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Aufrufe: 1186 Created: 2020.01.11 Updated: 2020.01.11

Der mysteriöse neue Oberarzt

Der mysteriöse neue Oberarzt, Teil 2

„Ach, eine Frage noch..“ Dr. Garcia kehrt nochmals um, als hätte er etwas vergessen.

„Haben Sie jemanden, der sich heute zuhause um sie kümmern kann?“

„Ähhm, nein, aber ich komme zurecht!“

„Dann wäre es aber besser, Sie würden eine Nacht zur Beobachtung hier be uns im Krankenhaus bleiben!“

„Nein, quatsch…!“

„Sie sind hier doch in besten Händen, Sie mögen doch ihre Kollegen, oder täusche ich mich da?“

„Ja schon, aber trotzdem, und überhaupt, wir haben bestimmt kein Bett mehr frei!“

„Machen Sie sich darüber keine Sorgen, ich werde mit Ihren Kollegen sprechen“, sagts und verschwindet wieder.

Völlig verdutzt verweile ich noch auf der Liege im Arztzimmer, weder irgendein Doktor, noch jemand vom Kollegenkreis lässt sich in der nächsten halben Stunde bei mir blicken und somit beschließe ich, meine Tasche zu nehmen und mich zu verabschieden. Ich werde mich zuhause aufs Ohr legen, denn der Wirkstoff macht ganz schön müde und so bequem ist die Liege nun auch wieder nicht und bald ist Mittagspause und die zwei Assistenzärzte werden zurück in ihr Zimmer kommen. Nein, mich kann jetzt hier keiner aufhalten, noch überzeugen.

Ich beseitige noch schnell alle Spuren von mir, wische die Liege ab, nehme meinen gebrauchten Teetopf, schiebe den Infusionsständer vor mir her und in einem unbeobachteten Augenblick verstaue ich die Vomexpackung wieder im Stationszimmer im Schrank. Ich habe nicht die Absicht, davon nochmals Gebrauch zu machen.

Hastig verabschiede ich mich am Krankenhausflur von Bea, die mich natürlich aufhalten will.

„Du kannst doch noch nicht gehen, der Garcia will, dass Du eine Nacht dableibst!“

„Aber ich will das nicht, zuhause hab ich doch viel mehr Ruhe, ich bin hundemüde, ich bin doch in ein paar Minuten zuhause“.

„OK, wenn Du meinst, unter deiner Verantwortung!“

„Ach Bea, soll ich vielleicht unterschreiben, dass ich die Klinik gegen den ärztlichen Rat verlassen werde? Ich bin doch nicht mal offiziell aufgenommen worden!“

Jetzt müssen wir beide lachen, „versprich anzurufen, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist, ok? Und bleib morgen noch zuhause, hast Du gehört?“

Ich seufze tief, „ja, mach ich, mal sehn wegen morgen, wer soll denn für mich einspringen?“

„Verena, das lass mal unsere Sorge sein, morgen kommt noch eine Schülerin dazu, wir schaffen das schon, kurier Du dich nur aus, wehe Du kommst, dann stecken wir dich in als 3. Person in ein 2-Bett Zimmer!“

Jetzt muss ich wieder lachen, entferne die Nadel in meinem Arm und verabschiede mich.

Zum Glück brauche ich tatsächlich nur 7 Minuten bis ich Zuhause bin, ich kann kaum mehr meine Augen offen halten, sinke auf meine Wohnzimmercouch und verfalle in eine Art Tiefschlaf.

Es scheint schon ziemlich spät zu sein, im Unterbewusstsein höre ich mein Telefon klingeln, hab ich das geträumt oder hat es wirklich geklingelt? Ehe ich das richtig registriere, ist es auch schon wieder verstummt und ich gebe dem nicht weiter eine Bedeutung und sehe auch nicht nach, wer mich da gestört hat. Egal wer es war, der ruft wieder an, wenn es wichtig war.

Etwas benommen noch sitze ich einfach nur da auf meinem Sofa, die Kuscheldecke um mich herum geschlungen und starre ins Leere. Das kurze Zwischenspiel mit dem Garcia geht mir nicht mehr aus dem Kopf, ob ich will oder nicht. Er beschäftigt mich, ob ich will oder nicht.

Huch, das Klingeln des Telefons reißt mich erneut aus meinen Gedanken, jetzt klingelt es wirklich!

Es war nur meine Mutter, die mir die Ereignisse der letzten Tage, wo sie war, mit wem und was sie überall gegessen hat, mitteilen will. Also war sie das vorhin auch, hab ich also nichts verpasst. Ich höre, dass ich am Handy auch noch eine Nachricht bekomme, kann aber meine Mama nicht so schnell abschütteln und so vergesse ich wieder darauf zu schauen.

Den restlichen Nachmittag verbringe ich nichts tuend auf meiner Couch, ich kann mich auch zu nichts aufraffen.

Kurz nach 17°° klingelt es an meiner Wohnungstüre, wer nervt mich da, frage ich mich, ich raffe mich aber auf und gehe hin. Ich nehme den Hörer ab, vielleicht kann ich den oder die gleich an der Haustüre wieder abwimmeln.

„Ja, bitte?“

„Garcia!“

Vor Schreck fällt mir der Hörer der Gegensprechanlage aus der Hand. Ich beiße mir auf dem Finger, Mist, da muss ich jetzt reagieren, Sch….

Was mach ich nur? Träume ich, das kann doch nicht sein, ist es Christian, der seine Stimme verstellt hat? Nein! Ich drücke auf dem Öffner und unten sehe ich bereits den schwarzen Haarschopf von unserem Oberarzt. Mir wird schlecht vor Schreck.

„Was tun Sie hier???“

„Mensch, Schwester Verena, man hat den ganzen Nachmittag versucht, Sie anzurufen, ich hab doch gesagt, Sie sollen in der Klinik bleiben, was fällt Ihnen ein?“

„Nicht so laut, dass es alle mitbekommen, wenn Sie schon da sind, dann kommen Sie halt rein“, ich zeige auf einen Sessel, auf den er Platz nehmen kann.

„Wir hatten doch gar kein Bett mehr frei!“

„Ich hab doch gesagt, ich kümmere mich und ich hab ein Bett extra in einem Einzelzimmer frei gemacht. Ihre Kollegen bat ich drum, Sie anzurufen!“

„Ja, ich hab geschlafen, sorry“.

„Vielleicht hätten Sie die Güte gehabt und mal zurückgerufen?“

„Entschuldigung, ich hab nicht nachgesehen!“

„Wir haben uns ernsthaft Sorgen um Sie gemacht, vor allen Dingen ich, als der behandelnde Arzt, es hätte ja was passiert sein können!“

„Na- na- na, nun übertreiben Sie es mal nicht, wie Sie sehen, ist mir nichts passiert!“

„Wie kommen Sie überhaupt hierher? Wer hat Ihnen überhaupt meine Adresse gegeben?“

„Die steht im Telefonbuch Schwester!“

„Ach ja“ und senke peinlich berührt meinen Kopf.

„Aber trotzdem, hätte es nicht gereicht, dass Sie einen Kollegen vorbei schicken?“

„Ich trage die Verantwortung!“

Ich weiß, was ich als nächstes mache, ich lasse meinen Eintrag im Telefonbuch ändern und zwar schleunigst, denke ich mir.

Ich nehme mein Handy in die Hand und sehe tatsächlich vier verpasste Anrufe und nochmals so viele WhatsApp Nachrichten, hätte ich doch nur mal nachgeschaut!

„Nun ja, ich war in Sorge, wie geht es Ihnen jetzt?“

„Geht schon so!“

„Ich möchte eine klare Aussage von Ihnen!“

„Ich bin gut nach Hause gekommen, falls Sie das wissen möchten und ich hab mindestens noch eine halbe Stunde gewartet im Arztzimmer und nachdem niemand, nicht mal meine Kollegen vorbei geschaut haben, dachte ich, dann kann ich genauso gut auch heim gehen. Im Arztzimmer habe ich keine Ruhe, da ging des Öfteren das Telefon, es wurde geklopft und ich musste ständig damit rechnen, dass einer der Assistenten hereinplatzt, ich war müde und wollte endlich meine Ruhe und mein Weg vom Krankhaus bis hierher ist ja wirklich nicht weit!“

„Verstehe! Sie wollen nun also nicht zurück?“

„Definitiv nein! Mir geht es doch gut, ich fühle mich nur noch etwas schlapp!“

„Ok, dann regen Sie sich meinetwegen nicht weiter auf, ich werde jetzt und hier noch einen zweiten Test machen, vom Semont Manöver haben Sie bestimmt schon gehört?“

„Ja, irgendwann, hab ich.“

„Das werden wir nun noch machen“.

„Ist das wirklich noch nötig?“

„Mir wäre es lieber, legen Sie mal rasch ihren Kopf in den Nacken, überstrecken Sie sich und schauen an die Decke- und bleiben Sie so, solange wie ich es sage!“

Ich merke, dass mir das nicht gut tut und lasse, bevor es Dr. Garcia zu mir sagt, meinen Kopf wieder nach unten richten.

„Ich hab gesagt länger!“

„Nein, es tut mir nicht gut, ich will das nicht machen!“

„Dachte ich mir, dann führen wir den Semont Test durch, machen Sie genau das, was ich Ihnen sage, achten Sie auf meine Anweisungen!“

„Ok“

„Sind Sie bereit? Setzen Sie sich aufrecht hin, nun drehen Sie den Kopf um 45° nach links, das Kinn zeigt zur linken Schulter.

Gut, legen Sie sich nun schnell zur rechten Seite und lassen Sie das Kinn weiterhin zur linken Schulter zeigen.

Ok, nun den Körper so schnell wie möglich zur linken Seite legen und wiederum darauf achten, dass das Kinn dabei zur linken Schulter zeigt.

Gut, sehr schön, richten Sie sich langsam wieder in die Sitzposition auf und bleiben ein paar Minuten sitzen.

Das Ganze wiederholen wir jetzt nochmal, es war Ihnen noch schwindelig bei der Seitenlagerung, ich hab das an Ihren Pupillen gesehen. So schnell geht das leider nicht vorbei!“

Dr. Garcia gibt nochmals Anweisungen und auch dabei fühle ich mich noch schwindelig, was ihn dazu veranlasst, das ganze Manöver ein drittes Mal durch zu führen. Hinterher geht es mir nicht wirklich besser, so richtig schlapp wie schon den ganzen Tag.

Dr. Garcia erklärt mir, dass dieser leichte Schwindel noch bis zu 4 Wochen anhalten kann, bis er ganz wieder weg ist. Ich müsse diese Übungen 3x am Tag machen, dann werde ich das merken, dass sich natürlich schon eine kurzzeitige Besserung einstellt, aber ich bei bestimmten Drehbewegungen des Kopfes noch anfällig dafür sein kann.

„Ist Ihnen wieder schlecht?“

„Ja, etwas, ich will das nicht machen, wenn mir ständig übel dabei wird“.

„Langfristig gesehen, hilft das aber und schon morgen werden sie bei normalen Dingen, die Sie tun, nichts mehr davon spüren! Aber natürlich bleiben Sie morgen noch daheim, geben Sie Ihrem Körper, die Ruhe, die er braucht!“

„Mach ich, ich verspreche das!“

„Wenn Ihnen jetzt schlecht und schwindelig ist, nehmen Sie noch eins der Vomex, die ich Ihnen besorgt habe, Sie haben die doch mitgenommen, oder?“

Ich beiße mir auf die Lippen und Dr. Garcia sieht es mir an, dass ich das nicht gemacht habe, denn ich laufe rot an.

„Nicht jetzt? Was glauben Sie, warum ich gesagt habe, Sie sollen die mitnehmen? Haben Sie so etwas Ähnliches zuhause?“

„Jetzt regen Sie sich ab, mir ging es wieder gut, ich dachte es bleibt so. Ich hab vom Urlaub noch 2 Ampullen übrig.“

„Na prima und die wollen Sie sich wohl selber reinjagen, das schaffen Sie nie in dem Zustand!“

„Ich weiß, im Urlaub war eine Freundin dabei, ebenfalls Krankenschwester, das machen wir immer so im Falle eines Falles.“

„Ach so machen Sie das? Na dann, werde ich mal davon Gebrauch machen, Sie holen die Sachen dazu, legen sich nun schön auf die Seite, ziehen etwas ihr Höschen herunter und ich werde Ihnen das Medikament intramuskulär spritzen!“

Mir ist das so schrecklich peinlich, wie er mich hier zusammenputzt, ich fühle mich so klein und verunsichert und ich traue mich nicht mehr, ihm zu widersprechen. Ich muss noch mit ihm zusammen arbeiten, wie soll das werden, wenn er in mir das Dummchen sieht? Ich hab es einfach vergeigt. Ich gehe in mein Bad und suche nach der Ampulle, nehme mir dazu eine dicke Kanüle und eine Einmalspitze, Desinfektionsmittel hab ich als kleine Tupfer abgepackt und noch Latexhandschuhe, allerdings werden die ihm nicht passen. Wortlos lege ich ihn die Sachen hin, er bleibt ernst, ganz der verantwortungsvolle Doktor und verschämt lege ich mich in Position.

Ich ziehe den Kopf ein, verdecke mein Gesicht unter meinem Arm und mit der anderen Hand ziehe ich umständlich meine Hose herunter, gerade mal so weit, dass er gut an meinem Gesäßmuskel kommt. Das wenn Jemand wüsste!

Seine Vorbereitung gleicht einem Zeremoniell und spannt mich umso mehr auf die Folter, ja wie auf einer Folterbank fühle ich mich jetzt, ausgeliefert!

Ein Stöhnen entweicht mir unbewusst.

„Schwester Verena, da müssen Sie jetzt durch!“

Der soll einfach seine Klappe halten! Die Situation ist schon schlimm genug!

Ich kann gar nicht hinsehen, wie er die Ampulle öffnet und die Spritze aufzieht, er versucht sich in die Einmalhandschuhe zu quetschen, aber er zerreißt sie und schmeißt sie weg. Er macht den eingeschweißten Alkoholtupfer auf und das kalte Desinfektionsmittel lässt einen Schauder über meinen Rücken laufen.

Nun stich endlich zu, denke ich mir und schon durchfährt mich ein Schmerz durch die dicke Kanüle, als sie sich durch mein Fleisch bohrt, es drückt und der Druck wird immer stärker, die Flüssigkeit brennt, Garcia verreibt das noch und der Schmerz wird erträglicher.

Ich bringe gerade noch ein Dankeschön heraus und hoffe, dass er jetzt gleich geht.

„Bleiben Sie noch liegen, ruhen Sie sich aus, haben Sie etwas zu Essen für sich im Haus?“

Ich fahre hoch, „was zu Essen? Mir ist gerade überhaupt nicht nach essen!“

„Das glaube ich Ihnen, aber sicherlich ereilt Sie noch der kleine Hunger, ich bin mal so frei und werde mal einen Blick in Ihre Küche werfen!“

Was erlaubt der sich? Aber irgendwie scheint mir im Moment alles egal zu sein, das gibt es doch nicht. Ganz angestrengt sperre ich meine Ohren auf, der schaut tatsächlich in meinem Küchenschrank und in den Kühlschrank. Ich höre Töpfe klappern, ich höre, dass er irgendetwas anrührt, er schlägt ein Ei auf und er schmeißt meinen Herd an.

Das darf doch alles gar nicht wahr sein, Hilfe! Er ist einer meiner Vorgesetzten und benimmt sich hier, als wäre er zuhause, ich kenn ihn noch gar nicht so lange, wir Duzen uns nicht, ist er vielleicht ein Psychopath? Was weiß ich denn schon von ihm? Mich beschleicht etwas Angst.

Das gleichmäßige Klappern aus der Küche macht mich müde und wirkt auf mich einschläfernd, ich habe Mühe, meine Augen offen zu halten und meine Müdigkeit siegt.

Ich weiß nicht, ob es nur ein Sekundenschlaf war oder wie lange ich tatsächlich weg war.

Ich öffne meine Augen, als ich merke, wie sich jemand neben mich setzt, weil das Sofa herunter gedrückt wird. Ein angenehmer Geruch steigt in meine Nase hoch und gibt mir den Appetit zurück.

Ich richte mich auf, schaue wohl etwas irritiert, als ich Dr. Garcia immer noch in meiner Wohnung, nun neben mir, sitzen sehe.

„Was um alles in der Welt machen Sie hier?“

„Schwester Verena, ich dachte mir, sie brauchen noch eine kleine Stärkung für Ihren Magen, ich fühle mich Ihnen gegenüber etwas verantwortlich und ich kann Sie weder hungern lassen, noch möchte ich Ihnen zumuten, sich heute selber in die Küche zu stellen. Da ich ganz gerne koche, habe ich mir erlaubt, Ihnen eine warme Suppe zu zubereiten.“

„Aber Sie können mich doch nicht hier auch noch bekochen!“

„Das ist doch nur eine Suppe, was ganz einfaches!“

„Die riecht aber köstlich Herr Oberarzt!“ und ich bekomme tatsächlich Appetit darauf.

Was hat er nur da hinein getan, selten so eine gute, einfache Suppe gegessen, sie schmeckt ausgezeichnet gut und Dr. Garcia scheint zufrieden zu sein, dass sie mir schmeckt.

Er verschwindet wieder in Richtung Küche, kommt aber gleich mit einem Teller und einen Kaffeetopf zurück. „Ich hab Ihnen noch einen Tee gekocht, der ist noch sehr heiß, als kleine Nachspeise dachte ich mir.“

Irritiert über sein handeln bringe ich nur ein kurzes Danke heraus.

„Ja, lassen Sie es sich schmecken und versprechen Sie mir, morgen nicht schon wieder in die Arbeit zu gehen. Wenn ich es irgendwie einrichten kann, werde ich dafür morgen nochmals nach Ihnen sehen. Ich muss jetzt gehen und wünsche Ihnen gute Besserung und einen angenehmen Abend und eine erholsame Nacht. Ich finde übrigens alleine zur Tür, bleiben Sie liegen!“

„Ja, danke auch, gute Nacht!“ jetzt bin ich vollkommen perplex, was war das? Das war nicht der Dr. Garcia den ich sonst kenne, kann mich bitte mal Jemand kneifen? Der kann ja auch nett. Der Typ geht mir nun den ganzen Abend nicht mehr aus dem Kopf. Am liebsten würde ich meine Kollegen anrufen, aber nein, was soll ich denen denn erzählen?

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n/a Vor 4 Jahre