Fieberzäpfchen
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Aufrufe: 2098 Created: 2020.05.27 Updated: 2020.05.27

Lotte ist krank

5 - Übelkeit

Sie ist schon wieder eingeschlafen, also streichele ich ihr sanft über den Kopf, um sie zu wecken. “Was’n los?”, murmelt sie im Halbschlaf und bekommt sofort einen kleinen Hustenanfall. Ich setze sie auf, lehne sie wieder an meinen Körper und klopfe ihr auf den Rücken, während ich mitleidig seufze: “Dich hat es ja wirklich erwischt.”

Dann erkläre ich ihr: “Ich habe dir Tabletten mitgebracht und einen Eimer, falls du dich übergeben musst. Gegen die Übelkeit habe ich leider nichts da, aber ich besorge dir Medikamente so schnell ich kann.” Erschöpft nickt Lotte. Ich reiche ihr das Wasserglas und die Tabletten, dir ich ihr schon aus dem Blister gedrückt habe. Als sie die Tabletten geschluckt und auf meine Bitte auch den Rest des Wassers ausgetrunken hat, legt sie sich wieder hin und ich decke sie zu. Den Eimer stelle ich neben ihr Kopfende ans Bett, dann verlasse ich leise den Raum und gehe wieder nach unten in die Küche.

Das Frühstück steht immernoch unangerührt auf dem Küchentisch, aber mein Kaffee ist mittlerweile kalt. Also räume ich den Tisch erstmal ab, ehe ich dann eine Tasse aus dem Schrank hole, um Lotte eine Tasse Tee zu kochen. Sie verliert so viel Wasser, da ist es ganz wichtig, dass sie genügend trinkt. In den Tee mache ich auch noch einen kleinen Löffel Honig, damit er etwas besser schmeckt. Anschließend hole ich auch noch eine Wärmflasche und erhitze Wasser in einem Topf.

Während ich aufpasse, dass das Wasser nicht überkocht, nehme ich mein Telefon und rufe Michael an.

“Michael hier, was gibt's?”

“Hey Michael, ich bin's, der Ben.”

“Was gibt's? Brauchst du ein Konsil?"

“Nein, ich bin heute von der Schicht befreit, die Charlotte ist krank.”

“Oh, was ist denn passiert?”

“Sie ist ganz blass, kaltschweißig, ihr gesamter Körper tut weh, ihr ist kalt und das Fieber ist bei 40,2°. Außerdem sagt sie, dass ihr schlecht sei.”

“Das klingt ja gar nicht gut, hast du ihr schon Medikamente gegeben?”

Ich fülle das heiße Wasser in die Wärmflasche und klemme mir das Telefon zwischen Ohr und Schulter. In die eine Hand nehme ich die Teetasse und in der anderen trage ich die Wärmflasche.

“Ich habe ihr schon Tabletten gegen das Fieber und die Schmerzen gegeben, aber gegen die Übelkeit habe ich nichts da. Du hast doch bald Dienstschluss, oder?”, frage ich.

“Ja, in einer Viertelstunde. Ich kann dir dann etwas gegen die Übelkeit vorbeibringen.”

“Ach, Michael, das ist supi von dir. Gerade wäre es mir überhaupt nicht lieb, sie hier alleine zu lassen.”

Ich gehe gerade die Treppe hoch, da höre ich aus Lottes Zimmer Würgegeräusche. Ich eile schnell in das Zimmer und sehe, wie Lotte sich in den Eimer übergibt. Die Tasse und die Wärmflasche lege ich ab und setze mich dann neben Lotte, die erschöpft vom Bettrand hängt und immer noch hustet. Ich nehme das Telefon erneut in die Hand.

“Michael, bist du noch dran?”, frage ich.

“Ja, was ist passiert? Hat sie sich übergeben?”

Beruhigend streichele ich Lotte über den Rücken und antworte:

“Ja, und dabei hat sie auch die Tabletten, die ich ihr schon gegeben habe, wieder ausgespuckt.”

In dem Erbrochenen schwimmen zwei weiße Tabletten.

“Ich komme so schnell ich kann. Wenn es gar nicht mehr geht, dann ruf einen RTW”, rät mir Michael.

Ich bedanke mich bei ihm und wir legen auf.

Schwer atmend liegt Lotte mit dem Bauch auf meinen Beinen, der Kopf hängt immernoch über dem Eimer und immer wieder spuckt sie kleine Mengen Galle aus, ihr Magen scheint schon leer zu sein. Beruhigend streichele ich ihr über den Rücken. Sie weint. “Schschsch, ist ja gut, ich bin bei dir”, flüstere ich und wische ihr mit einem Taschentuch den Mund ab.

Als sie sich etwas beruhigt hat, lege ich sie wieder ins Bett und streichele ihre Wange, die noch blasser ist, als sie es eben schon war.

Dann nehme ich mein Stethoskop wieder aus dem Koffer vor dem Bett, setze mich mit ausgestreckten Beinen neben Lotte ins Bett und sie kuschelt sich an mich. Sanft streichele ich über ihr Haar. Vor Erschöpfung ist sie schon wieder eingeschlafen.

Ich wärme das Stethoskop an und ziehe dann vorsichtig, um sie nicht zu wecken, ihr Schlafanzugoberteil ein kleines Stück hoch, sodass ich ihr Herz und ihre Lunge abhören kann. Trotzdem zuckt sie bei jeder Berührung zusammen und wimmert. Ihrem Herz geht es gut und das Rasseln in ihrer Lunge hat sich zum Glück nicht wirklich verschlimmert.

Ich stehe auf, lege die Wärmflasche zu Lotte unter die Decke und nehme den Eimer mit dem Erbrochenen mit, den ich im Bad ausleere und reinige.

Gerade habe ich ihn wieder an Charlottes Seite abgestellt, da höre ich schon die Türklingel von unten.