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Aufrufe: 536 Created: Vor 1 Jahr Updated: Vor 1 Jahr

Sarahs Besuch

I. "Wir müssen reden."

Sarah hatte ihr unschuldigstes Gesicht aufgesetzt, aber ein spöttischer Unterton verriet sie. Michael hatte seine Cousine nie wirklich leiden können. Sie war ihm immer zu geschickt, zu gerissen, zu strategisch gewesen.

Nur ein Jahr trennten sie. Michael, der ältere, schloss zuerst das Gymnasium ab, begann zuerst sein Studium. Aber Sarah machte aus jedem Ereignis großes Theater. Die ganze Verwandtschaft wusste deshalb, dass sie mit einer „herausragenden“ 2,0 ihr Abitur abgeschlossen hatte; niemand sprach über Michaels 1,5. Alle hörten von der Qual ihrer Studienwahl, während Michael sich vor einem guten Jahr ganz leise für Germanistik entschieden hatte. Sie waren einfach anders, sagte sich Michael.

Früher einmal, als Michael mitten in der Pubertät war, hatte er Sarah sogar ganz attraktiv gefunden. Ihre schulterlangen, leicht gewellten braunen Haare rahmten ihr Gesicht. Normal groß hatte Sarah eine normale Figur, vielleicht mit etwas breiteren Hüften, wie Michael kritisch bemerkte, und relativ kleinen, spitzen Busen. Aber seine jugendliche Schwärmerei hatte rasch ein Ende gefunden, nachdem er Sarah wieder einmal live erlebte. Meist sahen sie sich nur ein oder zweimal im Jahr. Einmal zu Opa Pauls Geburtstag im November, und dann manchmal zu Ostern – das wurde in ihrer Familie groß gefeiert. Dann führte Sarah rasch das Wort und unterhielt die Verwandten mit ihren kaum glaublichen Geschichten über ihre Erfolge.

Michael stand eher im Schatten, liebte es in Ruhe gelassen zu werden. Es machte ihm nichts aus, wenn seine Verwandten ihn als Eigenbrötler einschätzten und seine Eltern kritisierten, er könnte mehr mit Freunden unternehmen. Er war gerne allein, auch wenn ihm jetzt, nach dem ersten Jahr des Studiums in der fremden Stadt, in der er noch keine neuen Freundschaften geknüpft hatte, manchmal in seiner kleinen Studentenwohnung die Decke auf dem Kopf fiel. Aber mit anderen in einer WG zusammen zu leben? Das hatte er von Anfang an ausgeschlossen. Lieber würde er neben dem Studium jobben als seine geliebte Privatsphäre aufzugeben.

Das alles sprach gegen ein Gespräch mit Sarah. Sie wollte sich sicher wieder nur wichtig machen. Und Michael wollte am liebsten in Ruhe gelassen werden.

Aber Sarah ließ nicht locker. Triumphierend hielt sie ein Smartphone zwischen ihren Fingern. „Du hast Dein Handy auf der Toilette vergessen – und es war noch eingeschaltet.“

„Gib‘ es mir“, sagte Michael mehr verärgert als dankbar und griff danach, aber Sarah ließ das Handy wieder in ihre Hosentasche gleiten. „Schöne Bilder hast Du da in einem Ordner gesammelt.“

Brennend heiß durchfuhr es Michael: Sie hat die Bilder gesehen! Seine Bilder! Bilder, die er von sich gemacht hatte. Geheime und ungewöhnliche Bilder. SEHR ungewöhnliche Bilder. „Gehen wir auf die Terrasse“, sagte er schnell.

Draußen auf der Terrasse des kleinen Reihenhäuschens, in dem sein Opa lebte, war es kalt. Der Atem formte kleine Wölkchen. Michael war noch immer heiß. Sein Herz schlug wahnsinnig schnell. Sarah hatte ihn in der Hand, durchfuhr es ihn, und ihr Schweigen würde teuer für ihn werden. „Was willst Du?“, fragte er.

„Nicht was Du denkst. Aber wenn Du lieber möchtest, dass ich die Bilder den anderen drinnen zeige?“

„Nein!“

Sarah senkte ihre Stimme. „Du gibst Dir also Einläufe in Deinen Po?“

Jetzt war es draußen. Sarah wusste es, hatte den Inhalt der Bilder richtig erkannt, und sein Geheimnis, sein süßes, wunderbares Geheimnis erkannt. Gleich würde sie ihn zum Freak der ganzen Verwandtschaft machen. Das musste er verhindern. Was war ihr Preis?

„Was willst Du?“, fragte er nochmals.

„Es wird Dich“, begann Sarah, „vielleicht überraschen, aber die Fotos gefielen mir. Aber nicht wie Du denkst. Mir geht es nicht um Deinen Po, sondern um das, was Du damit machst. Im Internet stolperte ich einmal über eine Geschichte dazu, und seitdem habe ich mir öfters vorgestellt, wie es wohl ist, so einen Einlauf zu bekommen. Du hast Erfahrung darin und die nötigen Hilfsmittel. Und Du wirst es sicher für Dich behalten, denn dazu weiß ich zu viel. Ich will...“ Sie hielt kurz inne, bevor sie mit gepresster Stimme fortfuhr. „Ich will, dass Du mir einen Einlauf machst und ich mich dann entleeren muss. Und wenn es mir gefällt mehrmals.“

„Aber“, fügte sie hinzu, „damit das von Anfang an klar ist: Du machst mir nur die Einläufe, sonst nichts. Keine Intimitäten. Keine Berührungen. Keine Fotos. Kein Nichts. OK?“

Damit hatte Michael nicht gerechnet. Er war nicht dumm, aber jetzt arbeitete sein Gehirn wie ein altes, lahmes Uhrwerk. Hatte er richtig verstanden? Konnte es wahr sein?

Eigentlich sollte Michael froh sein, ja sogar glücklich. Denn endlich hatte er jemanden, der dieses prickelnde Gefühl der Geilheit zu teilen schien, bei der Vorstellung den eigenen Darm mit lauwarmem Wasser volllaufen zu lassen und dann auf der Toilette wieder rausschießen zu lassen. Wie gering war die Chance so jemanden zu finden? Und nun lag sie vor ihm, ohne dass er viel dazu getan hatte. Es wäre wunderbar, wenn diese Person nur nicht Sarah wäre. Nahezu jedes Mädchen und jede Frau wäre ihm lieber gewesen als seine arrogante Cousine.

Aber welche Möglichkeiten hatte er realistisch? Wenn er nein sagte, dann würde Sarah ihre Drohung wohl wahr machen; ihr war alles zuzutrauen. Und stimmte er zu, dann wäre es wohl bald vorbei. Er konnte sich kaum vorstellen, dass Sarah es genießen würde, einen Einlauf zu bekommen. Schon der erste würde eine Qual werden und dann wäre die Sache schnell vorbei. Und sie dazu bringen das alles niemals gegenüber der Familie zu erwähnen. Denn sie steckte dann ebenso drinnen wie er. Das ist besser als jedes Versprechen Sarahs alles geheim zu halten. Damit lieferte sie sich ihm aus, genauso wie sie ihn durch die Fotos in der Hand hatte. Das ist meine Chance, dachte Michael.

„Okay.“ Mehr brachte Michael nicht heraus. Aber das reichte. Sarah nickte, aufgeregt mit roten Backen. „Ich melde mich bei Dir.“

Dann gingen sie zurück ins Haus und Wochen vergingen. Michael hatte die ganze Geschichte schon fast vergessen.

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rollie7 Vor 1 Jahr