Bisher habe ich leider nicht sehr viel zum Eröffnungsthema gelesen. Schade, dass diese m. E. interessante Eingangsfrage abgewürgt wurde. Dafür habe ich allerdings in letzter Zeit mehr Abweichung von der Hauptsache "Allgemeine Diskussion über ..." festgestellt. Sollte dieser und/oder vergleichbare Gründe zu den hier bereits bemängelten, spürbar nachlassenden Beiträgen führen?
Damit wende ich mich der ursprünglichen Fragestellung zu, indem ich diese Punkt für Punkt abhandle:
1. Leider ist das Klistieren ja mehr und mehr aus der Mode gekommen, dabei gibt es gute Gründe für die Anwendung. Aber woher kommt der "Horror" vor Einläufen und Klistieren?
> Im Gegensatz zum Schlucken von Pillen oder Dragees wird ein jeder Einlauf und ein jedes Klistier vom Empfänger als ein invasiver Eingriff wahrgenommen,
- bei dem man sich unterhalb der Gürtellinie zu entkleiden hat, um dem Geber sein nacktes Hinterteil zu zeigen,
- gegen den man sich nicht zu wehren vermag,
- auf dessen Ablauf man keinen Einfluß hat (z. B. Druck oder Fließgeschwindigkeite der Einlaufflüssigkeit, gesamtes zu nehmendes Einlaufvolumen).
Ich vermute, daß dies die wesentlichen Ursachen sind, weshalb v. a. Einläufe weitgehend abgelehnt werden.
2. Es liegt wohl daran, dass heute der gedankliche und praktische Umgang mit diesem Thema nicht mehr so unbefangen möglich ist wie früher.
> Völlig richtig: Einläufe und Klistiere sind weitgehend aus dem Alltag und damit auch aus dem Erfahrungsbereich des Einzelnen verschwunden.
3. Und welcher Arzt empfiehlt einem Patienten einfach mal ein Klistier, wenn es angebracht sein kann?
> Diese Arztgeneration, die Einläufe und Klistiere als etwas Wertvolles erfahren haben, ist längst außer Dienst. Die jungen Ärzte haben in ihrer klinischen Ausbildung kaum mehr etwas von Einläufen erfahren.
4. Aber eine Tablette ist eben nicht so "peinlich" wie ein Klistier.
> Siehe (1.)
5. Wer weiß oder denkt schon daran, dass ein Klistier bei einer Verstopfung ausreichen kann, dass es bei Fieber wirksamer ist als Wadenwickel, dass man mit einem Klistier bei dem Stuhlgang nicht, was viele tun, pressen muss und Hämorrhoiden somit verhindern kann und dass es sinnvoll ist, bei ersten Anzeichen einer Erkältung den Darm zu spülen. Es gibt sicher noch weitere Gründe.
> Die genannten Anwendungen gilt es zu trennen: Während ein Klistier bzw. ein Einlauf zur Behebung einer Verstopfung sicher hilfreich sein kann, sollte man im Falle von Fieber Einlauf und Wadenwickel nicht gegenseitig ausspielen, indem eine dieser Therapien ihren Ort hat.
6. Wer von Euch hat denn schon mal versucht, andere von den genannten Vorteilen zu überzeugen? Ich hatte einer Bekannten mal das Klistier statt Wadenwickel bei Fieber empfohlen und erhielt eine barsche Ablehnung "Nee, wer macht denn sowas. Kommt nicht in Frage!"
> Siehe (1.)
7. Mir erzählte kürzlich eine Hebamme, dass häufig Frauen ein Klistier zur Geburtsvorbereitung ablehnen und dann passiert es während des Geburtsvorganges eben manchmal, dass... Natürlich wird dann gesagt, dass "es" nicht so schlimm ist, passiert eben. Aber das Personal dürfte sich trotzdem fragen, ob das denn sein muss...
> Siehe (1.) - lieber geht man das Risiko eines unfreiwilligen Stuhlabgangs ein.
8. Ich wundere mich, dass das in Kauf genommen wird, denn was ist unangenehmer?
> Einerseits sei auch hier auf (1.) verwiesen, andererseits ist es eine Tatsache, daß es die im Dickdarm vorhadenen Gasansammlungen sind, die bei einem Einlauf zu Beschwerden führen. Beim Nehmen eines Abführmittels oder eines Abführzäpfchens entfallen diese Unannehmlichkeiten.