Muslime und die Musterung

Ich habe eine ernst gemeinte Frage: Wie wurde das mit Muslimen bei der Musterung früher gehandhabt? Eine Untersuchung durch einen Nichtmuslim oder gar durch eine Nichtmuslima ist ja nur in medizinischen Notfällen "halal" und eine Musterung ist ja kein Notfall. Konnten Muslime aus religiösen Gründen die Musterung verweigern? Gerade auch unter dem Hintergrund, dass es ja immer mehr Muslime und auch Muslima in Deutschland gibt und sich die Frage nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht immer wieder stellt, würde mich interessieren, wie das "damals" praktisch gehandhabt wurde?

Muslime wurden scheinbar genauso gemustert und auch von Ärztinnen oder im Beisein einer weiblichen Assistentin. In dem Buch "Musterung" behauptet das zumindest der Autor und berichtet darüber, dass es wahrscheinlich für sie besonders schlimm gewesen sein müsse. Im Internet findet sogar eine Anfrage eines Moslems zum Thema Bundeswehr, in der er fragt, ob er dort nackt duschen müsse oder die Unterhose anbehalten dürfe. Ich weiß, sowas wird ja gerne in Zweifel gezogen, aber man kann sich denken, dass es für einen muslimischen Mann besonders schwierig sein könnte sich zwangsweise mustern zu lassen und das eventuell sogar noch von einer Ärztin. Und da du diese Frage stellst, hast du scheinbar einen ähnlichen Gedanken. Auch hier zeigt sich wieder, dass viele Männer, über ihre negativen Musterungserlebnisse schwiegen. Das kann man sich dann umso bei Muslimen vorstellen und deswegen wurden sie wahrscheinlich auch zumindest am Anfang, als es noch nicht so viele Muslime bei der Bundeswehr gab, genauso gemustert wie Nicht-Muslime. Da darüber nicht geredet wurde, gab es auch keine Stellungnahme oder Forderungen der muslimischen Verbände.

Aber ich habe eine Seite gefunden, da wurde behauptet, das (vielleicht später?) Muslime immer "allein waren mit einer männlichen Arzt" oder "sogar extra männliche Assistenz für die Untersuchung von Muslimen zugeteilt" wurde.

(https://manndat.de/gewalt-gegen-maenner/offener-brief-den-wehrbeauftragten-des-deutschen-bundestages.html)

Das ist schon die Frage, wie das heute gehandhabt werden würde.

Aber zu Zeiten, als die Wehrpflicht in Deutschland noch bestand, war das eine rein theoretische Frage.

Der Grund ist einfach: Die meisten deutschen Muslime hatten einen türkischen Background und waren Doppelstaatler. Und Personen mit zwei Pässen dürfen wählen, in welchem Land sie ihren Wehrdienst ableisten wollen.

Für Auslandstürken ist das in der Türkei so geregelt, dass die sich vom Wehrdienst freikaufen können. Der Betrag lag früher um die 5000€. Das ist der Grund, warum es bei Bundeswehr bzw. Zivildienst und eben auch bei der Musterung wenige Staatsbürger mit türkischem Migrationshintergrund gegeben hat. Musterung von Muslimen war deswegen faktisch eigentlich nie ein Problem und die wenigen Einzelfälle konnten mit Sicherheit individuell gelöst werden, ohne dass Sondervorschriften nötig gewesen wären.

Ja, denke ich auch, dass es sehr wenige betraf. Zuerst wurde es deswegen sicherlich ignoriert und vielleicht später wie du es darstellst geregelt.