Hallo Annette,
da wurde ich endlich belehrt, daß sich die Welt meiner Kindheit und Jugend wandelte.
Jeder urteilt aus seinen Erfahrungen heraus, bei mir die einer bürgerlichen Welt. Gerade weil die Frauen unserer Familie nach liebevoller Ehe die Männer im Krieg verloren, verteidigten und bildeten sie die Heranwachsenden bestmöglich. Wir wurden zum Einsetzen unserer Kräfte zum Unterhalt der Gemeinschaft erzogen,da die Witwen bei uns nur minimale Staatsunterstützung für die Kinder bekamen. Weil die Mutter beruftätig werden mußte, trugen großer Bruder und kleine Schwester sparsam lebend die Haushaltpflichten mit. Eigenverantwortung wie das gemeinsam Arbeiten wurde dort gelernt. Die sexuelle Welt spielte für uns zwangsweise aus der Großstadt auf das Land verpflanzte, keine Rolle. Kontakte für zur weitaus großzügiger und wohl erfahrener denkenden Dorfjugend, hatten wir nicht. Rücksichtnahme wie Toleranz bestimmte das körperlich/sinnliche Verhalten.
Mit den Resten einstigen Wohlstandes wurden zu Festen gebügelte Tischdecken aufgelegt und Verhaltensnormen anerzogen.
Vom Lehrer empfohlen, gehörten wir dann zu den seinerzeit als bildungsfähig geeigneten 15 % für den Weiterweg zum Abitur.
Diese Jugenderlebnisse prägen einen Menschen lebenslang, erklären unterschiedliche Sichtweisen einer tüchtigen Frau.
Später erfuhr ich aus dem Buch "Mütter und Amazonen", 1932 geschrieben von Sir Galahad (Pseudonym einer Verfasserin) die Leistungen der Frauen, in der Zeit des Matriarchates, welches der Forscher Bachofen eben aufgedeckt hatte. Daraus erklärt sich mein Verständnis für die Fähigkeiten der Frauen auch in führender Rolle.
Wenn heute der Mann gern zurücktritt in die Dienerfunktion einer tüchtigen Frau, zumal Fortpflanzungsabsichten sehr gemindert bestehen, bedeutet das nur die Fortsetzung des Mämnnerkindbettes Couvade während der Zeit undeligierbarer Frauenfunktion.
Spätestens mit Hilfe von KI wird die Frau den Mannüberall ersetzen können und dieser sich dann voll seinen Neigungen widmen dürfen. Und es würde mich nicht wundern, wenn das Zeugen und Aufbauen neuen Lebens durch Genwandlung mittels Transformationsprozessen in Zukunft auch nach Wunsch gewechselt und übertragen werden kann. Spätestens dann ist die volle Gleichbehandlung beider Geschlechter möglich. Vielleicht ermöglicht das die erhoffte beliebte freie Beziehung ohne Dauerbindung.
Ich gebe zu, daß mir die alte Verfahrensweise, mit liebevoller Zweisamkeit und Fürsorge in verantwortlicher Partnerschaft besser gefällt.
Aber das ist eben eine Vorstellung von gestern.
Allen suchenden Töpfen den richtigen Deckel wünschend,
grüßt nachdenklich
Klysophil