Auf der Krankenstation: Niklas, der Simulant

Abführen! Aber nicht in den Knast…

Ein paar Stunden später tauchte der Sani wieder beim Simulanten auf Zimmer drei auf, der tatsächlich eingeschlafen war. „Mir geht es schon viel besser. Die Kopfschmerzen sind fast weg“, sagte Niklas auf die Frage nach seinem Befinden. Alex nahm eine Blutdruckmessung vor, kontrollierte den Puls und stellte noch die übliche Frage, die jedem Patienten auf der Station einmal täglich gestellt wird: „Hattest du heute schon Stuhlgang?“

„Nein, gestern auch nicht“, erwiderte Niklas. Er hatte das ungute Gefühl, man war ihm als Simulant auf die Schliche gekommen. So beschloss er in naiver Weise tatsächlich, es wäre ganz gut, noch ein paar Wehwehchen als Zeichen seines Unwohlseins vorzutäuschen, wenn schon die Kopfschmerzen verschwunden waren. Sani Alex, wie der Doc längst im Bilde, redete ihm nur zu: „Das ist sicher unangenehm. Meist fühlt sich der Bauch aufgebläht an. Man möchte auf die Toilette, kann aber nicht.“ Niklas nickte nur. Aber damit galoppierte er sich nur noch mehr in den Schlammassel.

Im selben Augenblick betrat der Stabsarzt das Krankenzimmer und erkundigte sich nach dem Befinden. „Sein Blutdruck und Puls sind etwas zu hoch“, sagte Sani Alex und trug gleich noch die anderen Beschwerden vor: „Der junge Mann hat seit gestern keinen Stuhlgang. Soll ich ihm etwas zum Abführen geben?“ Der Doktor schüttelte zunächst den Kopf: „Das muss ich mir erst ansehen.“

Sani Alex war gespannt. Hatte ein Soldat auf der Station mal zwei, drei Tage keinen Stuhlgang, drohte der Arzt immer damit, der Sani würde ihm ein Zäpfchen verpassen, wenn er am nächsten Tag nicht auf der Toilette war. Ein anderes Mal kündigte er an, für diesen Fall sei ein Einlauf unausweichlich. In den allermeisten Fällen mussten die Jungs kurze Zeit später von ganz allein auf die Toilette. War ein Simulant entlarvt, bekam der in der Regel sofort ein Zäpfchen oder ein Fertigklistier appliziert.

Auch auf Niklas hatte es der Stabsarzt abgesehen. Er bat ihn, den Bauch freizumachen und untersuchte den Rekruten, betastete den Bauch und stellte fest, dass Niklas bei Berührungen hier und da zuckte, dass alles aber offenbar lediglich schlecht gespielt war. „Es handelt sich nur um eine harmlose Verstopfung, nichts Schlimmes“, erklärte der Arzt und wandte sich an den Sani: „Holen Sie bitte einmal Practo Clyss.“ Aha, ein Klistier bekommt er also verabreicht, dachte sich Alex.

Der Sani holte das Fertigklistier aus dem Medikamentenschrank, streifte sich Handschuhe über und fettete den dünnen, 16 Zentimeter langen Schlauch ein und ging zurück ins Krankenzimmer. Noch immer untersuchte der Doc den jungen Mann, hörte Herz und Lunge ab, als Alex wieder neben ihnen am Bett stand. Der Arzt rückte sein Stethoskop zurück um den Hals: „So, Sie ziehen die Hose bitte mal ein Stück nach unten und drehen sich auf die linke Seite.“ Niklas wusste nicht, wie ihm geschah. Den Hinweis vom Arzt an den Sani, er solle Practo Clyss holen, hatte er durchaus mitbekommen, allerdings wusste er nicht, was damit gemeint war. Im Gegensatz zum Zäpfchen wagte Niklas es diesmal nicht zu protestieren. Der Stabsarzt, zwar auch gerade erst Mitte 30, flößte ihm mit seinem bestimmenden Auftreten gehörigen Respekt ein.

Der Arzt überließ dem Sani das Feld, der Niklas erklärte, was nun passiert: „Du bekommst jetzt eine Flüssigkeit in den Po, damit Du wieder auf die Toilette gehen kannst“, sagte der Sani und fügte hinzu: „Versuche bitte ganz locker zu bleiben.“ Niklas war trotzdem wieder ziemlich verkrampft, ihm war die Situation ziemlich peinlich, zumal noch der Arzt tatenlos neben ihm stand und zuguckte, wie ihm ein junger Mann in seinem Alter etwas in den entblößten Hintern schob.

Auch wenn Niklas unentspannt war, verrichtete Sani Alex gekonnt seine Arbeit. Er brach vom Schlauch die kleine, blaue Spitze ab, hob die Pobacke von Niklas an und hatte keine Mühe, den eingefetteten, nur einen halben Zentimeter dicken Schlauch immer tiefer ins Loch von Niklas zu schieben. Er löste die kleine Schlauchklemme. Alex ließ sich Zeit und genoss es, dem jungen Patienten einen kleinen Einlauf zu verpassen.

Unter leichtem Druck entleerte er ganz langsam den Plasteschlauch. Als er fast fertig war, versuchte er die Atmosphäre etwas zu lockern: „Du hast es gleich geschafft.“ Als die 120 Milliliter an Flüssigkeit im Arsch des Soldaten verschwunden waren, erklärte der Doc noch das weitere Prozedere. „Das Klistier wird sehr schnell wirken. Sie sollten aber versuchen, erst nach fünf bis zehn Minuten auf die Toilette zu gehen. Je länger sie warten, umso besser wirkt der Einlauf.“

Sani Alex mimte scheinheilig den Einfühlsamen: „Du wirst sehen, wenn Du auf der Toilette gewesen bist, wird es dir besser gehen und das Völlegefühl ist weg.“ Tatsächlich dauerte es nicht lange, und Niklas verschwand auf dem Klo. Längst hatte er beschlossen, spätestens morgen wieder gesund zu sein. Um alles in der Welt will er morgen wieder am Manöver teilnehmen.