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Aufrufe: 478 Created: Vor 2 Monate Updated: Vor 2 Monate

Auf Abschlussfahrt

Das Bohren beginnt

Julia wurde immer kleiner. Tränen traten ihr in die Augen Der Zahnarzt wirkte richtig wütend. Wieder fuhr der Stuhl nach hinten "Heulen kannst du später. Mund auf, jetzt wird gebohrt". Gehorsam öffnet den Mund, wenn auch zögerlich. "Weiter auf!". Das Licht wurde ausgerichtet. Julia wartete auf den Bohrer, doch zunächst ließ es sich Dr. Schneider nicht nehmen, mit der Sonde noch einmal in den Zähnen zu stochern. In den vorderen Backenzähnen ließ es sich noch aushalten, beim nächsten Zahn durchfuhr sie ein stechender Schmerz, der sie zusammenzucken und unwillkürlich den Mund etwas schließen ließ. "Du sollst den Mund auflassen, habe ich gesagt." Sichtlich genervt schmiss er die Instrumente auf seinen Tisch. "Carolin, den Spreizer." Mit der Hand drückte er ihr Kinn nach unten und eh Julia realisierte, was geschah, hatte er das Instrument auf der rechten Seite eingelegt, sodass sie den Mund nicht mehr schließen konnte. Zufrieden betrachtete er sein Werk. "Ja, so kann man arbeiten". Erneut greift er nach Sonde und Spiegel und widmet sich wieder ihrem Unterkiefer. Er schabt und kratzt am Backenzahn. Plötzlich hat Julia das Gefühl, das etwas am Zahn nachgab und sich die Sonde tief ins Innere bewegt. Ein furchtbarer Schmerz schießt durch die gesamte linke Seite. Dr. Schneider dreht das Instrument noch einmal nach links und rechts. Dass seine Patientin dabei offensichtlich unter Schmerzen litt, schien ihm zu gefallen. "Schauen sie, Carolin. Wenn mann die kariöse Fissur sondiert, bricht man irgendwann ein und das Loch darunter kommt zum Vorschein. Am 7er wird es nicht anders aussehen." Nun sticht er die Sonde in den nächsten Zahn und hebelt in der Fissur. Wieder ein Ruck und ein nahezu unerträglicher Schmerz. Ein Stöhnen entweicht Julias Mund. Der Zahnarzt zieht die Augenbrauen hoch: "Wir haben doch noch gar nicht mit der Behandlung begonnen." Ängstlich beobachtet Julia, wie er zur Turbine greift und den Bohrer zur Probe aufheulen lässt. Gnadenlos nähert er sich ihren Zähnen, während Carolin den Sauger in Position bringt. Das Vibrieren breitete sich in Julias Kopf aus, als sich der Bohrer zunächst in den vordersten Backenzahn frisst. Es beginnt zu ziehen, sehr unangenehm, aber auszuhalten. Schon wechselt er zum nächsten Zahn. Auch hier nur ein leichter ziehender Schmerz. Doch nicht so schlimm wie befürchtet, denkt sie erleichtert. In diesem Moment setzt der Bohrer am 6er an, welchen der Arzt zuvor schon mit der Sonde traktiert hatte. Julia klammert sich an den Armlehnen fest, der Schmerz ist viel schlimmer als vorher. Kurz pausiert der Bohrer, das Loch wird mit Wasser gesäubert und schon geht es weiter. Endlich ist er am letzten Zahn angekommen, der Bohrer geht vor und zurück über die gesamte Zahnfläche. An einer Stelle ist es besonders schlimm, ohne es zu wollen entweicht Julia ein langgezogenes "Auaaa..." Sichtlich ungerührt reinigt der Arzt die Zähne wieder mit dem Luft- Wasser- Gemisch, was ebenfalls mehr als unangenehm ist. Er betrachtet sein Werk noch einmal eingehend von allen Seiten und hängt dann den Bohrer wieder an seinen Platz. Unendliche Erleichterung durchströmt ihren Körper. Der Stuhl fährt nach oben, sie darf den Mund ausspülen. Ihr Rücken ist nassgeschwitzt. Die Helferin reicht ihr ein Tuch, mit dem sie sich die Tränen aus den Augen wischt. Schon geht es wieder nach hinten. "Jetzt werden die Füllungen kommen- das ist nicht mehr schlimm", denkt sie. Doch der Zahnarzt greift wieder in Richtung Konsole, in der Hand hat er nun einen anderen, deutlich größeren Bohrer. "So, wir haben die Zähne nun eröffnet. Mit diesem Bohrer wird nun die ganze Karies entfernt, so lange bis nur noch gesundes Material übrig ist. Wir werden das das großzügig säubern". Gnadenlos stößt der Bohrer in ihren Mund vor, diesmal beginnend mit dem hintersten Zahn. Es dröhnt in Julias gesamten Kopf. Immer tiefer und tiefer dringt der Bohrer ein. Instinktiv versucht sie, dem furchtbaren Schmerz zu entkommen, in dem sie den Kopf zur Seite dreht. Doch der Zahnarzt fixiert sie geschickt mit der freien Hand. "Bitte aufhören", möchte sie flehen- doch durch den Mundspreizer kommen nur unverständliche Laute raus. Es gibt kein Entkommen. Mehrfach setzt er den Bohrer ab, trocknet den Zahn, nur um festzustellen, dass immer noch Karies vorhanden ist. Schließlich lässt er vom 7er ab: "Ganz schön anstrengend, was? Dann machen wir zur Entspannung doch erst die vorderen Zähnchen und heben uns das Beste bis zum Schluss auf." Einfach nur froh darüber, dass er den hinteren Backenzahn in Ruhe lässt, denkt Julia gar nicht weiter über die Bedeutung seiner Worte nach. Der Bohrer arbeitet nun in der vorderen Zähnen, auch hier zieht es ordentlich, aber nichts im Vergleich zu vorher. Die Zähne werden nochmals genau mit dem Spiegel inspiziert, offensichtlich ist Dr. Schneider mit seinem Werk zufrieden. "So, junge Dame, jetzt nochmal tapfer sein. Jetzt kommt der Zahn mit dem großen Loch." Schon setzt der Bohrer an. Immer weiter dringt der Bohrer in den 6er vor. Julia beginnt mit den Füßen zu treten. Tränen laufen ihr die Wange herab, Schmerzlaute entweichen ihr. Als sie denkt, nun kann es wirklich nicht mehr schlimmer werden, trifft der Bohrer etwas ganz tief im Inneren des Zahns. Es ist, als würde ihr ganzer Kopf explodieren. Instinktiv schlägt sie mit der Hand nach dem Arm des Zahnarztes. Kurz darauf verstummt der Bohrer. "Mach das ja nicht nochmal, sonst müssen wir dich zu deiner Sicherheit fixieren" wirft ihr der Arzt mir eiskalter Stimme an den Kopf. Julia hat keinen Zweifel, dass er es ernst meint. Sie schluchzt kurz auf. Wieder geht der Bohrer tief in den Zahn hinunter. Schließlich kann sie sich nicht mehr halten und stößt einen lauten Schrei aus. Erneut verstummt der Bohrer und die Zähne werden gründlich gereinigt . Dann der Griff zum Spiegel. Sollte es wirklich jetzt vorbei sein? "Die Löcher in den hinteren Zähnen waren schon recht tief, das hast du sicher gemerkt. Aber jetzt ist alles schön sauber und wir können die Zähne zu machen. Wie du ja nun weißt, benötigen Kunststoff-Füllungen einer guten Pflege und Kontrolle, das ist ja leider bei dir nicht gegeben. Deshalb mache ich dir Füllungen, die haltbarer und solider sind." Im Hintergrund hört Julia, wie die Helferin Material vorbereitet. Er spannt die Matritzen um die Zähne. "Carolin, geben Sie mir bitte das Amalgam". Schon beginnt er, die Masse in die Zähne zu pressen . Das war nicht mehr schmerzhaft. Aber war Amalgam nicht dieses hässliche Zeug, was man früher mal benutzt hat? Bekam sie etwa keine zahnfarbenen Füllungen? Diese Gedanken wanderten Julia durch den Kopf, allerdings war sie einfach nur froh, dass es vorüber war.

"So, wieder ausspülen". Tatsächlich, nach dem Ausspucken sind kleine silberne Fragmente im Spülbecken.

Und schon geht es wieder nach hinter, dieses Mal fährt der Stuhl jedoch viel weiter hinab und der Kopf wird überstreckt. Ein Gefühl der totalen Ausgeliefertsein.

Da es eh kein Entrinnen gibt, öffnet Julia ohne Aufforderung den Mund. Wie schlimm es wohl jetzt würde? Dieser Zahn ist schließlich am schlimmsten betroffen...

Wieder näherten sich Sauger und Bohrer. Julia bemerkte, dass es etwas feucht in ihrem Slip wird. Tatsächlich waren ihr- vor Angst vor dem was nun kommen würde- ein paar Tropfen Urin abgegangen. Aber durch die Betäubung ist die Behandlung an diesem Zahn weit weniger schlimm als gedacht, auch wenn das Bohren gefühlt kein Ende nimmt. Dann abspühlen, trocken und wieder die Sonde. Es kratzt hier und da. Dann doch ein scharfes Ziehen. "AArgh". "Leider hat sich die Karies über den Zwischenraum schon in den hintersten Zahn ausgebreitet. Ich fülle jetzt beide Zähne provisorisch, alles weitere muss dein Zahnarzt übernehmen." Nach vollbrachter Quälerei war Dr. Schneider nun wieder freundlicher, Julia konnte sich dem Gedanken, dass er ihre Schmerzen genossen hatte, nicht erwehren.

Eine andere Helferin betrat den Raum. "Dr. Schneider, es sind noch zwei weitere Schmerzpatienten gekommen" "Hmm, nun gut- hier sind wir gleich fertig. Den Schneidezahn schaffen wir nun leider nicht mehr. Auf der linken Seite nichts festes Kauen und auch nicht Abbeißen- solche Belastungen hält dein Schneidezahn wahrscheinlich nicht mehr oft aus. Schade, dass du nicht von hier bist- ich würde dich gern weiter behandeln und sicherstellen, dass alle Zähne wieder in Ordnung kommen", mit diesen Worten legt er seine Instrumente weg, zieht die Handschuhe aus und verlässt das Behandlungszimmer.

Carolin schwenkt die Lampe weg und fährt den Stuhl hoch. Sie lächelt Julia aufmunternd an und reicht ihr ein Tuch. "Du hast es geschafft, der Doktor ist manchmal vielleicht nicht so einfühlsam, aber seine Füllungen halten wirklich ewig." Sie reicht ihr einen kleinen Handspiegel. "Schau, die ganzen Zähne unten links sind wieder in Ordnung." Julia kann ihre Begeisterung nicht teilen. Nie wieder wird sie sich auf Dr. Schneiders Stuhl setzen! Sie öffnet den Mund, um sich das Ergebnis der Tortur anzusehen- und reist die Augen weit auf. Alle vier Zähne haben riesige dunkle Füllungen. Beim hintersten Zahn ist die komplette Kaufläche ersetzt, beim Zahn davor geht die Füllung sogar an den Seiten runter, sodass kaum noch etwas Weißes übrig ist. Bei den vorderen Zähnen ist es nicht so schlimm, allerdings dehnt sich hier das Amalgam in den Raum zwischen den beiden Zähnen aus. Julia lächelt probehalber, so gut wie es mit der abklingenden Betäubung geht. Tatsächlich- von der Seite kann man das hässliche Zeug durch die Zähne hindurch sehen. Wut und Verzweiflung kochen in Julia hoch. Was hat dieser Mensch mit ihr angestellt? Sie ist entstellt, kein Mensch läuft heute noch mit Altmetall im Mund rum. Sie legt den Spiegel beiseite und will nichts wie weg. "Warte kurz," hört sie Carolin hinter sich, "vielleicht möchtet du dich noch etwas frisch machen." Sie deutet auf das Waschbecken in der Zimmerecke. Tatsächlich, durch die Tränen hat die Wimperntusche schwarze Streifen in ihrem Gesicht hinterlassen. Dankbar reinigt sie sich. Jetzt ist ihr Gesicht allerdings rot und verquollen. Mit einem letzten Blick in den Spiegel verlässt sie das Zimmer und geht Richtung Fahrstuhl. Am Tresen wartet ihr Lehrer- vertieft in eine Unterhaltung mit Dr. Schneider. Die beiden tauschen intensive Blicke aus. Flirten die etwa? Jetzt nimmt sich der Zahnarzt einen Zettel, schreibt etwas drauf und reicht ihn an ihren Lehrer. Er blickt in ihre Richtung: "Da kommt sie ja schon. Sie ist ein wenig angeschlagen, aber wir haben heute viel geschafft, nicht wahr Julia?" Sie nickt nur, darauf bedacht, den Mund geschlossen zu halten. "Und nicht vergessen, nächste Woche zu Hause direkt zu deinem Zahnarzt gehen. Ach so, du wirst in den nächsten Stunden bestimmt noch die Nachwehen meiner Arbeit spüren." Mit diesen Worten drückt er ihr einen Streifen Tabletten in die Hand. "Aber nicht mehr als 3 Stück am Tag."

Julia steckt den Blister in ihre Tasche und drückt den Fahrstuhlknopf. Nichts wie raus hier. Herr Robert folgt ihr. In den gläsernen Wänden des Aufzugs sieht sie ihr Spiegelbild von allen Seiten. Sie sieht entsetzlich aus, die Haare durcheinander, verschwitzt und das Gesicht verquollen. Die linke Wange wirkt leicht geschwollen.

Sie verlassen das Gebäude. "Komm, wir setzen und kurz auf die Bank, dann kannst du kurz ausruhen," ihr Lehrer deutet auf einen schattigen Platz unter einem Baum. Julia setzt sich und atmet tief ein. Sie hat es geschafft. Noch nie haben sich die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut so gut angefühlt.

Herr Robert guckt sie mitfühlend an. "Möchtest du einen Schluck trinken?" Er holt eine kleine Wasserflasche aus seiner Tasche. "Habe ich extra für dich geholt." Julia schüttelt den Kopf. "Dann nimm sie für später. Weißt du Julia, du bist eine hübsche junge Dame, die viel auf ihr Äußeres achtet. Ich muss schon sagen, ich war erschrocken darüber, wie es in deinem Mund aussieht. Du solltest wirklich besser auf deine Zahnpflege achten, ansonsten wirst du es spätestens in ein paar Jahren bereuen. Wenn jetzt schon Kronen nötig sind..."

Julia merkt, wie sie knallrot anläuft. Ist das jetzt sein Ernst? Als ob der Tag nicht schon demütigend genug gewesen wäre. Sie lässt ihren Lehrer sitzen und steuert zügigen Schrittes auf ihre Unterkunft zu. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, nach Hause zu fahren...