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Aufrufe: 959 Created: 2020.12.10 Updated: 2020.12.10

Bella Italia

Epilog

In einer spontanen Aktion, wie sie nur unter sehr jungen Leuten vorkommt, beschließt Salvatore im Laufe dieses Wochenendes, Gina nach Mailand zu begleiten. Die beiden verlassen den Ort. Als es am Montag in der Praxis wieder einmal heißt: "Patienten, die nur eine Spritze bekommen, bitte in Behandlungsraum 1!" sind weder Gina noch Salvatore dabei. Dem Dottore fällt dies kaum auf. Er hat auch so genug zu tun.

Gegenwart:

Gina ist in der Zwischenzeit eine nicht mehr ganz junge, aber sehr erfolgreiche Größe in der Modebranche Mailands. Sie sieht immer noch gut aus und ist ziemlich fit. Hinter vorgehaltener Hand munkelt man, dass das daran liege, weil sie sich regelmäßig Vitamin B12 spritzen lässt - ein Trend aus den USA. Die Sekretärin eines Arbeitskollegen habe einmal gesehen, dass ein junger, gutaussehender Mann in ihrem Büro empfangen worden sei. Zuerst habe die Sekretärin beinahe geglaubt, dass es sich um einen Liebhaber handle, doch dann sah sie durch einen Spalt in der Tür, wie ihr der Mann mehrere Spritzen in den Po verpasste.

Ja, Gina und Salvatore, der schließlich ebenfalls in Mailand geblieben war, sehen sich immer noch regelmäßig. Sie sind hoffnungslos gefangen in ihrer Leidenschaft für Weiße Erotik und können diese am besten gemeinsam ausleben.

Ansonsten führt jeder sein Leben. Salvatore hat Philosophie studiert und schreibt schon seit Ewigkeiten an einem Buch. Er lebt sehr bescheiden, oft steckt ihm Gina etwas zu, manchmal gibt er Nachhilfe oder geht Blutplasmaspenden. Mit seiner bescheidenen, wohlerzogenen südländischen Art kommt er in Mailand sehr gut an. Im Studium hatte er oft mehrere Freundinnen gleichzeitig. Eigenartigerweise waren sie allesamt Medizinstudentinnen oder Krankenschwestern.

Keiner von beiden hat in einer Arztpraxis je wieder so etwas erlebt, wie bei dem alten Dottore in Torremaggiore. Mittlerweile hat sich nämlich auch in allen Teilen Italiens der Trend durchgesetzt, Antibiotika anders zu verabreichen. Serieninjektionen gibt es heute eigentlich nicht mehr. Der Dottore, falls er noch lebt, müsste heute einiges über 80 sein, jedenfalls wird er sicher nicht mehr ordinieren. Aber niemand weiß, wie viele Personen unter seinen Händen im Laufe der Jahrzehnte zu Spritzenfetischisten geworden sind. Nur etwas ist gewiss: Gina und Salvatore sind sicher nicht die einzigen.

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n/a Vor 3 Jahre