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Aufrufe: 564 Created: Vor 2 Monate Updated: Vor 2 Monate

Ein unerwarteter Aufenthalt

Freitag Mittag

Mist, stelle ich morgens fest, mein Blutdruckmedikament ist aufgebraucht, nachdem ich die letzte Tablette aus dem Blister genommen habe.

Na gut, dann rufe ich gleich kurz bei meinem Hausarzt an, sicherlich kann ich nach Feierabend, freitags habe ich zum Glück immer einen kurzen Tag, noch schnell das Rezept abholen, bevor die Praxis zumacht. Wie gut, dass das Wochenende vor der Tür steht, so dass sie sicher nicht auf die Idee kommen, mich noch kurz zu meinem Hausarzt reinzuschicken.

Gesagt, getan, durfte ich nach einem Anruf in der Praxis , vor Praxisschluss noch das Rezept abholen.

An der Praxis angekommen, wundere ich mich über das neue Praxisschild: Praxisklinik Dr. Winter und Partner. Termine nach Vereinbarung

Hmmm, ob sich mein Hausarzt Verstärkung geholt hat, so kurz vor seinem Renteneintritt? Und warum Klinik ? Naja auch egal, ich hole fix das Rezept und dann bin ich wieder weg, denke ich mir.

Mit starkem Herzklopfen und rasendem Puls aufgrund meiner Arztphobie, wodurch ich nur im äußersten Notfall einen Arzt aufsuche, betrete ich die Praxis und gehe zur Rezeption, um nach meinem Rezept zu fragen. Typisch für einen Freitagmittag ist schon nichts mehr los.

„Ah, hallo Frau Meier, Sie habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen. Sie kommen, um das Rezept abzuholen, richtig?“

„Genau, vielen Dank, dass das vorm Wochenende noch klappt“ sage ich mit leicht zittriger Stimme. „Aber natürlich, das Medikament ist ja wichtig für Sie. Bevor ich Ihnen das Rezept gebe, muss ich aber einmal ihren Blutdruck messen, um zu kontrollieren, ob das Medikament noch passend ist . Kommen Sie doch kurz mit.“ „Ist das wirklich nötig“, frage ich, was die Helferin bejaht und mich einfühlsam, wissend um meine Angst, ins Sprechzimmer 3 führt. Widerwillig und ängstlich gehe ich mit, aber es wird schon nicht mehr werden, vermutlich ist die Helferin schon alleine in der Praxis und muss das machen, um mir das Rezept geben zu dürfen. Ich frage mich noch, warum wir nicht ins Labor gehen, aber dann bemerke ich, dass die Praxis umgebaut wurde und vom Flur nur noch 5 Türen abgehen: 3 zu den Sprechzimmern, 1 zur Praxisklinik und 1 zur Toilette. Über diese Neuerungen noch nachdenkend, da sind wir schon im Sprechzimmer 3, welches neben der Tür zur Praxisklinik liegt. Panik überkommt mich, da meine Aufregung ja auch einen erhöhten Blutdruck mit sich bringt, nicht, dass der Wert ihr nicht passt und sie doch noch einen Arzt holt. Vor Nervosität merke ich nun auch meine Blase und ein Stuhldranggefühl. Egal, es wird schon schnell gehen und dann bin ich hier wieder raus. Die Helferin bemerkt meine große Nervosität und versucht, beruhigend auf mich einzusprechen. „Setzen Sie sich doch kurz auf die Liege, dann kann ich dort ihren Blutdruck messen.“ Von ihr zur Liege begleitet, setze ich mich hin und schaue mich nervös um. Das Zimmer sieht aus, wie ich es in Erinnerung habe von meinem Besuch vor 4 Jahren, nur dass die Möbel durch modernere ersetzt wurden und es nun neben dem Schreibtisch eine Tür zum Multifunktionsraum gibt, was auch immer das heißt, aber das will ich auch gar nicht wissen.

Die Helferin bemerkt mein Rumrutschen und fragt, ob ich erst auf Toilette muss. Das verneine ich, da ich ja schnell wieder weg sein möchte. Sie holt die Blutdruckmanschette und das Stethoskop und versucht, meinen Blutdruck zu messen. Das Ganze macht sie zweimal, um mir dann mitzuteilen, dass das Gerät kaputt zu sein scheint und sie schnell ein anderes holt. Auch das noch, denke ich mir und warte immer unruhiger auf ihr Wiederkommen. Zu meinem großen Entsetzen kommt jedoch nicht wieder die Helferin rein, sondern ein Mittelalter Arzt mit weißer Hose, blauem Kasack und oben nicht zugebundenem Mundschutz ins Zimmer. Vor lauter Schreck springe ich schon auf, um zu gehen, da kommt er auf mich zu, und drückt mich sanft, aber bestimmend auf die Liege zurück. „Na na Frau Meier, wer will denn gleich abhauen, wenn ich komme. Ist mein Anblick so schlimm? Entschuldigung, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, ich bin Herr Winter junior und leite mittlerweile die Praxis und angeschlossene Klinik.“ Dabei sitzt er mittlerweile auf der Liege neben mir, hat eine Hand um mich herum auf meiner Stirn und eine auf dem Bauch gelegt und versucht mich zum ruhigen Atmen zu bringen.

„ Woher wissen Sie meinen Namen“, frage ich fast flüstern und starr vor Nervosität.

„Ich saß gerade am Schreibtisch und immer wenn ein Patient in der Praxis erscheint, wird das im System registriert und auf den PCs angezeigt. Bei Ihnen blinkte dann daneben auf, 4 Jahre ohne Kontrolle, weshalb ich jetzt hier bin.“ Also war das nur ein ganz gemeiner der Helferin, denke ich mir, kann diesen Gedanken aber nicht aussprechen. In meiner Panik merke ich, wie sich ein paar Tropfen Urin lösen und laufe rot an. Meine Atmung wird wieder schneller und noch unwissend warum, setzt mir Dr. Winter eine Atemmaske auf Mund und Nase, steht dabei auf und und legt mich auf die Liege. Dabei sieht er mein Missgeschick, sagt aber nichts.

Er rollt sich einen Stuhl nun hinter meine Liege, nimmt meinen Kopf in seine Hände und versucht, mich zum ruhigeren Atmen zu bringen.

Dabei spricht er immer wieder auf mich ein.

Comments

dentistgirl Vor 2 Monate  
Dr Markus Vor 2 Monate