Fieberzäpfchen
9 members like this


Aufrufe: 2203 Created: 2020.05.29 Updated: 2020.05.29

Lotte ist krank

8 - Michael bleibt

Nachdem ich die Handschuhe ausgezogen und mir die Hände gewaschen habe, gehe ich wieder nach unten, wo Michael mich schon in der Küche mit einer großen Tasse Kaffee begrüßt. “Du bist ein wahrer Engel”, seufze ich. “Sie ist kein Fan von Zäpfchen, oder?”, fragt Michael und ich schüttele den Kopf: “Überhaupt nicht, aber wir haben es trotzdem geschafft, es ist nur zu ihrem Besten.”

Wir setzen uns an den Küchentisch und Michael erzählt mir von seiner Schicht. Danach reden wir noch über viele andere Dinge, wie zum Beispiel neue OP-Technik.

Nach circa einer dreiviertel Stunde steht er auf und sagt: “Wir sollten mal nach deiner kranken Maus sehen.”

Ich nicke zustimmend und gemeinsam gehen wir nach oben in Charlottes Zimmer.

Sie schläft immernoch und ich setze mich zu ihr und halte ihre Hand, während Michael ihr die Stirn abwischt. “Sie sollte unbedingt etwas trinken”, findet Michael.

Behutsam streichele ich Lotte über die Wange, die immernoch glüht. “Mäuschen, aufwachen”, flüstere ich. Stöhnend öffnet sie die Augen und blinzelt uns müde entgegen. “Guten Morgen, Charlotte”, begrüßt auch Michael sie. Lotte murmelt etwas Unverständliches zur Antwort und will dann die Augen wieder zumachen, um weiterzuschlafen, aber ich tätschele sanft ihre Wange und sie sieht mich unzufrieden an. “Du musst etwas trinken”, sage ich zu ihr und bekomme einen entnervten Seufzer als Antwort.

Aber ich hebe sie trotzdem aus dem Bett hoch und setze sie auf meinen Schoß. Vom Nachttisch reicht Michael mir die Teetasse und ich gebe sie Charlotte in die Hand. “Trink, du hast schon zu viel Flüssigkeit verloren”, fordere ich sie auf. Aber sie gibt mir die Tasse wieder und mault: “Ich mag nicht trinken, davon wird mir sicher wieder schlecht.”

“Hör mal, Charlotte”, sagt jetzt Michael, “Flüssigkeit ist wichtig für deinen Körper. Und durch das Schwitzen und das Erbrechen bist du schon viel zu ausgetrocknet. Wenn du nicht trinkst, dann müssen wir mit dir ins Krankenhaus fahren, da bekommst du dann eine Infusion.”

Das scheint zu überzeugen, denn Lotte nimmt wieder die Teetasse und trinkt jammernd ein paar Schlucke. “Ist ja gut”, flüstere ich und streichele ihr beruhigend über den Rücken. Als die Tasse zur Hälfte leer ist, stelle ich sie wieder weg und Lotte kuschelt sich erschöpft in meine Arme.

Prüfend fasse ich ihr an die Stirn. Sie hat immernoch hohes Fieber. “Komm, wir messen nochmal Fieber”, flüstere ich und sie jammert: “Aber du hast doch vorhin schon gemessen.” “Wir müssen das Fieber stündlich kontrollieren, da führt kein Weg daran vorbei”, tröste ich sie. “Du willst doch auch schnell wieder gesund werden, oder?”, fragt Michael. Weinend nickt Charlotte und gibt sich geschlagen.

“Kannst du es selber, oder sollen Michael oder ich es machen?”, frage ich Lotte. “Kann ich selber”, murmelt Lotte schläfrig, auch wenn sie nicht so überzeugend klingt.

Ich lege sie wieder ins Bett und lege ihr das Fieberthermometer neben das Kopfkissen und dann verlasse ich mit Michael den Raum.

Vor der Tür warten wir, dass sie uns Bescheid sagt, wann wir wieder reinkommen können. "Du misst bei ihr rektal?", flüstert Michael verwundert und ich seufze: "Eigentlich ist das Thermometer noch aus meiner Studienzeit, da hatte ich es irgendwann mal besorgt, damals waren die Ohrthermometer ja noch nicht so präzise und ich brauchte es, um eine genaue Körperkerntemperatur bestimmen zu können. Es ist aber noch nie ausgepackt worden und lag nur noch in der alten Kiste rum, ich hatte es schon ganz vergessen. Aber genau heute Morgen musste dann natürlich mein Infrarot-Thermometer kaputtgehen und da ist mir dann eingefallen, dass ich es noch habe. Es tut mir super leid für sie, jetzt geht es ihr nicht gut und ich muss sie dann auch noch damit quälen, aber leider haben wir gerade keine Alternative." "Du hättest doch was sagen können, dann hätte ich dir gerade auch noch ein neues Thermometer mitgebracht", sagt Michael und wirft mir einen leicht vorwurfsvollen Blick zu. "Daran habe ich in dem Moment nicht gedacht", flüstere ich entschuldigend.

Als wir nach 5 Minuten immernoch nichts von drinnen gehört haben, klopfe ich leise an der Tür und als keine Antwort kommt, öffne ich die Tür einen Spalt und spähe ins Zimmer.

Charlotte liegt genauso im Bett, wie wir sie zurückgelassen haben, und schläft. Neben ihr liegt unangetastet das Thermometer.

“Komm, wir machen das ganz schnell, während sie schläft, dann bekommt sie auch nichts davon mit”, flüstere ich Michael zu und dieser nickt.

Vorsichtig, damit Lotte auf keinen Fall aufwacht, ziehe ich die Decke zurück. Sie zuckt zusammen und wimmert leise, doch wacht nicht auf. “Schlaf ruhig weiter, alles ist gut”, flüstere ich ihr beruhigend zu, während Michael das Thermometer auspackt und die Messspitze mit etwas Vaseline einfettet. Behutsam drehe ich Lotte auf die Seite und winkele ihre Beine etwas an. Dann ziehe ich erst ihre Schlafanzughose und dann ihre Unterhose runter. Bei jeder Berührung zuckt sie leicht zusammen, doch ich streichele ihr beruhigend über die Schulter und flüstere: “Keine Angst, es ist gleich vorbei, kleine Maus, der Michael ist ganz vorsichtig.” Dann gebe ich Michael mit einem Nicken zu verstehen, dass er mit der Messung beginnen soll.

Als sie den sanften Druck der Thermometerspitze in ihrem Po spürt, zuckt Charlotte leicht zusammen und murmelt: “Lass das bitte, ich mag das nicht.” Doch ich streichele ihr beruhigend über den Kopf und sie schließt die Augen wieder.

Mit einem Knopfdruck startet Michael die Messung und gemeinsam beobachten wir besorgt, wie die Zahl auf der Temperaturanzeige immer weiter steigt, bis das Fieberthermometer schließlich bei 39,9°C das Ende der Messung durch ein erneutes Piepsen verkündet.

“Nur um 0,3° gesunken”, murmele ich besorgt. Währenddessen zieht Michael das Fieberthermometer vorsichtig aus Lottes Po, um sie nicht zu wecken. “Wenn das nicht bald besser wird, dann müssen wir sie wirklich in die Klinik bringen. Mir gefällt das hier nicht”, Michael runzelt die Stirn und ich sehe besorgt zu meinem kleinen Mädchen, dass so hilflos im Bett liegt und fiebert. Schweißperlen glänzen auf Lottes Stirn, ihr Gesichtsausdruck ist angespannt.

Vorsichtig ziehe ich ihr die Hose wieder hoch und schleiche dann mit Michael aus dem Zimmer, um sie in Ruhe schlafen zu lassen. Denn Schlaf ist ja bekanntlich die beste Medizin.

Auf dem Flur muss Michael gähnen.

“Du brauchst auch Schlaf, du hast eine anstrengende Schicht hinter dir”, sage ich zu Michael, doch er winkt ab:

“Ich bin nur ein bisschen müde, das ist schon in Ordnung. Ich bleibe noch bei dir und Charlotte.”

“Michael, du bist schon seit über 24 Stunden auf den Beinen, sei doch vernünftig, ich fahre dich schnell nach Hause, Lotte kommt auch kurz alleine klar”, versuche ich, ihn zur Vernunft zu bringen.

“Ben, die Kleine hat fast 40° Fieber, du kannst sie nicht einfach mal kurz alleine lassen, sie braucht dich und ich kann dir auch helfen, zur Not lege ich mich hier kurz auf's Sofa, ich schaffe das schon”, protestiert Michael.

“Kompromiss: Du bleibst hier, aber du legst dich in mein Bett und schläfst erstmal, mit Lotte komme ich schon klar”, schlage ich vor und Michael nickt.

Ich bringe ihn in mein Zimmer, wo ich ihm ein T-Shirt und eine Jogginghose von mir aus dem Schrank nehme. Zum Glück hat er etwa dieselbe Statue wie ich, es sollte also passen.

“Du kannst ins Bad gehen, ich gehe wieder zu Lotte”, sage ich und lächele ihm zu. “Danke Ben”, sagt Michael, “Wenn etwas ist, du vielleicht Hilfe mit Charlotte brauchst oder so, dann kannst du mich jederzeit holen.”

Lächelnd verlasse ich mein Zimmer und gehe wieder zu Charlotte. Sie liegt schwitzend im Bett und wirft sich unruhig hin und her. Wahrscheinlich hat sie gerade einen Fiebertraum. “Schschsch, alles ist gut, ich bin ja bei dir, dir kann nichts passieren”, flüstere ich ihr beruhigend zu und streichele über ihren warmen Kopf. Auf ihrer Stirn glänzt der Schweiß, sie zittert, ein Hustenanfall schüttelt sie durch.

Ich gehe wieder aus dem Zimmer und begegne auf dem Flur Michael. “Ist etwas mit Charlotte?”, fragt er besorgt. Mit gerunzelter Stirn sage ich: “Sie hat einen Fiebertraum und hustet stark.” “Wenn es noch schlimmer wird, dann hol mich dazu, ja?”, Michael sieht mich ernst an und ich nicke: “Aber schlaf jetzt erstmal, das mit Lotte habe ich schon unter Kontrolle.”

Comments

Lady Vor 4 Jahre  
Mis Sweety Vor 4 Jahre  
Mis Sweety Vor 4 Jahre  
DerBehandler Vor 4 Jahre  
n/a Vor 4 Jahre  
StephanieHauck Vor 4 Jahre