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Aufrufe: 836 Created: 2019.03.26 Updated: 2019.03.26

Dienstangelegenheiten

Missetat begangen

Nach einiger Zeit setzt sich Rob gerade hin und schaut mich an. "Ich geh mal eben telefonieren." und damit steht er auf und verschwindet im Büro. Die Tür schließt er hinter sich. Nach einiger Zeit kommt er zurück und stellt sich in den Türrahmen. "Kommst du mal mit runter?" "Warum? was gibts?", irgendwas ist hier faul. "Wir sollten nochmal im Auto schauen, ob wir nichts vergessen haben. Ich hab da so ein komisches Gefühl."

So ganz glaub ich ihm nicht aber was solls, mal sehen. Auf dem Weg runter in die Halle lässt sich Rob mega viel Zeit, sodass ich vor ihm die Halle betrete. Arglos laufe ich zum Auto, ziehe die Seitentür auf und steige ein. Rob folgt mir, schließt die Seitentür hinter uns und schließt ab. Ehe ich gecheckt habe was los ist greift er zum Funkgerät, welches bei uns auch hinten im Patientenraum hängt und drückt die 6. Nach kurzer Zeit erscheint mit einem Signalton "nicht einsatzbereit" auf dem Display.

"Was geht hier vor? Was hast du vor?" "Mich mal ungestört mit dir unterhalten, die Leitstelle weiß Bescheid, die nächsten 1,5 Stunden sind wir raus. Läuft unter EInsatznachbereitung." Langsam weiche ich zurück bis ich hinten an der Hecktür stehe. "Hey du brauchst keine Angst vor mir haben." Er steht auf der anderen Seite der Trage bei dem Betreuersitz. Langsam komme ich vor, klappe den Sitz auf meiner Seite runter und setze mich hin. In dem Moment wo er aufsteht springe ich zur Tür aber er ist schneller und hält mich mit beiden Armen auf meinem Rücken zurück. Ich sehe ein, dass ich hier nicht rauskomme und setze mich wieder auf meinen Sitz. Mir gegenüber auf dem dritte Stuhl am Kopfende der Trage nimmt er Platz, beugt sich vor und schaut mich an. "Wie geht es dir?"

Mit gesenktem Kopf erzähle ich, wie es wirklich ist. Von meiner Vorerkrankung, von der Belastung aus dem letzten Einsatz und allem was dazu gehört. Auch von meiner Angst vor der Biopsie und dass ich allgemein nicht so fit bin. Nach etwa einer Viertelstunde muss ich stoppen. Rob schaut mich an und ich merke, dass es mir hoch kommt. Während ich noch würge steht es auf, beugt ich über mich rüber zum Fach hinter mir. Gerade noch rechtzeitig kann er einen Beutel rausholen und hält ihn mir vor das Gesicht. Er zieht sich Handschuhe an und tastet nach meinem Puls. Das Gefühl der blauen Nitrile-Handschuhe wirkt irgendwie beruhigend und vermittelt mir ein Gefühl von Sicherheit. Tiefe, ehrliche Sicherheit.

Als das Würgen langsam abklingt reicht er mir ein Taschentuch und ich schaue ihn an. Sein Blick ist Erwartungsvoll. Ich schaue wieder weg. In diesem Moment schäme ich mich dafür. Plötzlich steht Rob auf und öffnet den Medikamentenschrank. Er nimmt zwei verschiedene Ampullen heraus und zieht diese auf. Aus dem Apothekerschrank nimmt er die Schachtel mit dem Zugang und stellt sie demonstrativ auf die Trage. Auf seinen fragenden Blick nicke ich stumm.

Er fragt mich nach Allergien und Vorkommnisse mit Medikamenten, ich schüttele nur stumm den Kopf. Er beugt sich über mich und dreht meine Sitzlehne nach hinten, sodass ich im Sitz halb liege. Dann greift er meinen linken Arm und zieht ihn auf die Trage. Als er den Stauschlauch anlegt und nach einer Vene sucht lehne ich den Kopf nach rehte an die Wand und warte auf den Stich. Als er desinfiziert ziehe ich aus Reflex den Arm ein Stück weg, was er mit einem "Benimm dich!" quittiert. Mit seiner linken Hand drückt er meinen Arm auf die Trage und Sticht mit der Rechten zu.

"Das erste ist Ondansetron, das kennst du ja." Ich nicke. "Und wenn ich auf die Uhr sehe haben wir noch eine gute Stunde. Deshalb kannst du dich jetzt etwas entspannen. Ist mit den Kollegen und dem Ärztlichen Leiter abgesprochen, in einer Stunde bist du wieder dienstfähig." Damit setzt er die zweite Spritze auf und appliziert 1ml. "Das sollte reichen." "Rob, was..." Ich merke wie die Wirkung einsetzt. "Midazolam. Keine Sorge, ich bleibe die ganze Zeit bei dir. Du bekommst gleich noch ein Pulsoxy und dann..."

Ab diesem Punkt ist meine Erinnerung ausgesetzt. Rob lächelt und denkt *Missetat begangen*

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Lari Vor 5 Jahre  
n/a Vor 5 Jahre