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Aufrufe: 1424 Created: 2019.06.16 Updated: 2019.06.17

Der Aufenthalt

Wie alles begann

Ich gehe wirklich gerne zum Sport. So lange ich denken kann, bin ich schon Schwimmer. Und das immer mit Leidenschaft. Irgendwann regte mein Trainer dann aber einmal an, dass ich mich doch ruhig mal in aller Ruhe durchchecken lassen könne. Wie er darauf kam? Ich kann es nicht einmal mehr sagen. Mittlerweile ist es ja auch schon einige Jahre her. Aber ich werde alles so gut es eben geht aufschreiben. Aus der Erinnerung heraus.

In jedem Falle sagte er es nicht nur mir, sondern auch meiner Mutter direkt nach dem besagten Training. Ich weiß es noch sehr genau, da es einen Tag nach meinem 18. Geburtstag gewesen ist. Sie wartete wie so oft in der Vorhalle des Schwimmbades um mich abzuholen. Der Trainer stand, als ich aus der Umkleide kam, zu meiner Verwunderung schon bei ihr. Das ist bisher sehr selten vorgekommen. Ich glaube fast nie. Sie machte ein leicht besorgtes Gesicht. Und im Auto offenbarte sie mir dann auch, was er ihr gesagt hat. Sie hatte eine leicht zitternde Stimme. Aber zugleich war sie auch bestimmend.

"Maik, dein Trainer meint, es wäre gut, wenn ich dich in den nächsten Monaten zu einer ausgiebigen Kontrolle schicke. Er hat mir eine Adresse mitgegeben. Dort hat man viel Erfahrung mit Jugendlichen, die Sport treiben."

Danach gab es eine unangenehme Stille im Auto. Ich erinnere mich, dass ich nicht wirklich reagiert habe. Ich wusste nicht, was sie meint.

"Du sollst zunächst vier Wochen in eine Klinik. In den kommenden Sommerferien. Die Zeit geht bestimmt schnell rum. Und er sagte, dass es dort auch ein wenig wie Urlaub sei! Das klingt doch super, oder?"

So ganz überzeugt schien sie selbst nicht. Ich hörte es in ihrer Stimme. Aber ich wusste auch, dass sie den Entschluss bereits gefasst hatte.

"Ma, was soll denn das? Mit mir ist alles in Ordnung!"

"Maik, lass doch gut sein. Es passt in diesem Jahr gut. Ich kann wegen der Arbeit eh nicht in Urlaub fahren und du bist nicht allein daheim! Bitte versteh das. Es kostet uns außerdem keinen Pfennig."

Ich wusste in dem Moment, dass Widerspruch sinnlos wäre. Daher probierte ich es auch nicht. Ohnehin war ich eher der Schüchterne. Der, der selten widerspricht.

An dem Abend schlief ich nicht gut ein. Ich erinnerte mich an die vielen Science Fiction-Filme, die zu dieser Zeit im TV liefen. Und dort gab es oft Szenen von Untersuchungen. Außerirdische oder irgendwelche verrückten Wissenschaftler. Ich weiß nicht, warum mir diese Bilder dabei in den Kopf gerieten. Aber ich schlief mit der Gewissheit ein, dass mir die kommenden Sommerferien nicht sonderlich gut gefallen würden. Zum Glück waren es noch einige Wochen bis dahin!