“Nehmen Sie Platz”, erklärt sie mir kühl und deutet mit ihrer Hand auf den Behandlungsstuhl.

Mein Herzschlag setzt für einen Moment aus, als ich realisiere, dass ich bereits mitten im Behandlungszimmer unmittelbar vor dem Behandlungsstuhl stehe. Er beherrscht den Raum, umgeben von dem Schwenkarm mit den Bohrern, dem Tray, der Assistenzeinheit mit dem Spuckbecken und den Saugern und der Lampe.

Viele unangenehme Erinnerungen an frühere Zahnbehandlungen kommen hoch.

“Hier in den Stuhl?”, frage ich noch blöd, aber ihr abschätziger Blick ist Antwort genug. Mit nichtssagendem Blick mustert sie mich und verfolgt, wie ich umständlich im Stuhl platz nehme.

Kaum liegen die Beine auf der Beinablage, setzt das Gefühl des Ausgeliefertseins ein. Routiniert legt sie mir ein Lätzchen um den Hals und klippt es am einem Kettchen fest. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Irritiert verfolge ich, wie die Assistentin schnalzend helle Latexhandschuhe anzieht, den Mundschutz hochzieht. Wo ist denn der Doc? Ich will doch nicht von einer Sprechstundenhilfe behandelt werden.

Wortlos lässt sie den Stuhl in Liegeposition fahren und justiert das Licht.

“Weit auf”, befiehlt sie.

Nur unwillig öffne ich den Mund. So toll sind meine Zähne leider nicht, und eigentlich würde ich sie ihr nicht präsentieren wollen.

Unsanft schiebt sie den Spiegel in den Mund und schiebt die Wange weg. Damit hat sie vollends Einsicht auf meine Zähne. Wortlos kontrolliert sie die Zähne.

“Starke Beläge”, stellt sie fest. Es ist mir unangenehm, und würde mich gerne rechtfertigen. “Ihr letzter Zahnarztbesuch scheint schon einige Jahre her zu sein”, mahnt sie streng.

Ich versuche es, mit unartikulierten Lauten zu relativieren. Klar war ich lange nicht mehr beim Zahnarzt, aber ich hatte auch echt wenig Zeit. Aber was genau meint sie? Hoffentlich habe ich sonst keine Karies. Ich werfe ihr einen fragenden, sorgenvollen Blick zu.

Sie scheint meine Sorge zu erkennen, erklärt aber nur kurz, dass der Zahnarzt gleich kommt.

‘Aber nicht, dass die auf die Idee kommen, noch mehr behandeln zu wollen, als die Zahnschmerzen’. Als sie endlich den Spiegel zurückgelegt hat, betone ich, dass ich ja nur wegen des Zahns oben rechts da bin.

Sie schaut mich abschätzig von oben herab an. “Das wird der Zahnarzt entscheiden”, erklärt sie knapp und lässt mich in dieser Liegeposition zurück.