medicpatient
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Aufrufe: 1232 Created: 2019.06.17 Updated: 2019.06.17

Der Aufenthalt

Der nächste Morgen

Nach dieser Nacht wachte ich sehr müde auf. Ich merkte, als der Wecker klingelte, dass das alles andere als eine ruhige Nacht gewesen ist. Trotzdem musste ich natürlich aufstehen, um mit meiner Ma zu frühstücken und danach zur Schule zu gehen. Das Abitur war nicht mehr weit weg! Und ich hatte dahingehend durchaus einigen Ehrgeiz. Bis auf meine extreme Müdigkeit war es also ein Morgen, wie jeder andere..Zumindest fast.

Meine Ma machte einen komischen Eindruck. Ich weiß nicht warum. Aber vielleicht hat sie auch realisiert, dass ich in den bevorstehenden Sommerferien im Grunde nicht zu Hause sein werde. Zwar arbeitet sie viel, aber trotzdem ist es sicherlich komisch, wenn niemand da ist. Aber für mich ist das Ganze natürlich auch komisch. Ich weiß nämlich immer noch nicht, was mich wirklich erwartet.

Beim Frühstück nehme ich dann allen Mut zusammen: "Ma, sag mal, was weißt du eigentlich über diese Klinik? Wusstest du schon vor dem Training davon?". Sie schaut mich an, legt ihren Löffel beiseite. Sie überlegt kurz. "Ja, dein Trainer und der Hausarzt haben mich schon informiert, dass es sinnvoll ist, wenn du dort mal in aller Ruhe aufgenommen wirst. Ich habe mir viele Gedanken dazu gemacht. Aber es ist schließlich nur zu deinem Besten." Dieser Argumentation konnte ich an diesem Morgen noch nicht wirklich folgen. Vielleicht, weil ich schlecht gepennt hatte, vielleicht, weil ich den Sinn hinter allem noch nicht sah. Ganz sicher aber, weil ich überhaupt gar keine Lust auf all das hatte. Sie machte weiter: "Du wirst auf jeden Fall am ersten Montag in den Ferien abgeholt um 09:00 Uhr. Und gegen 14:00 Uhr werdet ihr dann in der Klinik sein. Ich kann wegen der Arbeit leider nicht mitkommen. Und der Hausarzt sagte auch, dass es nicht gewünscht ist, wenn die Eltern mitfahren. Viele würden dann erst recht Heimweh bekommen." Also werde ich erst einmal gar nicht gefragt, ob ich etwas dagegen habe. Es scheint schon alles abgemacht zu sein. "Und außerdem", sagte sie weiter, "sind es doch nur vier Wochen." Das "nur" blieb ihr fast im Hals stecken. Weil sie wusste, dass es eine lange Zeit ist. Vor allem für mich.

Ich kapitulierte nach diesem kurzen Gespräch und beschloss, alles hinzunehmen, wie es ist.

Ich fragte nicht mehr.

Ich machte mir nur meine Gedanken.

Und die trieben mich wirklich manchmal fast in den Wahnsinn.

In ein paar Wochen würde ich aber keine Fragen mehr haben.

Dann wüsste ich, was es mit all dem auf sich hat!