Für meine Verhältnisse war die Musterung ein zwanghaftes Unterfangen. Etwas vor dem man sich nicht entziehen konnte. Es war die Allgemeine Wehrpflicht in West-Deutschland und NVA in der DDR. Da musste halt jeder hin. Somit war die Untersuchung des Körpers ebenfalls Pflicht für jeden jungen Mann. Denke das deshalb sehr viele User davon berichten können und das Interesse daher recht hoch ist.
Die Musterung machte das ganze ziemlich interessant und auch aufregend. Zumindest war es bei uns in der Schule kein direktes Thema, da man von den Musterungen nur Gerüchte her kannte. Hätte als jungen Mann auch niemanden danach direkt befragt, dazu war die Scham zu groß.
Ich bin 1961 geboren. In der Nähe der damaligen DDR-Grenze (Philippstahl), da war praktisch der Klassenfeind Nummer 1 (DDR + Sowjetunion) direkt neben an.
Mein Kreiswehrersatzamt Bezirk stellte meinen Jahrgang aus, das war 1983, Gemustert wurde ich ein paar Wochen später. Zum Zeitpunkt der Musterung war ich noch keine 18 Jahre, weil man mich zum 01.04.1984 einziehen wollte. Das war kurz vor meinem 18-ten Geburtstag. Aber ich habe damals Kriegsdienstverweigerung vorgenommen. Somit war bereits schon bei meiner Musterung klar, dass ich nicht zum Bund wollte, sondern eher dachte, einen schönen Platz in der Natur zu bekommen. In Hessen gab es halt viele schöne Wälder. Mein Traum war es, Forstwirtschaft zu studieren, aber daraus wurde alles nichts. Stattdessen erlebte ich ein Trauma bei meinem Zivildienst in einem Krankenhaus. Wozu ich erst Jahre später fähig war, darüber zu sprechen, durch eine Therapie.
Aber das wäre eine andere Geschichte.
Soviel ich mich erinnere, war die Scheu vor der Musterung recht hoch. Hatte kaum schlafen können und mir die wildesten Sachen ausgedacht. Weil ich auch ein paar alte Filme sah (nackt in der Reihe antreten zum Beispiel); aber das gab es in Wirklichkeit nicht.
Harmonisch lief es nicht ab, aber ich empfand die Tatsache des langen Wartens (nur in Unterhose); wirklich als Beschämend!
Und die Atmosphäre war wirklich unschön.
Die Anmeldung erfolgte an der Pforte und ich gab meinen Zettel ab. Es wurde notiert und ich bekam einen Laufschein. Den ich mit mir führen musste.
In einem Zimmer (nenne ich mal nicht Umkleideraum); musste man sich mit anderen Jungs ausziehen, bis zur Unterhose. Es gab wohl nur ganz wenige, die eine Badehose trugen. Die Unterhosen waren nicht vergleichbar wie heute. So dass der sexy-Charm verloren geht, Feinripp oder halt normales weiß. Weiß war die Standardfarbe. Ein paar hatten auch farbliche (blau, schwarz), bis heute weiss ich nicht warum ich die Farbe „Weiß“ getragen habe. Fühlte mich die ganze Zeit unwohl.
In meinem Jahrgang war einer aus meiner Klasse. Mit dem ich zumindest etwas sprechen konnte, wenn die Zeit es zuwies. Aber auch ich merkte, dass es ihm nicht geheuer war und er sonst in der Schule immer lautstark war, jetzt jedoch sehr zurückhaltend.
Es waren einzelne Stationen, die ich hier nicht näher beschreiben möchte, weil die meisten das kennen. Lediglich die Urin-Abgabe, war etwas grenzwertig. Nach der Übergabe des Bechers, ab auf die WC-Anlage. Ein Raum der an der Wand eine Pissrinne hatte, da konnten dann jeweils zwei gleichzeitig hin. Dahinter dann wieder zwei weitere, die gewartet haben, dass du endlich fertig bist. Und ein Mann hat die Becher entgegen genommen und ins Labor getragen (Haltevorrichtung, damit nichts verschüttet wurde).
Obwohl ich wirklichen Druck hatte, kam wenig raus, Es blockierte mich. Die Situation war mir total fremd und ungewohnt, so dass ich nicht wirklich frei pissen konnte. Ich versuchte es, aber irgendwie klappte es nicht. Beneidete die Jungs neben mir, die einfach in wenigen Sekunden fertig waren und kaum Scheu zeigen.
Ich glaube das ich irgendwie eine Blockade hatte.
Und plötzlich tat der Mann (vom Wehr-Amt) hinter mir, und schrie mich an:
„Was machen Sie denn da so lange?“
Ich schämte mich zu tiefst. Verstohlen packte ich mein Ding in die Unterhose und er wollte meinen Becher sehen, der nur etwas gefüllt war.
„Na das reicht wohl nicht, aber sie haben nicht ewig Zeit. Kommen Sie später noch mal wieder.“
Was ich dann auch noch mal tun musste. Da war ich dann allerdings wirklich allein am Becken und da hatte ich überhaupt kein Problem. Ganz im Gegenteil, meine Blase war voll. Das Pinkeln ging super leicht. Ich war erleichtert, und der Mann hinter mir ebenfalls, damit er sein Part der Routine hinter sich hatte.
Die berüchtigte EKG-Untersuchung fand in einem Raum statt, wo zwei Männer an einem Tisch saßen. Während der ganzen Musterung waren es nur Frauen (mit Ausnahme des Herren auf dem WC). Die Männer am Tisch trugen ganz normale Sachen, keine Uniformen, oder Doktorkittel, wie ich vermutet hatte. Das war bei den Frauen zum Teil etwas anders. Aber ehrlich gesagt, ist das nur wage Erinnerung an die Frauen, weil die nach meiner Meinung einfach stumpf ihren Job machten.
Mich störte einfach das Verhältnis der Machtposition. Ich schüchterner junger Mann, und die zwei als wären sie von der Straße vor mir.
Sie befragten mich nach Gesundheitlichen Problemen. Auch ob ich Probleme mit meinen Genitalien hätte. Was ich alles fein säuberlich mit Nein beantworten konnte. Aber in Wirklichkeit hatte ich damals eine ausgeprägte Phimose. Zumindest eine längere Vorhaut, die Rüsselartig vorne zu lang war und nicht verklebt in dem Sinne, sondern das Bändchen zu kurz. Ohne große Probleme konnte ich die Haut nicht zurückschieben. Das war bereits schon während eines Kuraufenthaltes (9 Jahre und 11 Jahre ein Verhängnis); worüber ich auch Angstzustände bekam, weil dieser Kurarzt es regelecht demütigend vollzog. Aber auch das ist ein anderes Erlebnis. Ebenfalls meine Untersuchung während meines Studiums im Lehrlingsheim (16 Jahre); wo ebenfalls die Phimose eine große Rolle spielte.
Daher stand ich schon recht früh sehr skeptisch den Ärzten gegenüber!
Wurde einfach in der Vergangenheit von Ärzten schlecht behandelt. Das Machtverhältnis Arzt und Patient (wehren? Nie, war die Scheu einfach viel zu groß, und Respektvoll wie ich war, erduldete ich jede Art der Demütigung): Heute natürlich nicht mehr.
Der eine Mann forderte mich auf, meine Unterhose ein Stück herunter zu ziehen, während der andere eher sehr gelangweilt dasaß und auf ein Stapel Papier blickte.
Instinktiv tat ich es, wie ich es während des Kuraufenthaltes und Lehrlingsheim kannte, streifte ich meine Unterhose komplett runter, stieg darüber und hielt meine Unterhose in der Hand beschämend vor meinen Genitalien. Denn anders gesagt, wusste ich nicht ob ich die Unterhose einfach auf dem Boden hätte liegen lassen sollen.
Aber da bekam ich gleich den Anschnauzte:
„Runter ziehen! – Nicht Ausziehen! – Das ist doch ein großer Unterschied!“
„Kennen Sie den Unterschied nicht?“
Also verschmähend zog ich die Unterhose wieder an, während Mr. Gelangweilt immer noch auf sein Papierstapel blickte und ihm das ganze total am Arsch vorbei ging.
Ich stand nun wieder da wie vorher, weil ich irgendwie aus Angst, nicht wirklich begriffen habe, wie weit die Unterhose runter musste.
„Bis zu dem Knie!“
Oh Mann, ich hörte den Mann regelrecht wie genervt er auf mich war. Nun befürchtete ich wirklich alles.
Aber – Nichts da:
Statt meinen Penis wirklich zu untersuchen, hat er nur mit zwei Finger kurz an meiner Leiste gefasst und ich musste dann husten (nur einmal). Es gab keine Berührung der Hoden, oder des Penis. Und meine Phimose hat ihn gar nicht interessiert. Das Husten kannte ich später ganz anders bei einem Chirurgen (Krankenhaus – Zivildienst). Auch das ist ein anderes Erlebnis.
Die ganze Untersuchung „unten“ hat 3 Sekunden gedauert. Bis auf die Tatsache meines blöden anstellen der Ausziehaktion.
Als ich später wieder zum Umziehen ging, war mein Klassenkamerad gerade auch fertig. Seine Kopf war so rot und voller Scham, da ich dachte, man was ist dem denn passiert. Eine große Klappe sonst, jetzt aber total anders. Ich habe ihn nur dumm angeschaut und ich merkte aber, dass es ihm einfach zu peinlich war, direkt darüber zu sprechen. Er meinte nur „Die Ticken hier doch nicht alle“.
Daher kann ich nicht wirklich persönlich etwas negatives direkt zur Musterung beitragen. Denn das lief dort für meine Verhältnisse alles noch normal ab. Aber beklemmend war die ganze Sache und ich bin der Meinung, das gerade das auch ein Thema ist, das es so viele Beiträge zum Thema gibt.
Grüße Peter