Es ist sehr schwer, hierzu etwas Allgemeines zu sagen, da es fast jede medizinische Hochschule bzw. Klinik anders handhabt. Grundsätzlich sind Simulationspatienten aber ein anerkannter Teil der Ausbildung, ob in der Pflege, Medizin oder im Rettungsdienst. Und um Jupiters Frage zu beantworten: ja das funktioniert sehr gut, und es bringt was. Auch wenn es nur ein Rollenspiel ist und alle genau wissen, dass es alles simuliert ist, verliert das in der Regel sehr schnell jede Künstlichkeit. Es macht automatisch etwas mit dir, wenn die Person, der du auf dem Bauch rumdrückst laut "AUA" schreit, auch wenn es nicht echt ist. Die praktische Anwendung in der Sanitätsausbildung hat ja Paule sehr anschaulich geschildert, und das bringt einen enormen Lerneffekt.
Ich würde bei den Einsatzbereichen für Simulationspatienten mal grob folgende Einteilung versuchen:
- Rettungsdienst (s. Paules Beitrag)
- Untersuchungskurse. Hier geht es um körperliche Untersuchungen, wobei Vieles wegfällt, was Studentinnen/Studenten oder Pflegeschüler/innen problemlos an sich gegenseitig üben können (Blutdruck messen, Herz-Lunge abhorchen, askultieren, Reflexe, Blut abnehmen z.B.). Andere eher spezielle Sachen wird es ebenfalls in solchen Kursen nicht geben, z.B. die bimanuelle Tastuntersuchung in der Gyn - das ist sehr schwer, da wirklich was diagnostisch zu fühlen, braucht ewig, und macht für Medizinstudenten keinen Sinn, das lernt man dann eher in der Facharztausbildung. Was dann genau wie und von wem untersucht wird, hängt extrem von den Ausbildungsinhalten der jeweiligen Institution ab.
- Gesprächsführung. Hier üben angehende Ärztinnen und Ärzte unter Anleitung, wie man vernünftig kommuniziert (und wir alle wissen, dass das manche fertigen Doktoren bitter nötig haben...). Es geht also um das Überbringen schlimmer Diagnosen, das Herausfinden des eigentlichen Problems oder den Umgang mit schwierigen Patienten, die sich z.B. weigern, gesünder zu leben oder bestimmte Medikamente zu nehmen. Student/in und Simulationspatient/in sitzen sich gegenüber und reden, oft wird das zur späteren Analyse auf Video aufgezeichnet, und/oder ein Dozent oder eine Dozentin ist anwesend und beobachtet.
Manche Unis mischen Untersuchung und Gesprächsführung (siehe Anna-Lenas Link zum UKE), andere trennen das. Manche nehme dafür jeden, der das gerne machen will, andere suchen, besonders für die Gesprächsführung, Laienschauspieler oder sogar richtige Profischauspieler. In der Regel bekommen die Simulationspatienten eine Akte, die sie vorher lernen müssen, da steht dann z.B. drin: "du bist die Frau X, 55 Jahre alt, 1,65 m, 78 kg, verheiratet, 2 erwachsene Kinder, Hausfrau, keine Geschwister, deine Mutter ist mit 70 an dem und dem gestorben, dein Vater ist im Pflegeheim. Seit 5 Monaten hast du folgende Symptome......., es wird schlimmer wenn du ......, seit Kurzem hast du noch Schmerzen hier und dort, jetzt gehst du zum Arzt und willst nur ein Rezept gegen die Schmerzen und hören, dass es nichts Schlimmes ist."
Es gibt also keine einheitlichen Kriterien, was die Anforderungen an die Simulationspatienten angeht, auch nicht was Auswahl, Arbeitsaufwand und Bezahlung betrifft. Man muss sich daher in seiner Gegend bei den jeweiligen Stellen erkundigen, was sie brauchen und bieten.