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Aufrufe: 883 Created: 2019.03.14 Updated: 2019.03.14

Dienstangelegenheiten

Der Verkehrsunfall

Weiter gehts. Dieser Teil hat etwas gedauert. Der nächste wird mich etwas mehr Kraft kosten, weil es wieder um Gefühle geht, die ich real erlebt habe. Aber erst mal viel Spaß hier mit

Beim Eintreffen kommt uns der Gruppenführer des NEF schon entgegen. "Die Feuerwehr muss gleich erst das Auto anheben. Einer von euch schaut bitte nach dem Patienten im Fahrzeug, der andere nach dem unter dem Auto." Rob und ich stimmen uns ab, der unter dem Wagen ist meiner.

"Rettungsdienst Nordstadt, Jessica ist mein Name. Können sie mich verstehen?" Der Mann öffnet die Augen und schaut mich an. Er versucht etwas zu sagen, es klappt nicht. "Alles gut. Strengen sie sich nicht zu sehr an. Wir machen das so, ich frage nur Ja oder Nein Fragen und sie blinzeln einmal für Ja und zweimal für Nein. Haben sie das verstanden?" Er blinzelt einmal.

Wunderbar. Ich frage ihn ob er Atemprobleme hat und er verneint. Auf die Frage ob die Schmerzen so stark sind, dass es ihm schwer fällt zu reden blinzelt er einmal. Ich frage sämtliche Körperpartien ab. Er hat Schmerzen in den Beinen und im Becken. Also schonmal keine Querschnittslähmung. Ich recke mich unter das Auto und versuche seinen Puls zu tasten. Er ist schwach aber noch da. Der Mann kann sich daran erinnern was passiert ist und auch wo er sich befindet. Er spürt alles von seinem Körper und kann auch seine Beine bewegen, wenn auch unter Schmerzen.

An seinem Puls spüre ich, wie er stetig schlechter wird. An seinem freien Arm lege ich ihm einen Zugang und verabreiche ihm Schmerzmittel.

Rob kommt zu mir und fragt nach dem Befinden. Ich mache eine kurze Übergabe mit allem was ich weiß. Rob läuft los um einen Hubschrauber nachzufordern. Währenddessen hat der Mann Mühe seine Augen offen zu halten. "Bleiben sie bei mir und lassen sie bitte die Augen auf... irgendwie." Ich halte seine Hand und er drückt zu. Sein Puls ist deutlich schneller. Ich befürchte, dass er im Becken einblutet.

Die eingetroffene Feuerwehr fängt an den Wagen anzuheben und Rob hat die Trage bereitgestellt mit allem Equipment was im Auto verfügbar war. Der Notarzt ist ebenfalls dazugekommen und spricht mit dem Mann, dass er direkt eine Narkose bekommen wird, damit er von allem weiteren nichts mitbekommt. Er blinzelt einmal, dann rollt eine Träne aus seinem Auge. Er hat Angst, was ich sehr gut nachvollziehen kann. "Ich verspreche ihnen, ich bleibe bei ihnen bis der Hubschrauber eingetroffen ist, von da an geben die Kollegen auf sie Acht. Ich bin mir sicher es wird alles gut." Erscheint mir zu vertrauen denn er blinzelt einmal. Kurz darauf ist er frei und wird auf die Schaufeltrage und in die Vakuummatretze gelegt. Die Medikamente für die Narkose hat Rob bereits vorbereitet und auch für die Intubation liegt alles parat. Soetwas auf der Straße zu machen erfordert extrem viel Zusammenarbeit und Erfahrung.

Erst jetzt sehe ich, dass andere Rettungsmittel da sind und die Patienten versorgt haben, unter anderem auch mein Partner, der an einer anderen Wache fährt. Er winkt mir zu, ich schicke einen Kuss zurück. Und auch erst jetzt bemerke ich, dass der Gruppenführer ein sehr guter Freund von mir ist. Tobi ist schon oft mit bei uns gewesen zum Trinken und bei Ausflügen dabei.

Rob und er legen die Beckenschlinge an. Dann setze ich die Spritze mit dem ersten Medikament an. Der Mann blickt mir fest in die Augen und ich lächele ihn an und sage: "Es wird alles gut!" Er schließt langsam die Augen. Dann kommt das Narkosemittel und als letztes das, was seine Muskeln erschlaffen lässt. Der Notarzt schiebt den Tubus rein, kontrolliert, fixiert und schließt die Beatmung an. Dann wird die Vakuummatratze angepasst und abgesaugt.

"Christoph 25 hat noch etwa 30 Sekunden bis zur Landung auf der Kreuzung. Laden schonmal ein und fahrt rüber." Tobi hilft noch mit, den Patienten ins Auto zu bringen.

Am Hubschrauber macht unser Notarzt eine Übergabe mit seinem Hubschrauberkollegen, dann lagern wir den Patienten auf die Trage des Helis um. "Ein schönes Mädel fliegt ihr da!" Rob grinst. Er mag Hubschrauber.

Ein letztes Mal drücke ich die Hand des Patienten bevor er im Heck des Helis verschwindet und die Klappen zugeschlagen werden. Rob und ich und auch der Notarzt ziehen uns zum Auto zurück. Ich setze mich aufs Trittbrett und schaut dem Heli nach, wie er in die Luft steigt, abdreht und schließlich in den Wolken verschwindet.

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