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Aufrufe: 582 Created: Vor 5 Monate Updated: Vor 5 Monate

Anne, Laura und der Doc

Im Krankenhaus, Paris (Kapitel 6)

Linda erwachte um drei Uhr morgens. In ihrem Bauch krampfte es jetzt schmerzhaft. Sie versuchte sich so hinzulegen, dass sie weniger Schmerzen hatte. Nach etwa einer Stunde gestand sie sich ein, dass es nicht die üblichen leichten Bauchschmerzen waren, die sie ab und zu mal hatte. Sie fühlte sich auch krank. Dr. Castigo hatte ihr gesagt, sie solle ihn sofort informieren, wenn sie gesundheitliche Probleme hatte, aber galt das auch mitten in der Nacht? Konnte sie ihn jetzt einfach so anrufen? Sie überlegte noch einige Sekunden, kam dann aber zu dem Schluss, dass es unumgänglich wäre Dr. Castigo über ihren Gesundheitszustand zu informieren.

Verschlafen tastete Dr. Castigo nach dem Schalter der Nachttischlampe und knipste sie an. Sein Smartphone lag nicht auf dem Nachttisch, sondern war durch den Vibrationsalarm auf den Boden gefallen. Er hob es auf und schaute nach wer ihn um diese Uhrzeit anrief.

„Hallo Laura, was gibt es?“ fragte er immer noch ziemlich schlaftrunken.

„Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie mitten in der Nacht störe, aber ich habe Bauchschmerzen und…“

„Das ist doch kein Problem! Ich komme sofort zu Dir und schau‘ mir mal Deinen Bauch an.“ unterbrach der Arzt sie.

„Danke!“ sagte Laura und legte auf.

Es klopfte an ihrer Zimmertür. Unter Schmerzen stand sie auf und öffnete die Tür. Dr. Castigo kam herein und stellte seinen Arztkoffer neben dem Bett ab. Laura erzählte, dass es am Abend schon mit leichten Schmerzen angefangen hätte.

„Dann leg‘ Dich bitte mal auf‘s Bett. Möglichst nahe an den Rand, dann komme ich besser ran.“

Laura lag jetzt auf dem Rücken und versuchte sich zu entspannen. Der Arzt schob ihr Nachthemd hoch und begann mit der Untersuchung.

„Wo tut es weh?“ fragte er.

Laura sagte, ihr tue der ganze Unterbauch weh, besonders aber an dieser Stelle. Dabei deutete sie auf einen Bereich im rechten Unterbauch.

„Ich werde jetzt Deinen Bauch abtasten. Sag‘ Bescheid, wenn es weh tut.“

„Okay“

Dr. Castigo legte seine Hand auf einen Bereich, welcher vom Bauchnabel aus schräg rechts unten lag, und drückte vorsichtig. Laura stöhnte auf. Der Schmerz nahm ihr fast den Atem. Der Arzt tastete auch den übrigen Bauch sorgfältig ab und ließ Laura das rechte Bein anheben wobei er mit der Hand leichten Gegendruck ausübte. Auch das war sehr schmerzhaft für Laura.

„Ich muss jetzt noch bei Dir Fieber messen. Einmal unterm Arm und dann auch rektal.“

Laura musste sich auf die linke Seite drehen und ihren Slip herunterziehen damit Dr. Castigo das Fieberthermometer in ihren Darm einführen konnte. Sie spürte nur einen kurzen Schmerz als das Thermometer in sie eindrang.

„Unter dem Arm hast Du 38,4 und im Darm 39,5 Grad Celsius.“ sagte Dr. Castigo.

„Und was bedeutet das?“ Laura hatte eine Ahnung, aber das konnte und durfte jetzt nicht sein.

„Es spricht leider einiges dafür, dass Dein Blinddarm genauer gesagt Dein Appendix entzündet ist.“

„Oh nein!“ stöhnte Laura. Das hatte ihr gerade noch gefehlt!

„Ich wecke jetzt Anne und sage ihr, dass sie unseren Gastgeber informieren soll.“

Anne war sehr besorgt. Es war nicht das erste Mal, dass eines ihrer Models eine Blinddarmentzündung hatte. Gerade in der Altersgruppe der 13 bis 30-jährigen kam das leider immer mal wieder vor. Dann rief sie den Ansprechpartner ihres Auftraggebers an und bat um Hilfe.

Zehn Minuten später saßen Laura, Anne, Dr. Castigo und Monsieur Bernard, ihr Ansprechpartner, in der Großraumlimousine und waren auf dem Weg in das Universitätsklinikum. Der Chauffeur achtete auf eine zügige aber schonende Fahrweise um der Erkrankten nicht zusätzliche Schmerzen zu bereiten. Anne drückte Laura beruhigend die Hand und Dr. Castigo vermochte ihr die Angst vor dem was auf sie zu kam und von dem sie noch nicht wusste was es genau war zu nehmen. Das half ihr die Schmerzen besser zu ertragen.

Als die schwarze Großraumlimousine in die Einfahrt zur Klinik bog, wies ein Uniformierter in die Richtung, in die der Chauffeur fahren sollte und einige Meter weiter hielten sie dort wo die Krankenwagen die Patienten anlieferten. Offensichtlich wurden sie schon erwartet, denn kaum hatte die Großraumlimousine abgebremst und war angehalten, tauchten mehrere Krankenpfleger auf und nahmen Laura und ihre Begleiter in Empfang. Laura wurde gleich in einen Raum gebracht, der offenbar für umfangreiche Untersuchungen vorgesehen war. Neben einer Liege, einem Ultraschallgerät und mehreren anderen medizinischen Geräten, die Laura nicht kannte, stand auch noch ein moderner gynäkologischer Untersuchungsstuhl im Raum. Bei dessen Anblick verkrampfte sich Laura. Doch zunächst wurde ihr Blut abgenommen und sie musste auch eine Urinprobe abgeben. Als das erledigt war, kam eine ältere Ärztin ins Untersuchungszimmer und stellte sich als Dr. Dubios vor.

Dr. Dubois untersuchte Laura auf die gleiche Weise wie Dr. Castigo es auch getan hatte. Nur war sie deutlich ruppiger und wenn Laura einen Schmerzenslaut nicht unterdrücken konnte, schaute die Ärztin sie ungehalten an. Laura war etwas eingeschüchtert vom forschen Auftreten der Ärztin.

„Höchstwahrscheinlich eine akute Appendizitis.“ sagte Dr. Dubios und meinte dann „Zur Differentialdiagnose gehört selbstverständlich auch eine gynäkologische Untersuchung.“

Als sie Laura anwies sich zu entkleiden und auf den gynäkologischen Stuhl zu setzen, kam Panik in Laura hoch.

„Außerdem muss ich Sie, Dr. Castigo, bitten den Raum zu verlassen!“

Das war offensichtlich keine Bitte, sondern eine Anordnung. Dann hatte Laura ihre Panik nicht mehr unter Kontrolle.

„Nein!“ schrie sie, „Er bleibt hier! Er ist mein Arzt! Wenn ich mich da untersuchen lasse, dann nur von ihm!“ und dabei wies sie auf den Untersuchungsstuhl, der mit seinen Beinschalen bedrohlich auf sie wirkte. Sie wollte sich auf keinen Fall von dieser unsympathischen Ärztin gynäkologisch untersuchen lassen. Dr. Dubios sah sie streng an, bedeutete dann aber Dr. Castigo zu bleiben.