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Artenvielfalt

8. Das Ruhe-EKG

Sabrina setzte sich auf und ließ die Füße wieder von der Liege baumeln. „Bleib bitte noch einmal liegen für das Ruhe-EKG.“ Sabrina folgte Dr. Winkelmanns Anweisungen und legte sich wieder auf den Rücken. Ihre Arme legte sie links und rechts von ihrem Körper auf die Liege. Zu gern wollte sie ihre Hände schützend auf ihre Brüste legen, doch sie hatte Angst, dabei die Aufkleber auf ihrem Körper zu berühren. Dr. Winkelmann ging kurz zum Schreibtisch. Gespannt wartete Sabrina darauf, was nun folgte. Dabei schaute sie sich im Untersuchungsraum um. Sie sah die Decke mit der hellen Lampe. Alles war weiß und sauber in dem Raum. Auch die Einrichtung schien modern. Sie erinnerte sich an den ebenfalls modern wirkenden Eingangsbereich. Nun wurde ihr wieder etwas kühl. Sabrina spürte die Luft auf ihrer nachten Haut und blickte auf ihren Körper. Ihre Brustwarzen hatten sich ein wenig zusammengezogen, die Nippel standen aufrecht. Dies zur Kenntnis genommen, legte sie den Kopf wieder ab und schaute zur Decke. Viel Zeit zum Nachdenken blieb nicht. Sie sah, wie Dr. Winkelmann zum Telefon griff und eine kurze Nummer wählte. Dabei baumelte sein Stethoskop gerade herunter und stieß leicht gegen die Tischkante. Er wartete kurz, dann sprach er in den Hörer. „Winkelmann hier, hallo Frau Schenke, wir beginnen jetzt mit dem EKG. Können Sie bitte gleich dazukommen?“ Dr. Winkelmann zögerte kurz und fuhr dann fort. „Zu Sebastian? Untersuchungszimmer 3? In Ordnung, ich komme gleich.“ Sabrina hörte aufmerksam zu. Einerseits überlegte sie, dass gleich noch jemand dazukommen sollte, andererseits muss der Doktor kurz ins Untersuchungszimmer 3. Was Sebastian wohl gerade macht und wie es ihm ergeht, dachte sie.

Dr. Winkelmann kam vom Schreibtisch wieder zu Sabrina. „Wir werden nun ein Ruhe-EKG schreiben. Dafür bekommst du noch ein paar Elektroden auf den Körper. Drei kleben ja schon, ein paar weitere kommen dazu, ja?“ Sabrina sah Dr. Winkelmann skeptisch an und beobachtete den Arzt dabei, wie er wieder zur Liege kam. Dr. Winkelmann schaute Sabrina kurz an und begann mit der Arbeit. Er nahm einige Aufkleber und platzierte den ersten etwas oberhalb auf Sabrinas linker Brust. Dann folgten weitere darunter. Jede Berührung nahm Sabrina ganz genau wahr. Das Aufdrücken der Elektroden fühlte sich so an, wie als wenn der Arzt jedes Mal dabei mit seinen Fingern den Herzschlag fühlte. Dabei pendelte das Stethoskop immer wieder etwas und berührte Sabrina mehrmals an Arm. Die neuen Elektroden hatten bereits ihre Kabel. Sabrina spürte einige auf ihrer Brust. Und immer wieder kitzelte es etwas, wenn eine neue Elektrode dazu kam. Die Kabel waren scheinbar alle miteinander verbunden und bewegten sich mit jeder Bewegung des Arztes. Auch die drei bereits aufgeklebten Elektroden bekamen noch hellgraue Kabel. Sabrina schaute kurz auf und sah, wie sehr sie verkabelt war. Es folgten noch farbige Klammern am Fußgelenk, die Sabrina so noch nie gesehen hatte. Einige Kabel lagen auf ihrer Brustwarze, was ein leichtes Kribbeln verursachte. Sie waren an einem Gerät angeschlossen, das Dr. Winkelmann neben die Liege gerollt hatte und bediente. Darauf befand sich ein Monitor, auf dem Sabrinas Herzkurven sichtbar wurden. Ihr schien es, wie als wenn sie den Maschinen komplett ausgeliefert war. Nun gibt es kein Geheimnis mehr, dachte sie. Die Kontrolle lag jetzt nicht mehr bei ihr. Alles, was in ihrem Körper vorging, registrierten jetzt die Geräte. Für einen Moment glaubte sie, dass auch ihre Gefühle, ja auch die Gedanken überwacht werden. Das kann natürlich nicht sein, versuchte sie sich zu beruhigen und wünschte sich, dass jetzt kein weiterer Arzt dazukommt.

Das Gefühl, das sich nun einstellte, war Sabrina gänzlich unbekannt. Sie spürte die festen Aufkleber auf ihrem Körper und dazu diese ganzen Kabel, die ein wenig auf ihrer Haut kitzelten. Alle Kabel führten von den Elektroden über ihre rechte Seite. Über ihrem Arm spürte sie alle zusammen. Von hier aus führten sie zum Gerät, das ihren Herzschlag nicht nur sichtbar, sondern auch wieder hörbar machte. Es piepte in regelmäßigen Abständen. Zwar war der Ton nicht laut, doch man hörte ihn deutlich. Die Abstände zwischen den Tönen waren gleichmäßig. Weil Sabrina wieder aufgeregt war, piepte es etwas schneller. Sie traute sich nicht sich zu bewegen. Zu groß war ihre Befürchtung, die Kabel durcheinanderzubringen. So blieb sie still liegen und lauschte den Piepen ihres Herzens. „Ich werde dich kurz einmal allein lassen und kurz zu einem anderen Patienten gehen. Gleich komme ich wieder.“ Dr. Winkelmann entfernte sich von Sabrina, ging zur Tür, öffnete sie und verließ den Raum. Nun war Sabrina allein und schaute kurz auf ihren Körper. Auf ihrer Brust und unter dem linken Busen klebten einige recht große weiße Elektroden. Ich bin schon arg verkabelt, dachte sie. Dann schaute sie etwas tiefer und sah ihren Slip. Das Bündchen ihres Slips spannte sich durch die Beckenknochen und lag nur auf ihrem Venushügel auf. An den Fußgelenken hatte sie Klammern, die sie kaum spürte. Auch hier waren Kabel befestigt, die mit dem Gerät verbunden waren. Es piepte und piepte.

Etwas Zeit verging, doch nichts passierte. Sie hob den Kopf nochmals kurz an und schaute erneut zu sich herunter. Die Kabel auf ihrem Körper bewegten sich etwas. Dabei spürte sie nun auch die Kanten der Aufkleber und sich jeder noch kleinen Hautfalte anpassten. Sie fühlten sich wie hartnäckige Fremdkörper an, die nicht von ihrer Position wichen und fest mit ihr verbunden waren. Durch die angewinkelte Liege konnte sie ihren verkabelten Oberkörper sehr gut sehen. Auf den Elektroden waren die Stecker farbig. So eine Form der Untersuchung hatte sie noch nie erlebt. Wie lang und intensiv sie zu sein scheint, dachte Sabrina. Selbst unterhalb der Rippen klebten Elektroden. Was damit wohl gemessen wird, überlegte sie. Die Zeit kam Sabrina ewig lang vor. Immer wieder hörte sie auch andere Geräusche vor der Tür. Mal Stimmen, mal Schritte. Aber jedes Mal wieder blieb die Tür verschlossen. Langsam wurde ihr auch etwas kühl.

Für einen Moment hörte sie wieder Stimmen, diesmal aber war es anders. Da sie vor der Tür nicht leiser wurden, bestätigte sich Sabrinas Verdacht. Die Tür ging auf, und Dr. Winkelmann trat mit einer weiteren Person herein. Es war eine schlanke Ärztin, aber nicht Frau Schenke. Die Ärztin war vielleicht in gleichem Alter wie Dr. Winkelmann. Auch sie trug einen weißen Kittel, offen, darunter einen sommerlichen, kürzeren Rock und ein gestreiftes Oberteil. Ihre blonden Haare trug sie nach hinten zusammengebunden. „Guten Tag Sabrina!“ sagte sie kurz, lächelte und schaute auf den Monitor. „Hallo!“ antwortete Sabrina, die sich in ihrer aktuellen Position gar nicht wohlfühlte. Es war ihr unangenehm, dass nun auch weitere Personen bei der Untersuchung dabei waren.

„Mein Name ist Dr. Karmann. Zusammen mit Dr. Winkelmann werden wir die nächsten Schritte deiner Untersuchung gemeinsam durchführen.“ Sie wirkte sehr freundlich, aber auch selbstsicher. Welche Untersuchungen sie wohl übernehmen wird, dachte Sabrina. Frau Karmann trat an Sabrina heran und schaute auf die Elektroden auf ihrem Körper. Dabei berührte sie Sabrina sanft mit der linken Hand ihrer Schulter. Sabrina spürte ihre warme Hand sehr deutlich. Für einen kleinen Moment sehnte sie sich nach Distanz. Doch dieses Unbehagen wich sekundenschnell einem keinen Hauch von Beruhigung, welches die Ärztin auszustrahlen schien. Sabrina schaute in die freundlichen Augen der Ärztin. Lange hielt sie dem Blickkontakt nicht stand und blickte schnell wieder zur Decke. Ein Gefühl von Unsicherheit rückte mehr und mehr wieder in den Vordergrund. Dr. Winkelmann beschäftigte sich mit dem Ergometer, was Sabrina aus dem Augenwinkel sah. Dann nahm sie wahr, wie Frau Dr. Karmann ein Stethoskop aus ihrer Kitteltasche zog. Sie hielt die Ohrbügel fest und ließ das Bruststück nach unten fallen. Dann dehnte sie die Ohrbügel und steckte sie sich die Oliven in die Ohren. Sabrina begriff schnell, was passieren sollte. Beschämt schaute sie weiter zur Decke, fand aber keinen Punkt, den sie fixieren konnte.

Schnell nahm Frau Karmann das Bruststück mit ihrer rechten Hand und legte es Sabrina oberhalb der rechten Brust auf den Oberkörper. Nicht ganz zwei Sekunden wechselte sie rasch, fast hektisch den Auskultationspunkt. Die Membran war nicht kalt. Sabrina nahm den Vorgang sehr achtsam wahr und spürte, wie die Ärztin die Membran etwas oberhalb der linken Brust versetzte. An dieser Stelle verweilte sie einige Sekunden. Dabei strich sie die Kabel etwas beiseite. Noch einmal wechselte sie sehr schnell die Position und drückte die Membran auf die Innenseite ihrer linken Brust. Da müssen doch überall diese Aufkleber sein, dachte Sabrina, aber scheinbar hatte die Ärztin noch eine freie Stelle über dem Herzen gefunden. Sabrina traute sich nicht ihren Kopf anzuheben und nachzuschauen. Stattdessen schaute sie kurz zur Ärztin. Sie wirkte sehr konzentriert und blickte auf die Stellen des Körpers, auf die sie das Bruststück auflegte. Es sieht schon komisch aus, wie die silbernen Bügel in ihren Ohren stecken und in Höhe ihres Kinns in einem dunkelblauen Schlauch münden, dessen Ende von der Ärztin leicht auf ihr Herz gedrückt wird, schoss es Sabrina dabei durch den Kopf. Der Anblick flößte ihr Respekt vor Frau Karmann, ja vor der ganzen Situation ein. Nach weiteren drei Sekunden auf der Position wechselte Dr. Karmann noch einmal den Punkt und setzte die Membran sehr schnell auf eine Stelle an Sabrinas linker Seite, hielt zwei Sekunden inne und nahm das Stethoskop dann herunter. „Perfekt.“ Sie schaute auf den Trolley und registrierte die Aufzeichnungen, während sie auch die Oliven des Stethoskops aus den Ohren nahm. Dann betätigte sie einige Schalter. Das Piepen verstummte.

„Zur Untersuchung gehört noch ein Belastungs-EKG. Wir werden nun einmal die Herzleistung unter Anstrengung prüfen. Hast du deine Turnschuhe dabei?“ fragte Frau Dr. Karmann, während sie sich das Stethoskop um den Nacken legte. Sabrina zögerte kurz und erinnerte sich, dass Dr. Winkelmann sie bat diese in den Raum mitzunehmen. „Ja, habe ich. Sie liegen dort drüben.“ Sabrina bewegte ihren Arm, um auf den Beutel mit ihren Schuhen zu zeigen. Sie hob ihn leicht und zeigte mit dem Finger auf den Beutel. Dabei merkte sie, wie sie die Kabel bewegte, durch die sie immer noch mit den Geräten verbunden war. Dr. Karmann schaute kurz in die Richtung. „Super.“, sagte sie. Sabrina bemerkte, wie sportlich die Ärztin wirkte. Es gab keine Verzögerung in ihren Handlungen, kein Überlegen. Sie wirkte zielstrebig und sehr agil. „In Ordnung. Richtest du dich bitte auf? Ziehe dir bitte gleich auch die Sportschuhe an, damit wir das Belastungs-EKG durchführen können. Das machen wir auf dem Ergometer dort.“ Frau Dr. Karmann zeigte auf das Sportgerät, an dem Dr. Winkelmann stand und die Unterhaltung beobachtete. „Die Elektroden lassen wir dafür auf deinem Körper.“

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Sunfun Vor 2 Jahre 2  
Arzthelfer Vor 2 Jahre 2