Aufrufe: 314 Created: Vor 10 Monate Updated: Vor 10 Monate

Tagebuch einer Medizinstudentin

Nur die Ruhe bewahren

15 Minuten noch bis zur ersten Klausur des Semesters. Wir alle stehen aufgeregt vor der Tür und blättern noch ein letztes Mal unsere Aufzeichnungen durch. Ich glaube der Prof mag mich nicht, also muss ich mich doppelt anstrengen. Neben mir steht ein Mädchen, das vor Aufregung zittert und auf und ab hüpft.„ Ich schaff das nicht, ich schaff das nicht, ich schaff das nicht“ ,murmelt sie vor sich hin. Ich gehe ein paar Schritte auf sie zu und lege ihr tröstend die Hand auf die Schulter und spüre dabei wie schnell sie atmet. Ich möchte sie beruhigen: „Hey Süße,“ sie dreht sich zu mir um „Du schaffst das schon, ok? Du bist bestimmt gut vorbereitet“. „Aber ich halte das nicht aus. Der ganze Druck… Kann ich nicht einfach schnell wegrennen, als wäre ich nie da gewesen?“ Ich muss mir ein kleines Grinsen verkneifen und sage ruhig zu ihr: „Entspann dich ein wenig. Ich bin mir sicher du schaffst die Prüfung. Behalte einfach die Nerven.“ Noch immer atmet sie nervös. Vorsichtig lege ich einfach meinen Kopf auf ihre Brust. Ihr Herz klopft wahnsinnig schnell und sowohl sie, als auch ein paar Umstehende blicken mich ein wenig verdutzt an. Dann lege ich meinen Zeigefinger daneben und tippe im Tackt ihres Herzschlags auf ihre Rippe: „Tipp-Tipp, Tipp-Tipp, Tipp-Tipp…“ Ich versteh selbst nicht ganz wieso das funktioniert, aber ihr Herzrasen wird tatsächlich langsamer. Scheinbar hat der Rhythmus ihres Herzens eine beruhigende Wirkung. Die Tür zum Prüfungsraum geht auf und ich nehme meinen Kopf wieder hoch. „Du schaffst es schon“, lächele ich ihr ein letztes Mal zu und als ich an ihr vorbei gehe flüstert sie mir ein „Danke“ zu und gibt mir ein kleines Küsschen auf die Wange.