medicpatient
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Aufrufe: 1403 Created: 2019.06.16 Updated: 2019.06.17

Der Aufenthalt

Nachts

Eigentlich schlafe ich extrem gut. Fast schon zu gut, wenn man meiner Mutter glaubt. Sie ist oft genervt, weil sie mich nicht aus dem Bett bekommt.

Aber in dieser Nacht war es anders. Vermutlich, weil ich mit diesen dummen Bildern der Filme eingeschlafen bin. Ich habe sie wohl irgendwie in meine Träume gelassen. In jedem Falle wachte ich ständig auf. Immer und immer wieder. Ich sah die dümmsten Szenen vor mir. Und ich bekam teilweise Panik. Vor allem, weil es so viele ungeklärte Fragen gab:

Wie wird es mir gefallen?

Warum soll der Aufenthalt so lange dauern?

Was passiert, wenn ich nach Hause möchte?

Wo werde ich überhaupt hin müssen?

Werde ich Besuch bekommen?

Diese und viele andere Fragen schwirrten in meinem Kopf herum. Und sicher kennst du es von dir: Wenn man sich viele Gedanken macht, fällt es nicht gerade leicht, in Ruhe zu schlafen.

Wenn es das Internet schon gegeben hätte, wäre ich vermutlich aufgestanden, um mich zu informieren. Aber damals war es noch nicht ganz so weit. Wenige Jahre trennten mich noch von der Erfindung. Aber: Besser geschlafen hätte ich vermutlich auch dann nicht. Wenn ich denn überhaupt Informationen gefunden hätte. Denn ich wusste ja im Grunde nicht viel. Außer, dass ich für vier Wochen in eine Klinik kommen würde. Und dass es dort angeblich ein wenig so ist, wie im Urlaub. An dem Punkt zweifelte ich ehrlich gesagt. Aber vielleicht lag ich ja auch komplett falsch und es würde eine tolle Erfahrung werden.

Ich versuchte mir gute Gedanken zu machen. Dass es sicherlich schön würde, dass ich neue Leute kennenlerne und Erfahrungen sammeln kann. Und dass es ja per se nicht schlecht ist, wenn mal jemand schaut, wie es einem so geht.