Die Geister, die ich rief....

Kapitel 2: Auf ins Wochenende

Wir hatten nicht mehr darüber gesprochen, außer dass meine Partnerin mich immer wieder daran erinnerte, das besondere Wochenende freizuhalten. Als es dann soweit war, bekam ich nur die Anweisung, meine Sachen für ein Wochenende in der Stadt zu packen. Ich würde aber nicht viel benötigen. Während ich nur meine kleine Reisetasche ins Auto legte, kam Bettina mit zwei Taschen. Eine fast so kleine wie meine und eine riesige, schwer gepackte Sporttasche, die ich ihr aber nicht abnehmen durfte. Ich war mächtig aufgeregt und konnte spüren, dass es ihr genauso ging. Sie fuhr in eine große Stadt. Als wir dort an einem Hotel ankamen, sagte sie mir, dass ich kurz im Auto verweilen könnte. Sie würde nur schnell einchecken und dann ginge es weiter.

Die dann kurze Fahrt führte in ein Gewerbegebiet am Rande der Stadt. Dort fuhr sie in den Hinterhof eines modern wirkenden Gebäudes. Sie gab mir zu verstehen, dass wir am Ziel angekommen seien. Wir beide stiegen aus, sie schleppte die Tasche und klingelte an einer schweren Tür. „Da seid Ihr ja.“ klang die die freundliche Stimme einer jungen Frau und der Türsummer brummte. Wir traten ein und am Ende eines langen Ganges stand eine Tür offen. Wir gingen auf die Tür zu, in der eine kleine, junge Frau stand. Sie war ganz weiß gekleidet. Mir fiel ihre gute Figur in der enganliegenden weißen Jeans auf. Dazu trug sie ein weißes Poloshirt. Ihre braungebrannten Füße steckten in weit ausgeschnittenen weißen Ballerinas. Trotz ihres braunen Teints hatte sie Sommersprossen. Ihre fast schwarzen Haare waren zu einem Bob geschnitten. Der einzige Farbakzent war ein pinker Mundschutz, der um ihren Hals gebunden dort unter dem wunderschönen Gesicht hing. „Herzlich willkommen, Ihr beiden. Kommt herein.“ begrüßte sie uns und führte uns in einen Empfangsbereich, der offensichtlich zu einer Praxis gehörte. Ein Schild zu einer Praxis war am Eingang gar nicht erkennbar gewesen. Schon fragte ich mich, was mich hier wohl erwarten würde. Vor der Empfangstheke stellte Bettina die Tasche ab. „Willkommen in meinem Studio. Ich bin Evelyn.“ sagte die kleine Frau und streckte mir ihre zierliche Hand mit den präzisen kurz geschnittenen Fingernägeln entgegen. Sie blickte mich sehr direkt an und fragte: „Du bist also bereit, Dich von uns heute unterhalten zu lassen?“ Ohne genau zu wissen, was auf die Frage folgen könnte, nickte ich schüchtern und blickte zu Bettina, die mir aufmunternd zulächelte. „Vertrau mir.“ sagte sie leise verschmitzt.

Evelyn fasste mir leicht auf meine Schulter und schob mich bestimmt in Richtung eines offensichtlichen Wartzimmers. „Wir werden uns heute ganz um Dich kümmern. Wir das sind mein Team, Bettina und ich. Nimm bitte Platz, während Bettina, unsere medizinische Leitung und ich noch ein paar Vorbereitungen treffen müssen.“ Sie zeigte auf die 6 freien Stühle. Ich wählte einen aus und sie schloss die Tür. Es war relativ still. Ich vernahm ein paar leise Stimmen, von denen ich die von Bettina und Evelyn erkannte. Es schienen aber noch einige mehr zu sein. Nun war ich mächtig aufgeregt. Was würde in diesem Studio passieren? Was hatte sich Bettina ausgedacht? Es fühlte sich an wie eine kleine Ewigkeit. Wie in einer richtigen Praxis lagen auch hier Zeitschriften auf dem kleinen Tischchen in der Mitte der 6 Stühle. Trotz meiner Aufregung nahm ich eine Automobilzeitschrift, in der ich blätterte, aber gar nicht richtig wahrnahm, was ich las.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich das harte Klappern von Absätzen, die sich der Tür näherten. Als sich die Tür öffnete, war mein Staunen riesig. Dort stand Bettina. Sie war ganz anders gestylt als ich es von ihr kannte. Während sie sonst eher Wert darauf legte, sportlich leger und unauffällig zu wirken, hatte sie sich richtig in Schale geschmissen. Sie sah umwerfend aus. Ihre langen blonden Haare hatte sie zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden. Dazu hatte sie sich eine schwarze Brille aufgesetzt, die sie eigentlich gar nicht benötigte. Sie trug ein enges, schwarzes Etuikleid und hohe, nudefarbene High Heels mit roter Sohle. Zwar wusste sie, wie gut mir so etwas gefiel, aber sie erklärte häufig, wie unbequem, unpraktisch und wenig alltagstauglich so etwas sei. Das einzige, was ihrem Aussehen einen medizinischen Anstrich gab, war ein weißer Kittel, den sie über dem tiefen Rückenausschnitt trug. Ihr Gesicht hatte sie extremer geschminkt, als ich es von ihr kannte und je gesehen hätte. „Guten Tag, ich bin Bettina und leite Sie heute durch ein medizinisches Erlebnisprogramm. Ein hoch qualifiziertes Team wird sich heute intensiv um Sie kümmern und Ihnen ein unvergessliches Erlebnis bescheren. Dürfte ich Sie bitten, mich zu begleiten?“ Etwas verwirrt von der Förmlichkeit stand ich auf und folgte ihr durch einen engen Gang mit einigen geschlossenen Türen zu einem Zimmer am Ende des Ganges. Durch die halb geöffnete Tür sah ich ein Badezimmer. Als ich eintrat, lagen dort Kleidungsstücke sortiert auf einer Bank. „Bitte duschen Sie sich und kleiden sich mit den dort für Sie bereitgelegten Stücken an. Hoffentlich passt alles. In 10 Minuten hole ich Sie hier an der Tür ab.“ Mit einem leichten Kichern und gleichzeitig fragendem Blick schloss sie die Tür und ließ mich allein.

Als ich mit dem Duschen fertig war und mich abgetrocknet hatte, sah ich zum ersten Mal, was da für mich hingelegt wurde: Es war Damenkleidung! In meiner Größe lag ein schwarzer Spitzenstring, ein schwarzer Bandeau BH, ein schwarzes Miniröckchen, halterlose Strümpfe mit schwarzem Spitzenrand und schwarze High Heels mit unendlich hohen und dünnen Absätzen in meiner Größe. Außerdem lag dort eine Perücke mit langen schwarzen Haaren. So gut es ging, schlüpfte ich in das Outfit und setzte die Perücke auf. Als ich in die Schuhe schlüpfte, stellte ich zum ersten Mal fest, wie schwer es ist, darin zu stehen und gar zu laufen. In dem Bad war auch ein Spiegel und ich selbst war erstaunt zu sehen, wie weiblich ich nun aussah. Gut, ich habe nicht die perfekte Figur, aber insgesamt überraschte ich mich selbst.

Während ich mich noch im Spiegel betrachtete, öffnete sich die Tür und Bettina schaute erwartungsvoll blickend auf mich. „Prima, Nadine. Offensichtlich passt alles. Bitte begleiten Sie mich“. Unsicher balancierend ging ich hinter ihr her. Wieder führt sie mich ins Wartezimmer, welches allerdings nicht mehr leer stand. 2 weitere Patientinnen saßen darin. Das war mir außerordentlich peinlich, aber sie schienen von mir kaum Notiz zu nehmen. Sie blätterten in ihren Frauenzeitschriften und riefen nur einen knappen Gruß zu. „Gleich werden Sie aufgerufen“ sagte Bettina und schloss die Tür hinter mir. Unsicher setzte ich mich, zupfte meinen Rock zurecht, das Oberteil möglichst herunter und überkreuzte die Beine. So war das also mit der Souveränität der Wartenden. Nachdem ich eine akzeptable Sitzposition gefunden hatte und meinen aufgestellten Fuß so stabilisiert hatte, dass der Schuh nicht mehr kippelte, sah ich mich um. Die beiden anderen Patientinnen sahen sehr attraktiv aus. Die eine trug ein kurzes Sommerkleidchen in buntem Muster und dazu beeindruckend hohe Plateau Heels in Weiß. Die andere trug eine enge weiße Jeans und ein enganliegendes Spitzenoberteil, vermutlich einen Body. Dazu auch sehr hohe rote High Heels mit einer hellen Sohle. Sie war dazu ziemlich groß und hatte eine dünne Figur. Ihre Haare waren lang und blond, während die andere, etwas kleinere mittellange rötliche Haare trug, die ein wenig wild abstanden.

Als ich mir gerade wieder eine Zeitschrift nehmen wollte, und dabei überlegte ob ich mit der Automobilzeitschrift Stilbruch betreiben sollte oder ebenfalls eine Frauenzeitschrift nehmen, öffnete sich wieder die Tür und Bettina rief: „Nadine bitte in Raum 2“.