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Aufrufe: 403 Created: Vor 3 Monate Updated: Vor 3 Monate

Der Zahnarztbesuch beim Notdienst

Hoffentlich ist es schnell vorbei…

Der Zahnarzt führt die Untersuchung sachlich durch, ist dabei aber wenig zimperlich. Meine Wangen werden unsanft weggedrückt, zudem drückt ein Sauger unsanft auf meine Unterlippe.

Mir wird heiß und kalt, als Dr. Steedt irgendwelche Diagnosen diktiert, ohne dass ich richtig verstehe, was das bedeutet.

Dann wendet er sich mir zu, ohne aber, dass die Instrumente aus meinem Mund genommen werden:

"Beläge, Backenzähne im Oberkiefer alle kariös, teilweise nur Zahnstümpfe. Schreckliche Zahnpflege." kommentiert er. "Im Unterkiefer das gleiche Bild, eine alte Krone, muss erneuert werden. Sonst nur Karies, überall Karies."

Ich versuche, mich zu erklären. Dass ich leider ein etwas kariesanfälliges Gebiss habe, und aus Zeitgründen länger nicht mehr beim Zahnarzt war, etc.

Natürlich kann ich das alles nicht mitteilen. Die Assistentin korrigiert mich auch sofort: “Locker lassen, schön weit aufmachen!”.

‘Nein! Ich will das jetzt besprechen!’, denke ich - schließlich bin ich ja nur wegen einem Zahn hier. Als endlich die Instrumente aus meinem Mund genommen werden, stelle ich klar:

“Herr Doktor, nur der Backenzahn oben schmerzt, der Rest muss nicht gemacht werden”.

Als hätte er scheinbar nicht gehört, was ich gesagt habe, antwortet er nur: “Ja, wir beginnen mit den Backenzähnen oben.”.

‘Zähne? Mehrzahl?’, ich setze an, um es nochmal in aller Deutlichkeit klarzustellen. Aber noch bevor ich etwas sagen kann, platziert er irgendwas in meinem Mund.

Mit einem “klack-klack-klack” wird mein Mund aufgesperrt. Ich versuche zu protestieren.

“Wenn Sie sich nicht die Zähne putzen, putzen wir sie Ihnen”, erklärt er sarkastisch.

Ich will protestieren, zerre an den Gurten und drehe meinen Kopf zur Seite weg. Routiniert hebt Dr. Steedt den Kopf leicht an und bringt ihn wieder in eine gerade Position. Im selben Moment spannt sich ein gepolsterter Gurt über meine Stirn und drückt den Kopf ins Kopfpolster. Ich versuche den Kopf nochmal zu drehen, aber keine Chance. Er wird sicher in Position gehalten.

Ein fieses hohes Surren setzt ein, und irgendein Instrument fängt an, meinen Backenzahn unten zu bearbeiten. Immer wieder setzt ein spitzes Ziehen ein, wenn das Instrument sich am Zahnhals entlang arbeitet.

Die Prozedur scheint kein Ende zu nehmen, immer wieder zieht es ganz gewaltig, während sich dieses Instrument erst den Unterkiefer und dann die Zähne im Oberkiefer vorarbeitet. Immer wieder höre ich ein belehrendes “Locker lassen, entspannen sie sich”, und “Weit auf” von der Assistentin. Die Gute hat gut reden, wäre sie hier an meiner Stelle im Stuhl, fände sie es sicher auch nicht witzig.

Endlich ist er beim letzten Zahn angekommen, ich kann etwas entspannen. Die Muskelanspannung weicht, und ich sinke kraftlos in den Behandlungsstuhl.

‘Gottseidank’, denke ich, ‘endlich vorbei’. Hoffentlich ist es gleich vorbei und ich kann nach Hause.

Die Assistentin scheint meine Gedanken zu lesen. Ich meine, ein spöttisches Grinsen hinter ihrem Mundschutz zu erkennen.

“Freuen Sie sich nicht zu früh, das war der angenehme Teil….”, sagt sie mit deutlich hörbarer Schadenfreude in Ihrer Stimme.

‘Wo bin ich hier reingeraten?’, meine Gedanken rasen, ‘ich will raus aus diesem Stuhl, und zwar sofort’. Ich zerre an den Gurten, aber keine Chance, sie bewegen sich nach wie vor keinen Millimeter, die Liegeposition macht mich zudem orientierungslos und absolut hilflos - ich wüsste nichtmal, wie ich ohne die Fixierung aus dem Stuhl aussteigen könnte.

Fragend und hilfesuchend schaue ich Dr. Steedt an….