Fieberzäpfchen
7 members like this


Aufrufe: 2269 Created: 2020.05.24 Updated: 2020.05.24

Lotte ist krank

3 - Erste Untersuchung

“Mach dir keine Sorgen”, flüstere ich, “Wir untersuchen dich jetzt kurz, messen deine Temperatur und dann gebe ich dir etwas gegen das Fieber und die Übelkeit und die Schmerzen. Dann wird es sicher bald wieder besser. Und wenn das Fieber heute Abend noch nicht gesunken ist oder weiter steigt, dann fahren wir in die Klinik. Ich gebe auch schnell in der Schule bescheid, dass du heute nicht kommen kannst und ich rufe in der Klinik an, dass ich heute keinen Dienst machen kann. Es wird alles gut, ich bin bei dir.”

Ich drücke ihr einen Kuss auf die warme Stirn und verlasse dann den Raum.

In der Küche unten rufe ich zuerst im Sekretariat der Schule an, wo ich Charlotte krank melde. Das Telefonat mit der Klinik ist ebenfalls schnell erledigt, mein Kollege Niklas springt für mich ein.

Im Flur hole ich meinen bereits fertig für die Arbeit gepackten Arztkoffer. Dann gehe ich wieder nach oben und ins Badezimmer, wo ich im Medikamentenschrank nach dem Fieberthermometer suche. Doch ich kann es einfach nicht finden. Den ganzen Schrank räume ich aus und finde es schließlich ganz hinten in einer Ecke.

Als ich Charlottes Zimmer wieder betrete, ist sie schon fast wieder weggedämmert. “Da bin ich wieder”, flüstere ich und stelle den Arztkoffer vor ihrem Bett ab. Daraus hole ich mein Stethoskop, einen Spatel und das Blutdruck-Messgerät.

"Ich untersuche dich kurz, das kennst du ja", sage ich zu Lotte, die mir wortlos dabei zusieht, wie ich die Blutdruckmanschette um ihren Oberarm wickele und dann aufpumpe. "100/60, das ist aber ein bisschen niedrig", murmele ich und bedeute Lotte, dass sie den Mund öffnen und mir die Zunge rausstrecken soll. Mit dem Spatel drücke ich ihre Zunge runter, der Rachenraum ist ganz leicht gerötet, doch sonst erkenne ich keine Auffälligkeiten. "Und jetzt möchte ich doch noch kurz abhören", erkläre ich ihr, stecke mir die Oliven des Stethoskope in die Ohren, fahre mit meiner Hand unter ihr Schlafanzugoberteil und lege die Membran sanft auf ihrem Brustkorb ab. Ich höre das regelmäßige Klopfen ihres Herzens, doch es ist nichts Krankhaftes zu bemerken. "Und jetzt die Lunge", sage ich, "Atme mal bitte ganz tief ein und aus." Ich platziere die Membran erneut und sie atmet brav durch die Nase ein und durch den Mund aus, wie sie es schon so oft getan hat. Zu meiner Beunruhigung höre ich dabei ein leichtes Pfeifen, das gefällt mir nicht. Jetzt lege ich die Membran auf ihren Rücken. "Einmal Husten, bitte", fordere ich Lotte auf und während sie gehorsam hustet, höre ich ein leichtes Gurgeln in ihrer Lunge. "So ganz gefällt mir deine Lunge nicht. Hoffentlich hast du dir nichts Ernsthaftes eingefangen", meine ich mit gerunzelter Stirn zu Charlotte, als sie sich ihr Oberteil wieder runter zieht und ich mein Stethoskop weglege.

"Jetzt nur noch die Temperatur", sage ich zu Lotte. Dann halte ich ihr das Infrarot-Thermometer ins Ohr. Ich drücke auf den Knopf für die Messung, doch auf dem Display tut sich nichts. Ich versuche es erneut, doch wieder erfolglos. Das Thermometer muss wohl kaputt sein. “Das Thermometer ist kaputt, ich suche schnell nach einem Ersatz”, flüstere ich Charlotte zu und eile aus dem Raum.

So ein Mist, dass das ausgerechnet jetzt passieren muss. Hoffentlich habe ich noch mein Ersatzthermometer.