Auf der Krankenstation: Niklas, der Simulant

Rektales Fiebermessen auf der Krankenstation – nach Vorschrift, für alle

Der Stabsarzt hatte es satt, dass sich die Soldaten vor dem Dienst drückten und hatte irgendwann unter anderem die Anweisung gegeben, dass auf der Krankenstation das Fieber generell rektal gemessen wird, zumal es die genaueste Methode ist. Es sollte sich auch ruhig überall herumsprechen. Die meisten Jungs wurden davon abgeschreckt. Niklas, erst wenige Wochen in der Kaserne, hatte davon offenbar noch nichts gehört.

Ohnehin war die rektale Temperaturmessung damals bei der Bundeswehr nichts Ungewöhnliches, auch in der Dienstvorschrift ZDv 49/21 erwähnt und dort auf Seite 329 geregelt. „Bei vorhandenem Krankheitsgefühl, aber normaler Achseltemperatur muss stets rektal nachgemessen werden“, war dort unter anderem vorgeschrieben.

So musste bis zu seiner Entlassung am nächsten Morgen nun auch Niklas noch ein paar unangenehme Dinge über sich ergehen lassen. Als der Sani ankündigte, er würde gleich zum Fiebermessen vorbeikommen, ahnte er nichts Böses. Die Temperatur würde er gewiss ganz freiwllig kein weiteres Mal manipulieren. Denn auf ein weiteres Zäpfchen konnte er getrost verzichten. Gegen 18 Uhr war es auf der Station üblich, bei den Patienten die Temperatur zu messen. Wie gesagt, stets rektal.

Niklas hatte nicht bemerkt, dass Sani Alex nicht nur ein Thermometer in der Hand hielt, sondern auch schon Handschuhe trug. Für eine axillare Messung ja nicht nötig. Die war allerdings auch nicht vorgesehen. „Wir messen jetzt Fieber, diesmal aber im Po.“ Niklas schaute entgeistert. „Wieso denn das? Am Morgen haben wir doch auch unterm Arm gemessen“, protestierte er. Der Sani konterte: „Auf der Station wird generell im Po gemessen. Das ist am genauesten.“ Niklas ließ nicht locker: „Ich lasse mir kein Thermometer in den Arsch schieben.“

Alex verlor die Geduld. „Da wirst Du nicht drumherum kommen. Allen Soldaten wird hier im Po gemessen, ohne Ausnahme.“ Niklas blieb stur: „Nur unterm Arm!“ Der Sani verlor die Geduld: „Du bist verpflichtet, unseren Anweisungen zu folgen. Ich kann gerne den Arzt holen, der erklärt es dir auch noch mal. Und jetzt dreh dich um.“

Niklas gab klein bei, schob die Hose nach unten und drehte sich widerwillig um. „Es wird im ersten Augenblick etwas kühl und unangenehm sein“, sagte der Sani und schob die kalte, silberne Spitze des Thermometers vorsichtig in den Po des Soldaten. Niklas spürte den Fremdkörper in sich, er fühlte sich schrecklich. Nebenbei kontrollierte der Sani den Puls, ansonsten herrschte peinliche Stille. Nach drei Minuten zog er das Thermometer wieder heraus: „37,2! Prima, du hast kein Fieber mehr. Schön, dass das Zäpfchen dir so gut und vor allem schnell geholfen hat“, sagte Sani Alex und grinste fies.