Auf der Krankenstation: Niklas, der Simulant

Der böse Sani: „Auf die Knie!“

„Setz dich auf den Stuhl, wir müssen erst noch die nächste Untersuchung vorbereiten“, wies ihn der Doc an, noch immer scheinbar übel gelaunt: „Wir machen jetzt eine Darmspiegelung.“ Niklas wusste nicht, was ihm bevorstand. Er war ein kerngesunder junger Mann, praktisch nie beim Arzt. Darmspiegelung? Kannte er nur von Erzählungen alter Leute. Seine Oma sprach mal davon. Aber gleich kam er selbst in den Genuss. Neben der Liege bereitete der Sani ein Wägelchen vor, auf das er ein paar Dinge legte. Erst ein kleines, 20 Zentimeter langes, silbern glänzendes Metallrohr, dann ein weiteres mit einer Länge von 30 Zentimeter, beide zwei Zentimeter dick. Dann holte er noch ein flexibles Rohr aus dem Schrank, 60 Zentimeter lang und fingerdick. Niklas wurde richtig schlecht, als er all das sah.

Es ist üblich, eine Rektoskopie in Knie-Ellenbogen-Lage durchzuführen. „Hose ausziehen“, befahl deshalb der Sani, Niklas streifte wie benommen seine Hose herunter. „Knie dich auf die Liege“, sagte Alex, aber Niklas verstand nicht, was er genau machen sollte und wirkte unbeholfen. Der Sani verlor die Geduld, wurde böse. „Du sollst auf der Liege auf Knie gehen und dich nach vorne bücken. Ist das so schwer?“ Niklas befolgte die Anweisungen. Er befand sich in einer peinlichen Situation, den Arsch in die Höhe gestreckt, völlig entblößt. Dem Arzt war das noch nicht gut genug: „Die Beine weiter auseinander“, herrschte er ihn an.

Ohne irgendeine Ankündigung, begann der Arzt mit der Untersuchung, führte zunächst das kleine, 20 Zentimeter lange Metallrohr ein. Niklas atmete laut, er hatte Angst. Wenig später steckte das nächste Metallrohr im Po von Niklas. Diesmal handelte es sich um einen 30 Zentimeter langen Stab, der nicht nur beleuchtet war, sondern über den Luft in den Darm gepumpt wurde, um alles besser untersuchen zu können. Niklas spürte das. Es kam ihm vor, als müsse er auf die Toilette. Aber nach diesem Einlauf war das kaum möglich. Scheinbar endlos untersuchte der Doktor den Enddarm von Niklas, der zu wimmern begann.

„Tut es etwa weh?“, fragte der Arzt ohne einen Hauch von Empathie. Niklas nickte nur, sagte kein Ton. „Das müssen Sie jetzt aushalten. Wir sind noch nicht fertig“, sagte der Arzt, zog das Metallrohr raus und schmierte das biegsame, 60 Zentimeter lange Endoskop ein und steckte es in den After des Rekruten. Das ging inzwischen recht leicht, das Loch von Niklas war durch die Rektoskopie ordentlich geschmiert und geweitet. Dem Arzt war klar, dass er nichts Auffälliges entdecken würde. Die Leistenbeschwerden waren von Niklas nur ausgedacht. Aber der Simulant wollte ja schließlich gründlich untersucht werden, dachte der Stabsarzt und lachte innerlich. Dann war Niklas erlöst.

„Gehen Sie auf Ihr Zimmer. Wir sagen Ihnen, wenn Sie die Krankenstation verlassen können“, sagte der Arzt und wandte sich dem Sani zu, als Niklas verschwunden war: „Den lassen wir noch ein wenig zappeln. Und ein Zäpfchen verpassen wir ihm auch noch.“ Alex wunderte sich: „Wieso? Er hat doch jetzt alle Untersuchungen hinter sich.“ „Warte ab“, erwiderte der Doc.

Nach mehr als einer Stunde standen Sie ein letztes Mal am Bett von Niklas. „Sie können dann gehen. Morgen müssen Sie wieder zum Dienst erscheinen“, sagte der Arzt. Niklas wünschte sich nichts mehr als das. „Hat die Darmspiegelung weh getan?“, fragte der Arzt scheinheilig, nachdem er sich keine Mühe gegeben hatte, besonders behutsam die Untersuchung vorzunehmen. Niklas nickte nur, noch immer war ihm die ganze Sache ziemlich peinlich. Auch deshalb, weil er wusste, dass er sich die beiden Tage auf der Krankenstation selbst eingebrockt hatte.

Der Arzt wandte sich zum Sani: „Der Rekrut möchte ein Zäpfchen gegen die Schmerzen. Das können Sie ihm gleich noch vor der Entlassung geben.“ Die finstere Mine war aus Alex` Gesicht verschwunden. „Gerne, kein Problem“, sagte er fies lächelnd und verschwand aus dem Zimmer. Es war zwar überhaupt keine Rede davon, dass Niklas wünschte, noch ein Zäpfchen zu bekommen. Aber er traute sich nicht, zu widersprechen.

In der Zwischenzeit erklärte der Doc ihm noch, dass bei der Untersuchung nichts Auffälliges zusehen war: „Sie können marschieren und Sport treiben. Wenn Sie in den nächsten zwei Wochen trotzdem wieder Schmerzen haben, kommen Sie bei uns vorbei. Ich gebe Ihnen eine Überweisung ins Bundeswehr-Krankenhaus. Die können Sie dort noch gründlicher untersuchen.“ Niklas dachte nicht im Traum daran.

Wenig später stand wieder der Sani an seinem Bett. „Hose runter und umdrehen“, befahl ihm Alex. Ein letztes Mal musste er eine peinliche Prozedur über sich ergehen lassen. Als Niklas auf der Seite lag, hatte der Sani das weiße Zäpfchen schon in der Hand, spreizte die Pobacken. Nach der endlosen Rektoskopie brauchte er das Zäpfchen nicht mehr mit Gel bestreichen. Niklas´ Poloch war noch gut eingeschmiert. Alex steckte das Ding hinein. Diesmal schob der Sani gleich noch seinen ganzen Finger hinterher. „Du bleibt noch eine halbe Stunde liegen, bis das Zäpfchen sich aufgelöst hat. Dann kannst du gehen“, sagte ihm der Sani, nachdem sich Niklas mit hochrotem Kopf wieder die Hose hochgezogen hatte.

Auf der Krankenstation sahen sie ihn nie wieder.