Es ist immer schwer, so einen Fall nur aus Medienberichten wirklich zu beurteilen. Studentinnen zu solchen Untersuchungen zu nötigen wäre auf jeden Fall völlig inakzeptabel und sicher eine Ausnahme.
Im Medizinstudium wird schon auch Praktisches geübt, aber nur allgemein und im wahren Sinne des Wortes eher oberflächlich. Für manche Tastuntersuchungen oder Blut abnehmen gibt es Übungsmodelle aus Kunststoff. Im Studium wird man öfter bei Untersuchungen (mit echten Patienten) nur zuschauen als selber welche auszuführen. Alle Untersuchungen, die Studentinnen und Studenten an sich gegenseitig vornehmen, sind nach meiner Kenntnis auf freiwilliger Basis, und manche Unis trennen in solchen Kursen auch Männer und Frauen. Was du da machst, ist außerdem eh recht "harmlos", also Blut abnehmen, oder ein normaler Status, also in den Hals schauen, Herz/Lunge abhorchen, Bauch abtasten. Ultraschallkurse gibt es auch, aber auch da nur die, bei denen der Schallkopf außerhalb des Körpers bleibt, und eher bei echten Patienten, denn du willst ja lernen wie ein bestimmter Befund aussieht, und nicht nur immer die Bilder der gesunden jungen Kommilitonen sehen.
Alles Weitere gehört dann eh in die Ausbildung fertiger Ärzte und Ärztinnen. Eine gynäkologische vaginale Tastuntersuchung macht nur Sinn in der Facharztausbildung, denn es ist nicht leicht, da überhaupt was Relevantes zu erfühlen, das braucht extrem viel Zeit, jahrelanges regelmäßiges Üben unter kundiger Anleitung, das geht nicht im Rahmen des Studiums und ist echt nur sinnvoll, wenn man sich in diesem Fach spezialisiert. Ähnlich sieht es bei vaginalen Ultraschallen aus, um das "Zeugnis" dafür zu bekommen, musst du ein paar Hundert gemacht haben, bei echten Patientinnen, anfänglich unter direkter fachärztlicher Aufsicht, später mit Nachkontrolle der Befunde. So einen "Betreuungsaufwand" kann man für die Masse der Studierenden gar nicht leisten.
Gerade in den ersten Semestern heißt ein Medizinstudium vor allem, riesige Mengen an Wissen zu lernen. Ich glaube, dass die Vorstellung von Medizinstudenten, die im Rahmen ihrer Ausbildung ausgiebig aneinander herumfummeln, eher ins Reich der Fantasie gehört.