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Aufrufe: 1192 Created: 2019.08.04 Updated: 2019.08.04

Sanft aufgefangen

"Wo immer du die schönste Vene finden kannst, Alexander"

Statt mir vielleicht mit einem Lächeln zuzuzwinkern und eine Anspielung auf meine Vorliebe zu machen, schaut Alexander mich einfühlsam an. Es geht ihm gerade nur um mein Wohlergehen. Doch seine Professionalität lässt meine Aufregung nur noch weiter wachsen.

Mehr als ein "Einverstanden" bringe ich nicht hervor.

"Okay." Er nickt mir verständnisvoll zu und dreht sich dann zum Rucksack.

Nach und nach legt er das Material, das er gleich brauchen wird, auf dem kleinen Wohnzimmertisch aus. Nachdem er sich die Hände desinfiziert hat bereitet er mit wenigen geschickten Handgriffen die Infusion vor. "Alles okay Süße?", erkundigt er sich. "Du bist so ruhig."

"Ich bin nur ein bisschen nervös", antworte ich ihm.

"Dann fange ich jetzt an und spanne dich nicht länger auf die Folter. Rechter Unterarm ist okay?"

"Wo immer du die schönste Vene finden kannst", bitte ich ihn.

"Die habe ich schon längst ausfindig gemacht Prinzessin", schmunzelt er und streicht mit seinem Zeigefinger über die Vene oberhalb meines Handgelenks.

An der Stelle, wo er mich berührt hat beginnt ein Kribbeln vor Aufregung, dass wie eine Welle durch meinen ganzen Körper zieht. Ich schließe die Augen und genieße dieses Gefühl einen kurzen Augenblick lang.

Vorsichtig pumpt Alexander die Blutdruckmanschette auf, die er mir wahrscheinlich genau zu diesem Zweck noch nicht wieder abgenommen hatte.

Erneut streicht er über die Vene: "Eine schönere hätte ich glaube ich wirklich nicht finden können."

Er dreht sich zum Tisch um und als ich ihm dabei zusehe, wie er sich seine blauen Einmalhandschuhe anzieht und ich dieses typisch quietschende Geräusch der Handschuhe hören kann, kriege ich eine Gänsehaut.

Alexander dreht sich wieder zu mir.

"Wird mal kurz kalt, nicht erschrecken", warnt er mich und desinfiziert meine Haut.

Dann hält er mir drei Zugänge in verschiedenen Größen hin: blau, rosa, grün und fragt: "Welche darf ich nehmen?"

"Lieb von dir, dass du mir blau und rosa zur Auswahl stellst, aber du darfst ruhig die Grüne nehmen. Ich vertraue dir Alexander."

"Ich weiß, ich wollte es trotzdem dir überlassen." Er packt die Braunüle aus und hält sie bereit für die Punktion zwischen seinen Fingern. Dann schaut mich eindringlich an: "Darf ich?"

Ich nicke. Meine Aufregung ist kaum noch auszuhalten. Meine Atmung wird schnell und flach, als er mit der linken Hand meine Haut strafft und mit der rechten die Kanüle ansetzt.

Dann schaut er mir wieder tief in die Augen und befiehlt mir mit sanfter, fast hypnotischer Stimme "Tief einatmen Süße", bevor er seinen Blick zu seinen Händen senkt.

Ich schaue wieder auf meinen Unterarm.

'Ich muss es einfach sehen, die Nadel, wie er sie durch meine Haut sticht. Ich weiß nicht genau wieso und auch nicht, was das genau in mir ausgelöst. Ist es Adrenalin? Oder sogar Angst? Oder dieses starke Gefühl des einander Vertrauens, weil ich meinem Gegenüber willentlich ausgeliefert bin? Oder ist Hingabe? Oder einfach nur der pure Nervenkitzel, reine Aufregung? Keine Ahnung! Ich weiß nur, dass ich dieses Gefühl unheimlich gerne mag.'

Meine Atmung ist zittrig aber ich tue was Alexander von mir verlangt und atme tief ein.

Dann sehe und spüre ich, wie er mit einer ersten schnellen und geschickten Bewegung die Kanüle in meine Vene sticht, um sie dann langsam noch ein kleines Stückchen vorzuschieben. Anschließend führt er behutsam den Plastikschlauch an der Kanüle entlang vollständig in die Vene. Reflexartig atme ich scharf ein als ich einen weiteren, diesmal unangenehmeren Schmerz spüre. Wahrscheinlich nur eine Venenklappe.

Sofort fragt Alexander besorgt: "Alles gut?"

Ich nicke, obwohl mir wieder schwindelig wird.

Er lässt die Luft aus der Blutdruckmanschette, drückt die Vene ab und zieht die Nadel aus dem Katheter. Ich sehe wie ein Tropfen Blut aus der Braunüle meinen Unterarm entlang fließt, bevor er die Infusion angeschlossen hat, welche er dann zügig zum laufen bringt.

Ich merke mal wieder, dass ich mein eigenes Blut nicht sehen kann und der Schwindel wird stärker.

Während er anfängt das Braunülenpflaster anzukleben bemerkt er skeptisch: "Du bist blasser geworden Süße, wirklich alles in Ordnung?"

"Ich glaube du hast vorhin eine Venenklappe erwischt und ich kann mein eigenes Blut nicht sehen, aber das weißt du ja."

"Das tut mir leid Charly, das wollte ich nicht. Ich hätte mich auch noch ein bisschen mehr beeilen sollen. Aber die Infusion und die Glukose machen das gleich bestimmt wieder gut", sagt er zuversichtlich und lächelt mir zu. Nachdem er den Zugang fertig fixiert hat, setzt er die erste Spritze mit Glucose auf. Er hält meine Hand und wie in Zeitlupe spritzt er die klare Flüssigkeit in meine Vene. Diese gelassene Art, wie er das tut, wirkt total beruhigend auf mich. Ich atme tief und ruhig.

Comments

Narkosefan Vor 5 Jahre  
stillmagic Vor 5 Jahre