Auf der Krankenstation: Niklas, der Simulant

Luca, der devote Soldat

Alex hatte als Sani schon vielen Soldaten rektal gemessen. Die meisten ließen es wie Niklas peinlich berührt über sich ergehen. Er hatte aber auch schon erlebt, dass es Jungs gab, den es offenbar nichts ausmachte und die es wahrscheinlich von zu Hause aus der Kindheit kannten. Es gab aber auch, wenn auch selten, ganz besondere Patienten. Luca war ein groß gewachsener Soldat. Kräftig, aber überhaupt nicht dick, sondern ein Modellathlet. Im Sport immer der Erste, beim Schießen der Beste, nie um ein Wort verlegen. Bei vielen war er beliebt, manche fanden ihn arrogant. Er wusste sein Aussehen gezielt einzusetzen. Freitags holte ihn nach Dienstschluss stets seine bildhübsche Freundin ab.

Er war das genaue Gegenteil eines Außenseiters. Wo er auftauchte, war das Testosteron in der Luft förmlich zu riechen. Was niemand wusste: Der durch und durch männliche Luca hatte offensichtlich auch eine passive, devote Seite. In der Kaserne lebte er sie aus. Anders war es nicht zu erklären, dass er mit allen möglichen Beschwerden im San-Bereich auftauchte. Dabei hatte sich längst herumgesprochen, dass der Arzt mit Simulanten unangenehme Dinge veranstaltet. Aber genau das schien Luca geradezu anzuziehen.

Einmal erklärte er zum Beispiel, ihm gehe es schlecht und ihm sei mal heiß und dann friere er. Die axillare Messung brachte natürlich einen normalen Wert, weshalb wie nach Vorschrift im Po nachgemessen wurde. Luca schien es zu gefallen. Sonst hätte er nicht einen halbsteifen Schwanz bekommen. Ein anderes Mal erschien er beim Arzt und erklärte, er habe schon seit vier Tagen keinen Stuhlgang mehr gehabt. Wo andere Soldaten bei der Ankündigung, einen Einlauf zu bekommen, ziemlich klein mit Hut wurden und um eine Tablette baten, schien Luca sich zu freuen: „Egal. Hauptsache, ich kann endlich wieder auf die Toilette gehen.“

Der Arzt erklärte ihm noch, sollten die Beschwerden öfter vorkommen, müsste man eine Darmspiegelung machen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Tatsächlich tauchte Luca ein paar Wochen später wieder beim Doc auf und unterzog sich der Rektoskopie. Er wusste den Grundwehrdienst bei der Bundeswehr für seine Vorliebe zu nutzen. Bei einer Domina hätte er Geld bezahlen müssen. Ob seine Freundin von diesem Fetisch wusste? Niklas jedenfalls verhielt sich wie die vielen anderen Soldaten. Er fand Fiebermessen und all diese Dinge einfach nur widerlich und fühlte sich mies dabei.