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Aufrufe: 905 Created: 2019.10.19 Updated: 2019.10.19

Sanft aufgefangen

Es wird Zeit zu reden

Wir schlürfen unseren Cocktail, machen uns über das verboten dämliche Fernsehprogramm auf diversen Sendern lustig und reden über belanglose Kleinigkeiten. Mittlerweile ist die Infusion durchgelaufen und Alexander holt die Blutdruckmanschette und das Stethoskop, um erneut meinen Blutdruck zu messen.

Er legt mir vorsichtig die Manschette um den Arm, als wäre er zerbrechlich. Dann steckt er das schwarze Stethoskop in die Ohren und sein Zeige- und Mittelfinger wandern zu meinem Radialispuls am Handgelenk. Ich werde etwas nervös, im positiven Sinne und es liegt mir auf der Zunge ihm zu sagen, dass allein dadurch sich meine Werte sicherlich schon verfälscht haben müssen, aber ich lasse es bleiben. Ich sehe ihm gespannt zu und lasse ihn in Ruhe seine Arbeit machen. Dann verkündet er: "110 zu 70, sehr gut, damit bin ich fürs erste zufrieden. Meinetwegen kann der Zugang dann jetzt raus."

"Schön, dann lass dich nicht aufhalten", grinse ich ihn an und halte ihm meinen Arm entgegen.

Er bereitet kurz alles nötige vor. Behutsam entfernt er dann das Pflaster, zieht die Braunüle und drückt mit einem Tupfer auf die Einstichstelle.

Während er den Leukosilkstreifen von der Tischkante abzieht und den Tupfer damit fixiert, wird seine Miene plötzlich ernst und er fragt besorgt: "Sag mal Charly, ich weiß du warst immer schon sehr schlank, aber langsam musst du wirklich aufpassen. Das machst du doch nicht mit Absicht oder? Warst du krank in letzter Zeit?"

Ich senke meinen Blick auf meine Hände, die in meinem Schoss liegen und sage leise: "Nein, ich war nicht krank." Ich mache eine Pause und atme tief durch. Ich habe die Zeit bis jetzt genossen, in der ich das alles erfolgreich verdrängt habe, aber ich bin gleichzeitig froh, dass Alexander mich jetzt dazu bringt, dass ich endlich mit ihm darüber reden werde.

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DerBehandler Vor 5 Jahre