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Christian und Lena- Fortsetzung

Kapitel 8 Die Blutentnahme

In meinem Dämmerzustand fühlte ich mich seltsam geborgen. Ich hätte mir niemals vorstellen können, Geborgenheit mit einer Untersuchungssituation in Verbindung zu bringen, doch das Beruhigungsmittel tat seine Wirkung dazu und so schweiften meine Gedanken auch schon weiter, bevor ich länger darüber nachdenken konnten.

Leise unterhielten sich Christian und Alex neben mir. “Christian, ich weiß, dass das nicht unbedingt die Themen sind, die man mit seinem Bruder bespricht”, hörte ich Alex sagen. “Betrachte es einfach kurz als professionelle Anamnese und mich als Arzt deiner Freundin. Wann hattet ihr das letzte Mal Geschlechtsverkehr? ” An Christians herumdrucksen, hörte ich heraus, dass ihm die Frage sichtlich unangenehm war. “Und wie habt ihr genau verhütet?” bohrte Alex weiter nach. “Naja Lena nimmt die Pille, dachte ich zumindest”, antwortete Alex, “so sicher kann ich mir da aber nicht mehr sein, wenn sie nicht bei ihren Terminen bei der Frauenärztin war”. Oh dachte ich mir, diese Lüge hatte ich über meine Schmerzen in der letzten Zeit verdrängt. Dafür werde ich Christian auch noch Rede und Antwort stehen müssen. Ich wollte den beiden sagen, dass ich tatsächlich die Pille nehme. Ich bestellte sie mir im Internet. Da gab es Mittel und Wege auch ohne Rezept an das Verhütungsmittel ranzukommen. Andere Länder waren da einfach nicht so konservativ wie Deutschland. Bevor ich meine Gedanken in meinem Dämmerzustand sortieren und auf mich aufmerksam machen konnte, hörte ich Alex Überlegungen. “Vielleicht hat sie sich damals auch die Spirale einsetzen lassen oder einen Kupferball”, sagte er zu Christian. “Du weißt, dass so ein Ding Probleme verursachen kann, wenn es nicht regelmäßig kontroliert wird. Was ja offensichtlich nicht der Fall war" Ich hörte den Vorwurf auch in meinem Zustand heraus. Alex trug aber wirklich keine Schuld. Er hatte mich schon immer wieder an die Frauenarzttermine erinnert. Ich bin eben nur nicht hin und habe ihm danach gesagt, dass alles in Ordnung ist.

Kurz schweiften meine Gedanken zu meinem ersten und letzten Frauenarztbesuch, als ich mit 16 meinen ersten Freund hatte und die Pille wollte. Eine Arztphobie hatte ich damals schon, aber die Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft ließen mich dann doch einen Termin ausmachen. Die Ärztin war eigentlich sogar nett und geduldig gewesen, trotzdem gehörte die Vorstellung auf einem gynäkolgischen Untersuchungsstuhl zu müssen, mit zu meinen schlimmsten Vorstellungen.

Kein Wunder also, dass ich aufschreckte, als ich Christian zu Alex gerade noch sagen hörte, dass ich um die gynäkoligische Untersuchung wohl nicht drumherum kommen würde.

Die beiden müssen gemerkt haben, dass ich etwas wacher war, denn sie wandten sich mir zu, sodass nun wieder zwei besorgte Augenpaare auf mich herab schauten. “135/80 mmHg, etwas hoch, aber nicht besorgniserregnd" kommentierte Alex die Blutdruckmessung. Ich hatte ganz vergessen, dass ich diese blöde Manschette noch um den Arm hatte.

Diese wurde nun von Alex auch ein zweites Mal manuell aufgepumpt. “Nochmal? ”, flüsterte ich. Alex und Christian warfen sich einen Blick zu. Das konnte nichts gutes bedeuten.

Christian wandte sich mir zu, streichelte vorsichtig meine Haare aus dem Gesicht und nahm meine Hand. “Schatz, ganz ruhig”. Ein Satz der in so einer Situation meistens das Gegenteil bewirkt. Ich wurde unruhig. “Alex muss nur noch Blut abnehmen”, sagte er jetzt zu mir. Er musste die aufkeimende Panik in meinen Augen gesehen haben, denn er nahm mein Gesicht und drehte es an seine Brust. “Schhhh, keine Panik”, flüsterte er mir ins Ohr. Während Alex schon sagte: “Achtung, wird kalt” , meine linke Hand nahm und mit Desinfektionsmittel besprühte.

Der Geruch durchdrang meinen dämmrigen Zustand und instinktiv zuckte ich mit der Hand weg. “Lena, nicht bewegen”. schimpfte Alex mit mir und ehe ich mich versah, stand Christian auf der Seite von seinem Bruder und hielt meinen Arm fest. Ich fühlte mich wieder wie damals mit 5 Jahren im Krankenhaus. Einer Übermacht ausgeliefert. Nur das diesmal zwei Menschen über mich verfügten, denen ich eigentlich vertraute.