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Aufrufe: 1832 Created: 2020.09.24 Updated: 2020.09.24

Die jährliche Routinekontrolle

Der Termin

Lisa steht im Badezimmer und will verschlafen eine Pille aus der Verpackung drücken, als sie merkt, dass die Verpackung leer ist. Ein Blister ist noch im Vorrat, aber dann braucht sie ein neues Rezept. Verdammt, die junge Studentin ist vor einem Jahr aus einer Kleinstadt zum Studieren in die Hauptstadt gezogen. Ihre Arztbesuche erledigt sie alle zu Hause, wenn sie Ferien hat. Das sie wieder ein Pillenrezept braucht, hat sie offensichtlich übersehen, als sie letzte Woche wieder aus den Ferien zurückgekommen ist. Das ist besonders blöd für sie, da sie den Gynbesuch extrem hasst, obwohl sie schon seit einigen Jahren gehen muss. Zu Hause geht sie immer zu einer ältern, freundlichen Ärztin. Auf keinen Fall käme für Lisa ein männlicher Arzt in Frage. Allein der Gedanke sich vor einem Mann aufspreizen zu müssen. Beim besten Willen kann sie sich nicht vorstellen, dass ein männlicher Arzt bei derartigen Einblicken nur professionelle Gedanken hat.

Sie beschließt noch heute die Ärztinnen der Umgebung abzutelefonieren, um einen kurzfristigen Termin zu bekommen.

Leider erweist sich dieses Vorhaben als schwierig. Die meisten Ärztinnen nehmen überhaupt keine neuen Patientinnen. Es wird ihr angeboten, dass sie auf die Warteliste gesetzt wird, falls Patientinnen wegziehen. Manche würden sie zwar nehmen, aber einen Termin in den nächsten Wochen zu bekommen ist unmöglich. Nachdem sie alle Nummer abtelefoniert hat, wird sie nachdenklich. Was machen? Sie ruft ihre Ärztin zu Hause an, vielleicht kann die wenigstens ein Rezept schicken und die Untersuchung wird beim nächsten Mal nachgeholt. Doch die Ärztin kennt kein Erbarmen. Sie war schon zu lange nicht mehr da, die nächsten Ferien liegen in weiter Ferne, einfach so ein Medikament zu verschreiben wäre geradezu fahrlässig. Es geht schließlich um die Gesundheit.

Lisa denkt nach. Es bleibt ihr wohl nichts anderes über als einen männlichen Arzt zu suchen. Schon bei dem Gedanken erschaudert sie. Sie verschiebt das Problem auf den nächsten Tag. Es bleiben ihr ja noch 3 Wochen. Vielleicht fällt ihr noch was anderes ein.

Doch auch der Versuch ohne Rezept in der Apotheke das begehrte Medikament zu bekommen scheitert. Es ist schließlich rezeptverpflichtig, wer haftet, wenn was schief geht. Wirklich verantwortungslos der Vorstoß von Lisa.

Am nächsten Tag schaut Lisa mit zitternden Fingern nochmal in die Ärzteliste und beginnt männliche Ärzte anzurufen. Doch auch diese sind gut gebucht. Lisa ist schon ziemlich verzweifelt als sie es bei Dr. Zimpel versucht. Zuerst sagt die Arzthelferin, der Doktor ist leider bis nächsten Monat ausgebucht. Dann hört man ein Flüstern im Hintergrund. "Nein Sie haben Glück, eine Patientin hat für heute 15.00 Uhr abgesagt. Ich weise aber darauf hin, dass wir eine Lehrpraxis sind und auch Studenten ausbilden. Wenn Sie sich behandeln lassen, stimmen Sie automatisch zu, dass auch Studenten anwesend sind und auch Untersuchungen vornehmen dürfen." Lisa denkt kurz nach. Der Gedanke, dass vielleicht Studenten zusehen, ist ihr unerträglich. Andererseits sie braucht den Termin und vielleicht ist das auch nur so ein Standardspruch und tatsächlich sind momentan keine Studenten in Ausbildung da. Sie gibt sich einen Ruck und sagt, " Ja, ich nehme den Termin". Die Sprechstundenhilfe gibt ihr noch mit auf den Weg, genug Zeit einzuplanen. Der Doktor ist sehr genau...

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sf74 Vor 4 Jahre