hotelarzt eines der vornehmsten Häuser der Hansestadt wollte eine weltberühmte Filmdiva in meine Klinik einweisen, Diagnose: Ileus, also angeblich beginnender Darmverschluß. Ich konnte den Kollegen davon überzeugen, daß ich den Star erst einmal vor Ort untersuchen müsse, denn ich fürchtete den unvermeidlichen Rummel der Medien, wenn ruchbar würde, die schöne Frau liege in meinem Krankenhaus. Es würde zu einer regelrechten Belagerung kommen, und wir wären nirgends vor der Journalistengier sicher. Ich malte mir bereits aus, wie verkleidete Reporter sich Zugang zum OP verschafften, Mitarbeiter bestachen oder gar die Krankenakte stahlen.
Ich fürchtete aber auch, daß es Ärger gäbe, wenn wir, der Hotelarzt und ich, über den Kopf der prominenten Patientin entschieden und nicht zunächst den besagten informed consent suchten. Daher mein Besuch im Hotel, wo ich die Diva in Gesellschaft eines Freundes vorfand, während sie zwischen zwei Schlucken Whiskey gerade mit dem Ehemann in Hollywood telefonierte und über ihre schwere Erkrankung klagte. An ihrem Bett stand ein junges Mädchen in einem äußerst knappen Mini. Die Kleine machte keinerlei Anstalten den Raum zu verlassen, auch nicht, als ich sie darum ersuchte. "Meine Enkelin bleibt hier!" befahl die Schauspielerin und freute sich über mein Erstaunen angesichts der so jung wirkenden Großmutter.
Der Star war Gott sei Dank doch nicht so krank, wie der Hotelarzt befürchtet und sie dem fernen Gemahl vorgeklagt hatte. In ihrem Unterbauch waren noch wenige Darmgeräusche zu hören, so daß ich zu hoffen begann, mit einer medikamentösen Therapie und ein paar weiteren Besuchen im Hotel auskommen zu können. Die Medikamente flankierte ich mit bewährten deutschen Hausmitteln wie Tees, Umschlägen, Freiübungen. Der Tee verdürbe das Whiskeyaroma, jammerte die verwöhnte Dame, die Umschläge seien eklig, und die Turnerei hielt sie für pure Schikane. Und als dann noch meine Ordensschwester mit einem Einlauf aus lauwarmem Wasser mit Rübenkraut nahte, traf die Filmdiva fast der Schlag. Der folgte dann nach einer halben Stunde: Das Rübenkraut entfaltete explosionsartig seine Wirkung, und ich konnte die Patientin unbesorgt bis zum nächsten Besuch verlassen. Da sah sie die "widerliche" Behandlung schon wesentlich freundlicher, denn alle Beschwerden waren im Wortsinn wie weggeblasen. Ich hatte mir einen Mordsrummel in der Klinik erspart und - außer dem Honorar, versteht sich - huldvolles Lob verdient.