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Aufrufe: 1927 Created: 2019.11.23 Updated: 2019.11.23

Der mysteriöse neue Oberarzt

Der mysteriöse neue Oberarzt

Ich kam gerade frisch aus dem Urlaub zurück, war drei ganze Wochen in Südamerika unterwegs und nun ruft die Pflicht wieder und ich muss arbeiten.

Während ich im Stationszimmer saß und über meinen Patientenkurven saß, kam ein Arzt herein, den ich bis dato noch nie hier im Haus gesehen habe.

Ohne Notiz von mir zu nehmen und ohne ein Hallo richtet er sich an meinen Kollegen Christian. Mir scheint es, dass Christian den Doktor kennt und der Arzt erweckt in mir den Eindruck, dass er die Station hier schon kennt und nicht irgendeiner von einer anderen Abteilung, um hier für einen Patienten einen konsiliarischen Besuch abstattete. Ich blicke von meinem Schreibtisch auf und spähe auf das Namensschildchen Dr. Bastian Garcia Oberarzt.

Hm, hat mir keiner heute früh gesagt, dass wir einen neuen Oberarzt auf Station hätten, wo ich doch extra die anderen gefragt habe, was es denn so Neues gibt. Alle haben sie mit den Schultern gezuckt, das ist ja mal wieder typisch.

Zu mir, ich bin Verena, arbeite mittlerweilen schon 8 Jahre auf der Neurologie, stehe mitten im Leben, bin in festen Händen und ansonsten gibt es nichts Aufregendes über mich zu berichten, mich kann normalerweise nichts mehr aus der Fassung bringen.

Mit mir heute in der Schicht ist mein liebenswerter Kollege Christian, meine Kollegin Beatrix, von uns nur kurz Bea genannt, die Schwesternhelferin Claudia und eine Schwesternschülerin, deren Namen ich schon wieder vergessen habe.

Aufmerksam höre ich auf die sonore Stimme des neuen Doktors, astreines Hochdeutsch, ich konzentriere mich mehr auf seine Stimme als auf das Gesagte.

Mit offenem Arztkittel eilt dieser Doktor wieder hinaus auf den Gang.

„Na Verena das kannst Du doch gleich ausarbeiten, ich muss noch andere Dinge erledigen“ wirft mir Christian zu.

„Ich, ich hab gar nicht richtig zugehört, der hat sich doch an Dich gewandt, wer war das überhaupt?“

„Na das war doch der neue Oberarzt!“

„Ich kenn den doch noch gar nicht, Ihr habt mir gar nichts davon erzählt!“

„Ach so, der ist glaube ich schon seit zwei Wochen hier bei uns.“

„Ja etwas mehr vielleicht, woher kommt er, wie ist er…?“

„Hättest ihn ja selber fragen können, da kommt er übrigens schon wieder…“ und verstummt.

Ich laufe rot an und muss mich umdrehen, so peinlich ist das mir jetzt.

„Herr Oberarzt, das hier ist übrigens Schwester Verena, die kennen Sie noch nicht, sie ist heute frisch vom Urlaub zurück.“

Langsam reiche ich ihm meine Hand, um mich selber vorzustellen, seine Hand ist warm, sein Händedruck ist fest und ein leichtes, anerkennendes Lächeln huscht über sein Gesicht. Abschätzend schaut er mich an, sein Blick gleitet vom Kopf bis hin zu meinen Fußspitzen.

„Garcia, angenehm, Bastian Garcia, Oberarzt hier seit zwei Wochen. Darf ich fragen, wo Sie Ihren Urlaub verbracht haben?“

Hui das hört sich nach echtem Interesse an, „ich war in Südamerika, genauer gesagt in Argentinien.“

„Ach tatsächlich? Das ist meine zweite Heimat!“ und richtet sich mit seiner nächsten Frage wieder an Christian, „Begleiten Sie mich bitte zur Visite, sie kennen meine Patienten bestimmt besser als Ihre Kollegin, die gerade erst wieder anfängt!?“

Christian steht auf, klemmt sich die Kurven unter den Arm und verlässt mit dem Oberarzt das Stationszimmer.

Wo mag der denn herkommen? Ich schätze ihn auf Anfang bis Mitte 40 und auf dem ersten Blick ist er mir nicht unbedingt sympathisch, ich kann aber nicht genau sagen, an was das liegt.

Beatrix kommt herein, vielleicht weiß sie mehr über ihn zu berichten.

„Du sag mal, warum habt Ihr mir heute morgen nicht gesagt, dass wir einen neuen Oberarzt auf Station haben?“

„Der Garcia? Ach das habe ich ganz vergessen, der ist ja schon ein Stück da und Du warst eindeutig zu lange weg. Was soll ich sagen?“

„Naja, halt wo kommt er her, wie ist er so, was macht er sonst, ist er verheiratet, das Übliche halt!“

Bea stöhnt, „Mein Gott, der war vorher schon irgendwo in Deutschland kommissarischer Oberarzt an einer Klinik, mehr weiß ich auch nicht, der lässt noch nicht so viel raus.“

„Und wie findest Du ihn?“

„In erster Linie ziemlich anstrengend, der fragt uns ständig aus.“

„Wie, was fragt der aus?“

„Nicht das was Du jetzt denkst, der fragt so fachliche Sachen, mir ist das immer ganz peinlich, wenn ich was nicht weiß. Der testet uns wohl nach unseren Kenntnissen, naja logisch, der will ja auch wissen, auf welchem Stand wir sind!“

„Aha, mich hat er vorhin gefragt, wo ich im Urlaub war!“

„Schau an!“ Bea schaut mich erstaunt an.

„Der hat gesagt, Südamerika sei seine zweite Heimat!“

„Na dann weißt Du ja schon mehr als wir, Respekt!“

Das sind ja tolle Neuigkeiten, da lob ich mir doch unseren alten Oberarzt den Dr. Kern, der hatte immer ein offenes Ohr für uns und hat uns oft Süßigkeiten mitgebracht, wo er doch wusste, dass unsere Pausen oft knapper ausfallen. Er fehlt mir jetzt schon, er genießt seinen wohlverdienten Ruhestand.

Wie es mir scheint, das heißt, was ich von den Anderen schon mitbekomme habe, ist es nicht unbedingt ein Vergnügen mit dem Neuen und ich bin nicht sonderlich verpicht darauf mit ihm auf Visite zu gehen. Insgeheim drücke ich mich sogar etwas davon und tue recht beschäftigt, wenn ich ihn sehe, so dass er mich erst gar nicht anspricht.

Ich weiß, dass ich auch irgendwann mal dran sein werde und schon jetzt weiß ich, dass das nicht gut werden würde, dass er mir etwas Angst macht, sein ganzes Auftreten, seine Optik, wie er redet und so. Meine Kollegen haben ja schon etwas Vorsprung, die wissen ja schon, was er will und wie.

So trifft es mich an einem Samstagvormittag, ich ganz alleine im Stationszimmer, weit und breit keine andere Kollegin in sichtweite, jetzt bin ich ihm ausgeliefert.

„Guten Morgen, Schwester Verena, wollen wir?“

Von wollen ist hier keine Rede, ich muss, er wird wohl nicht auf eine andere warten wollen.

„Möchten Sie vielleicht, dass Christian…?“

Er lässt mich den Satz gar nicht aussprechen, „nein, ich möchte jetzt mit Ihnen Visite machen!“

Da muss ich jetzt wohl durch, was soll schon passieren, ich bin keine Anfängerin mehr. Bereits vor dem ersten Krankenzimmer, fragt er mich, ob mir der Begriff ´Romberg- Versuch` oder auch der Unterberger Tretversuch ein Begriff ist.

Etwas holperig, weil ich verunsichert bin, kann ich ihm prompt eine Antwort liefern. Er ist erstmal still und lässt mich mit weiteren Fragen verschont.

Im nächsten Zimmer ordnet er statt den bisher stündlichen, neurologischen Kontrollen, nur noch 3-stdl. Überwachungen an, nachdem er sich von unseren Daten und Aufzeichnungen überzeugt hat. Mit schnellem Schritt geht’s ins nächste Zimmer, bei der Patientin führt er vor Ort kleinere Tests durch, Finger-zu- Nase Versuch etc., nebenbei fragt er mich, wie die 12 Hirnnerven heißen.

Ich zähle sie auf, beim 6. stoppt er mich, „genügt, danke“. Das klingt ja so, als würde er froh sein, dass ich ihm das sage, weil er das selber nicht weiß. Diesen Gedanken verwerfe ich jedoch gleich wieder.

Jetzt muss ich für die nächste Patientin eine Stimmgabel holen und er testet die Patientin mit der Stimmgabel, ob sie besser hören kann, wenn die Gabel hinter oder vor dem Ohr gehalten wird. Das geht die nächste halbe Stunde so weiter und er scheint zufrieden mit mir zu sein.

Er bedankte sich bei mir, dass ich solange mitgegangen bin, denn er weiß ja, dass unsere Zeit knapp ist.

Trotzdem fühle ich mich in seiner Gegenwart nicht besonders wohl, um nicht zu sagen nervös und angespannt. So kam es, dass ich ihm in Zukunft trotzdem so oft es geht aus dem Weg gehe und anderen den Vortritt lasse. Irgendwie ist er mir unheimlich, sein Blick durchlöchert mich und sein Blick ist nicht freundlich gestimmt, eher drohend, ohne ein Lächeln und ohne Mimik. Man weiß einfach nie, wie man dran ist, ich hab den Eindruck, dass er mehr Vertrauen in die Pfleger hat als in uns Schwestern.

Eines Morgens erwachte ich zuhause in meinem Bett, wie so oft recke ich mich und überstrecke meinen Kopf in den Nacken, vielleicht etwas zu schnell, aber es tut meinen müden Knochen und Gelenken gut, bis dahin dachte ich das zumindest.

Mist, was ist los mit mir, wie ein Blitz durchfährt es mich und ich bin nicht mehr ganz bei Sinnen, mich dreht es im Bett, von jetzt auf dann überkommt mich ein Schwindel, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt habe, nicht mal in meinen Jugendjahren nach ein paar Gläsern Alkohol zuviel.

Ich lasse mich zurücksinken, nehme sofort meinen Kopf zurück und schließe die Augen, der Drehschwindel wird noch heftiger, also die Augen wieder auf.

Was ist los mit mir? Etwas schlecht ist mir auch, ich bleibe noch ein paar Minuten auf dem rücken liegen und tatsächlich geht es mir wieder etwas besser, aber noch nicht ganz gut.

Nein, Zuhause bleiben kann ich heute nicht, ich werde trotzdem zur Arbeit gehen, mal sehen wie es mir weiter geht, ich könnte ja wieder gehen, wenn mich wieder so eine Attacke ereilt.

Ich mache langsam, schnell geht heute gar nicht, also ich schäle mich langsam aus meinem Bett, eher in Zeitlupe, bestimmt wird es mir nach einer kalten Dusche wieder besser gehen, da bin ich mir sicher.

Gedanken kreisen in meinen Kopf, schließlich muss ich wissen, was das ist, ich arbeite ja auf einer neurologischen Station, sozusagen hab ich die passenden Ärzte an Ort und Stelle. Schon allein deshalb lohnt es sich in die Arbeit zu gehen. Vielleicht bekomme ich schnelle Hilfe vor Ort.

Ca. 5 Minuten zu spät erscheine ich auf Station, die anderen wundern sich schon, wo ich bleibe, weil ich normalerweise immer pünktlich bin. Ich erzähle ihnen die Kurzfassung, um nicht die Patientenübergabe zu stören.

„Erzähl das dann mal einem Doktor, da bist Du ja hier richtig!“

„Eigentlich geht’s mir schon wieder gut, das waren nur ein paar Sekunden, ich hatte sowas noch nie, dazu bin ich doch noch viel zu jung!“

„Trotzdem, lass es abklären, dann kannst Du beruhigt sein, dass es was Harmloses ist.“

„Mach mir ja keine Angst! Vielleicht hab ich zuwenig getrunken, das kommt schon mal vor bei mir.“

Gegen 8:15 Uhr kommt auch schon der erste Doktor, Dr. Johannes Huber, ein netter Arzt, zwar noch Assistent, aber sehr engagiert und schon muss es Bea ihm erzählen und nötigt ihn dazu, mich zu untersuchen.

Mit Widerwillen folge ich ihm in sein Arztzimmer, „das ist wirklich nicht der Rede wert, mir geht es schon lange wieder gut, sonst wäre ich doch gar nicht in die Arbeit gekommen!“.

„Nee, nee, lass mal, das muss untersucht werden, Du legst Dich jetzt brav hin, ich werde zuallererst mal Deinen Blutdruck messen und ein paar Tests machen!“

„Ach Du hast doch gar keine Zeit, schick Dich an, nicht dass Deine Obrigkeiten Dich als vermisst melden und Dich suchen und meine Kollegen brauchen mich hier auch!“

„Ja und was ist, wenn Du hier den ganzen Vormittag herumrennst und dann plötzlich in irgendeiner Ecke liegst? Dann haben wir alle nichts gewonnen, also sei vernünftig, Deine Kollegen und da bin ich mir sicher, haben vollstes Verständnis für Dich.“

Genervt ergebe ich mich, Dr. Huber, wir nennen ihn im Kollegenkreis nur Johannes gibt ja doch nicht nach. Wie versprochen misst er meinen Blutdruck, bereitwillig reiche ich ihm meinen Arm, an dem er mir fest die Manschette anbringt. Das Aufpumpen empfinde ich jedes Mal als unangenehm, bei mir muss gar nicht so weit aufgepumpt werden, mein Druck ist eher zu niedrig.

Wusste ich´s doch, Johannes zieht seine Stirn in Falten. „Und wie ist er ? Niedrig, oder?“

„Ja, viel zu niedrig zum arbeiten, da wär mir auch schwindelig!“

„Siehst Du, da haben wir das Problem doch schon, ich hab gestern zu wenig getrunken, weil ich zuviel geschlafen habe.“

„Du bleibst liegen, versprichst Du mir das?“

„Vergiss es!“

„Du!“ und droht mir mit erhobenem Zeigefinger, „Ich sperre Dich ein!“

„Ha! Das ist Freiheitsberaubung!“ doch da muss ich auch schon lachen und während ich so daliege, merke ich wieder ein leichtes Kreiseln in meinem Kopf.

Oh, nein Er will dann doch noch eine schnelle Visite machen und bringt mir eigenhändig einen Kaffee vorbei. „Gut für den Kreislauf !“ zwinkert mir zu und lässt mich alleine auf der Liege im Arztzimmer zurück.

Der Kaffee tut gut und solange ich brav liegen bleibe, habe ich auch keine Beschwerden, aber sobald ich mich etwas drehe…ich denke, ich liege auch etwas zu flach und versuche das Kopfteil der Liege etwas hoch zustellen.

Plötzlich wird die Tür aufgerissen, ich bekomme einen Riesenschreck, ohne Anklopfen, ohne Vorwarnung steht plötzlich dieser Dr. Garcia im Arztzimmer, es ist Johannes Arztzimmer, dass er sich mit einem anderen Assistenten teilt, was sucht er hier?

„Äh, Hallo, suchen Sie was?“

„Die Kollegen haben mir erzählt, dass Sie hier liegen, weil ihnen heute so schwindelig ist!“

„Nein, mir geht es schon wieder viel besser, hab ich denen aber auch schon gesagt.“

„Der Kollege Huber hat mich zu Ihnen geschickt, er hat im Moment keine Zeit, um sich zu kümmern, er musste zu Neuaufnahmen und nun kümmere ich mich um Sie. Was wurde schon unternommen?“

„Nichts, d.h. der Blutdruck wurde gemessen und die Temperatur!“

„Aha, und wie war er?“

„Der Blutdruck? Naja, eher niedrig, so bei 90/60 glaube ich.“

„Erzählen Sie mir, wie lief der Morgen ab, was haben Sie gemacht, haben Sie das öfters?“

„Nein, ich hab das noch nie gehabt, es fing heute Morgen direkt nach dem Aufwache an, als ich mich im Bett gedehnt habe.“

„Haben Sie dabei ihren Kopf gestreckt, also den Kopf zu schnell nach hinten gedreht?“

„Ja, glaub schon!“

„Dann werde ich mal einen einfachen Test mit Ihnen durchführen, das Epley Manöver, da lösen sich die Otholithen und sie sind schnell wieder beschwerdefrei, wenn es wie ich glaube, der einfache Lagerungsschwindel ist.“

Dr. Garcia stellt die Liege wieder flach, sehr zu meinem Leidwesen.

„Und wenn nicht?“

„Wir werden sehen, aber ich bin mir relativ sicher, was die Ursache ist.“

Dr. Garcia legt mir eine Nackenrolle hinter dem Kopf, was auf jeden Fall besser ist.

Er erklärt mir, dass ich mich entspannt auf den Rücken legen soll, er gibt mir Anweisungen und ich soll dem nachgehen. Ok, ich lasse mich mal darauf ein, es kann ja nicht schaden. Was mich dabei stört ist er selbst, lieber wäre mir Dr. Huber gewesen.

„So, nun setzen Sie sich erstmal auf, Sie bleiben auf der Liege sitzen, Ihre Beine bleiben ausgestreckt in der Waagrechten.“

Okay, ich setze mich auf und schaue ihn fragend an, er sucht meinen Blickkontakt um die Richtigkeit zu bestätigen.

„Nun, den Kopf um 45° zur betroffenen Seite drehen, ich werde Sie nun schnell auf den Rücken drücken“.

Gut, ich lasse meinen Kopf in der seitlichen Position und Dr. Garcia drückt mich rasch auf den Rücken, wobei mein Kopf leicht über den Rand der Untersuchungsliege hängen bleibt, dadurch soll eine neue Schwindelsymptomatik ausgelöst werden.

Nun zählt Dr. Garcia etwa 30 Sekunden und ich muss in dieser Position bleiben, um zu warten bis die Symptome wieder etwas abklingen. Dann muss ich liegend meinen Kopf um 90° zur anderen Seite drehen. Er zählt wieder ca. 30 Sekunden und wartet, bis er mich dann weitere 90° auf die nicht betroffene Seite dreht. Nochmals zählt er und dann greift er mir unter die Arme und setzt mich auf. Mir ist speiübelschlecht, ich bin fix und fertig, wie kann das sein, dass mich so ein paar schnelle, einfache Drehungen so außer Gefecht setzen?

„Mir ist so schlecht, ich kann nicht mehr!“

„Ich sehe es an Ihren Pupillen, dass Sie das alles überfordert hat, wir machen dasselbe nochmal, diesmal etwas länger.“

Ich kann nicht, doch der Oberarzt kennt keine Gnade, er führt mich, weil ich unfähig dazu bin und er gönnt mir längere Ruhezeiten zwischen den einzelnen Phasen. Trotz alledem liege ich völlig fertig auf der Liege, mir ist schwindelig und schlecht und ich denke, ich müsse mich übergeben.

„Ich brauch eine Brechschale!“ Dr. Garcia schaut sich hilfesuchend um, entdeckt aber gleich einen Stapel mit Nierenschalen, wovon er mir eine reicht.

Ich denke ich müsse brechen, aber es geht nicht, ich bin körperlich total schlapp und könnte jetzt nicht mal aufstehen, ich fühle mich müde und erschöpft wie schon lange nicht mehr.

„Ich hole ein Antiemetikum, bin sofort wieder da bei Ihnen!“

Er eilt mit offenen, wehenden Kittel hinaus und lässt die Tür dabei ins Schloss fallen. Binnen Sekunden ist er wieder hier und ich kann kaum meine Augen offen halten.

Jedoch bin ich so bei Sinnen und reiche ihm meinen Arm, sicherlich wird er mir eine Nadel setzen und eine Infusion anhängen. Ich strecke meinen Arm aus, aber kann nicht so recht hinsehen, vor allem nicht, wenn mir Jemand eine Nadel in den Arm bohren will. Ich kann viel sehen, aber nicht bei mir!

„Nein, nicht der Arm, ich habe auf die schnelle Eure Ampullen nicht gesehen, ich hab Vomexsuppositorien mitgebracht.“

Oh Gott, auch das noch! „Herr Doktor, ich kann jetzt nicht, ich kann unmöglich…“ er fällt mir ins Wort, „schon okay, ich mach das für Sie!“

„Sie wollen was?“

„Ich verabreiche Ihnen das Zäpfchen selbst!“

„Nein, Sie werden doch wohl nicht etwa…?“

„Ist Ihnen nun schlecht oder nicht? Also Sie liegen doch schon auf der Seite, wenn es Ihnen irgendwie möglich ist, dann ziehen Sie etwas Ihre Hose und Ihren Slip nach unten oder soll ich das auch noch übernehmen?“

Mir ist das schrecklich peinlich und hastig zerre ich an meiner viel zu engen Schwesternhose herum. Während ich mich abmühe, ruft Dr. Garcia jemanden an, „Ja Hallo, ich bin immer noch mit Eurer Kollegin im Arztzimmer, ich hab vorhin keinen gesehen, bringt mir bitte was zum Nadellegen, eine Infusion, Elektrolytlösung, einen Ständer dazu und Dimenhydrinat i.V.“.

Ich atme erleichtert auf und lasse meinen Hosenbund oben.

„Nein, nein Schwester Verena, es dauert bis Christian das alles zusammengesucht hat, Sie bekommen das Zäpfchen natürlich trotzdem“. Mein Herz pocht bis zum Hals, wie konnte ich nur in diese brenzlige Situation kommen, nicht auszudenken, wenn jetzt die Tür aufgeht und egal, wer hereinkommt. Schon allein, wenn nur die Tür einen Spalt geöffnet wird, hat jeder, der einen Blick erhascht, Einblick auf meine intimsten Stellen. Aber es ist nicht nur die Nacktheit, nein, sondern noch viel schlimmer ist diese Situation, was da gleich mit mir angestellt wird. Ich bete an Gott, lass es schnell vorbei gehen.

Dr. Garcia zieht mit einem Handgriff meine Diensthose und meinen Slip nach unten, „bitte ziehen Sie Ihre Beine etwas an und Ihren Po bitte jetzt ganz locker lassen.“

Wenn es mir nur nicht so übel wäre, ich möchte mich verstecken, mich am liebsten unsichtbar machen. Ich höre, wie er eine Dose aufdreht, er zieht sich Untersuchungshandschuhe an und lässt sie auch noch genüsslich schnalzen, er hat die ganze Schachtel mitgebracht, denn ich höre, wie er den Blister entnimmt und das Geräusch, als er das Zäpfchen aus der Plastikfolie drückt. Es gibt kein Erbarmen für mich.

Upps, was war das, sein Finger mit kühler Vaseline dringt in meinen Anus ein und verteilt die Schmiere. Zügig drückt er dann das Zäpfchen zwischen meinen Backen hinterher. Sofort zieht er den Finger zurück und will schon meine Hose hochziehen, da sieht er wohl, dass das wieder vorkommt. Energisch schiebt er nach, bis zum Anschlag an meinem Anus spüre ich seinen Finger und mir entweicht ein erlösendes Stöhnen, was ihn wohl etwas verunsichert hat.

„Entschuldigung, ich wollte Ihnen nicht wehtun, es ist nur, weil das Zäpfchen nicht richtig drin war…!“

„Nein, danke, es hat nicht wehgetan!“

In diesem Moment kommt Christian, mit den angeforderten Sachen, „Mensch Verena, da hat es Dich aber erwischt, wie gut, dass Du heute in die Arbeit gekommen bist. Ich bleibe mit da, solange wie es nötig ist.“

Ich drehe mich wieder auf den Rücken, meine Hose habe ich schnell nach oben gezogen, aber der Knopf an der Seite steht noch offen. Christian hält meine Hand und streichelt sie, solange bis Dr. Garcia mir den Zugang gelegt hat. Dr. Garcia schließt noch die Infusion an, ich solle liegen bleiben, bis es mir wieder besser geht und ich soll auf alle Fälle warten, bis die Infusion eingelaufen ist. Er will später nochmals nach mir schauen verspricht er und lässt mich mit meinem Kollegen alleine.

„Was hat er gemacht, Verena?“

„Das war das Epley Manöver und mir wurde total schlecht davon“.

„Du Ärmste, hast Du schon ein Vomex genommen, weil die Schachtel hier noch offen herum liegt?“

„Sag nichts, sag einfach nur nichts!“

Christian kümmert sich rührend um mich und siehe da, mir geht es wirklich schnell wieder besser, der Schwindel ist komplett weg, nur etwas müde bin ich noch. Ich muss heute nicht mehr arbeiten, verbringe aber den restlichen Vormittag im Dämmerschlaf auf der Liege im Arztzimmer. Es dauert nicht lange und alle Mitarbeiter der Station wissen bescheid, was mit mir los ist und dass ich im Arztzimmer liege. Sie alle nehmen Rücksicht auf mich und lassen mich schlafen.

Dr. Garcia kommt auch nochmals vorbei und erkundigt sich nach meinem Befinden. „Alles gut und nochmals vielen Dank, ich werde dann bald nach Hause fahren. Aber was tue ich, wenn mir das wieder passiert? Wenn ich mich wieder zu schnell recke und strecke?“

„Sie nehmen die restlichen Vomex als Notfallpackung mit und wenn schon, Sie haben ja uns hier in der Arbeit!“

Der kann ja doch sympathisch sein und auch ganz schön zärtlich, ich hab es genossen, aber das wird nie Jemand erfahren.

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Jupiter Vor 1 Jahr  
praeludium Vor 4 Jahre  
Sister O Vor 4 Jahre  
Heinz Vor 4 Jahre  
Ichbinich37 Vor 4 Jahre  
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Lari Vor 4 Jahre