Neptun
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Aufrufe: 1252 Created: 2016.01.07 Updated: 2016.01.07

Pentalogie

Kapitel 1

Episode 1

Max Runkel ist ein eher durchschnittlicher Endvierziger, der sich beruflich sehr engagierte und zwischenzeitlich eine leitende Position inne hat. Dies war nur mit harter Arbeit und wenig Freiraum für seine Familie verbunden. Seine damalige Frau sah das maches Mal anders. Sie sass oft alleine zuhause, auf ihren Mann wartend. Ihr Kinderwunsch blieb auch auf der Strecke. " Ich mache das doch alles nur für uns, damit es uns später mal besser geht" sein Standardspruch. Aber es kam wie es kommen musste. Sie liess sich scheiden und zog weg. Er hatte nun noch mehr Zeit für die Firma, belohnt mit einem Posten, der es nun zuliess, etwas kürzer zu treten; führen heisst delegieren sein Credo. Von da an vermisste er seine Frau Frauke.

Am Rande einer Kleinstadt, unweit seiner Firma, kaufte er sich ein kleines schnuckeliges Häuschen. Von dort konnte er bequem zu Fuss seinen Arbeitsplatz erreichen. Es ist umzingelt von einem herrlichen, in weiten Teilen naturbelassenen Garten, dem man doch einiges an helfender Hand ansah. Ein kleines Refugium, das Max begann, nach seinem Geschmack einzurichten.

An einem Freitag war er auf dem Heimweg und gerade auf der Höhe des Nachbarhauses, als ein Wagen vorfuhr. Eine Frau stieg aus, öffnete den Kofferraum und entlud einige grosse Pakete. Max musterte sie kurz. Sie hatte eine gewisse Ausstrahlung. 'Vom Alter her dürfte sie Mitte fünfzig sein', dachte er sich. "Kann ich ihnen behilflich sein?" entfuhr es ihm. "Kavaliere findet man ja heutzutage nicht mehr an jeder Ecke. Sie dürfen!" entgegnete sie, mit einem Lächeln in ihren Zügen. "Sie wohnen hier?" fragte Max, mit einem Blick auf das Haus. "Warum nicht?" entgegnete sie. "Mir gefällt es hier." "Dann sind wir ja Nachbarn. Wollte mich eh mal die Tage bei der Nachbarschaft vorstellen. Hatte nur noch keine Zeit gehabt. Dann fange ich gleich mal mit ihnen an. Max Runkel, angenehm. Habe das kleine Schmuckstück neben ihnen erworben. War Liebe auf den ersten Blick." "Anna Mayr, mit a Ypsilon und ohne e. Freut mich. Na, dann hat doch noch jemand die alte Hütte entdeckt. Dachte schon, das wird nichts mehr." "Wie darf ich das verstehen?" "Der letzte Bewohner war über neunzig, dann irgendwann verstorben. Das Haus stand lange leer. War da nie drin. Sicherlich muss man da ordentlich was tun." "Ein Kleinod, mit vielen Möglichkeiten. Ich habe mich in das Gemäuer richtig verliebt." "Na, dann wünsche ich ihnen, dass diese Liebe lange hält." Sie lächelte. "Und meine Pakete tragen sich nicht von alleine ins Haus." "Na, dann wollen wir mal..." Sie öffnete zunächst die Gartentür, ging durch den Vorgarten und anschliessend die Haustür.

Es war ein älteres, aber sehr gepflegtes Haus. Max klemmte sich erst seine Aktentasche unter den linken Arm, um danach zwei Pakete übereinander zu stellen und anhob. Die Pakete versperrten seine Sicht. Fast im Blindflug erreichte er die Haustür. "Sie dürfen sie links im Gang abstellen" , was er auch befolgte. Seine Aktentasche stellte er daneben. "Ich hole noch die zwei restlichen", sprachs und verschwand wieder zum Auto. Frau Mayr wartete und schloss nach dem Ablegen der letzten Pakete die Tür.

"Mögen sie grünen Tee? Ich brühe einen auf. Ich liebe grünen Tee. Ist sehr gesund." Sie führte Max ins Wohnzimmer und dirigierte ihn in einen Sessel. "Machen sie es sich bequem, ich komme gleich." Man hörte sie irgendwo werkeln, Geschirr klapperte, und irgendwann rollte sie einen kleinen Servierwagen ins Zimmer, bepackt mit Teegeschirr, Löffel und einer Teekanne. Sie hatte sich zwischenzeitlich ihrer kleinen Jacke entledigt. "Darf ich eingiessen?" Der Tee war gut. Man unterhielt sich über Allgemeines, die Nachbarschaft und über Max neuem Domizil. Nach der dritten Tasse wollte Max aufbrechen, bemerkte aber, dass der Tee seine Wirkung tat. "Bevor ich gehe, müsste ich doch mal schnell für kleine Jungs." "Im Flur am Vorhang des Durchgangs rechts ist die Gästetoilette."

Max stand auf und steuerte auf den Vorhang im Flur zu. Es gab zwei Türen. Wie war das noch? Rechte oder linke Tür? Er öffnete eine der beiden und trat ein. Er blickte für sein Verständnis in ein riesiges Badezimmer mit zwei zugezogenen Vorhängen, eine Toilette, ein Bidet, ein Doppelwaschbecken, vielen Spiegeln und eine weiss bezogene Liege. Zwei kleine weisse Schränkchen mit Glastüren und mehrere Regale mehrten das Mobeliar des Raumes. Auf den Regalböden aus Glas standen jede Menge Klistierbälle unterschiedlichsten Grössen mit schwarzen Kanülen, einteilige rote Gummiklistierbälle in vielfältigen Ausführungen. In den Schränken waren jede Menge rote Schläuche, Plastikbecher und andere Utensilien verstaut. Ebenso zierten ein Ständer mit diversen Beuteln und ein zweiter mit einem riesigen Glasgefäss den Raum. Alle Teile waren am unteren Ende mit roten Gummischläuchen versehen. Max steuerte auf die Toilette zu und entleerte im Sitzen seine Blase. Die roten Bälle riefen einige Erinnerungen hervor. Als Kind bekam er sie einige Male bei einer Verstopfung zu spüren. Damals ein Gräuel, jetzt, während er sich so umschaute, lösten seine Blicke darauf ein eigenartiges, ihm nicht zu beschreibendes Gefühl aus.

Plötzlich öffnete sich die Tüt und Frau Mayr trat ein. Mit grossen Augen starrte sie auf Max. Ihm war es sichtlich peinlich, sitzend auf der Toilette angetroffen worden zu sein; und auch noch mit Gewissheit nicht in der Gästetoilette. "Na, das trifft man ja selten, ein Sitzpinkler", hörte er Frau Mayr noch sagen, bevor sie den Raum verliess. Nach Beendigung seiner Blasenentleerung wusch er sich die Hände und bewegte sich wieder in Richtung Wohnzimmer.

Dort sass bereits wieder Frau Mayr. Sie sah ihn mit einem Grinsen an: "Die andere Tür wär's gewesen." "Sie sind im medizinischen Bereich tätig?" entrann es Max, in der Hoffnung, so seinen Fauxpas zu umschiffen. Sie blickte ihn lange an, um dann zu erwidern: "ich bin Heilpraktikerin und betreibe in der Stadt eine Praxis." "Oh, jetzt dachte ich, die wäre hier im Haus." rutschte es Max ohne zu überlegen heraus. "Einige meiner Freundinnen behandle ich auch mal hier im Haus. Das bildet Vertrauen, verbunden mit freundschaftlichen Kontakten. Da, wo sie reingestolpert sind, werden bevorzugt Darmbehandlungen vorgenommen. Über das Organ macht man sich die wenigsten Gedanken. Wenn es aber im Gedärm brennt, brennt es gewöhnlich auch an anderen Stellen. Ich favorisiere die Vorsorge. Schon mal eine Entschlackungskur gemacht?" Max bemerkte bei der Frage, dass ihm warm wurde. Er verstand zwar nicht warum, aber es war eben so. "Ähhm, nö." "Dann spräche ja nichts dagegen, sich darüber ein paar Gedanken zu machen. Ebenso lässt sich auch über einen Behandlungstermin reden. Würde mich freuen." Dabei huschte ihr ein für Max freches Grinsen über ihr Gesicht.

"wissen sie was, morgen am Samstag Nachmittag, gegen 15:30 kommen sie einfach herüber. Vielleicht schaffen sie es, ein paar Kaffeestückchen zu besorgen, natürlich für den grünen Tee. Dann bereden wir das mal, und anschliessend eine erste Behandlung. Was meinen sie? Ich trage das gleich mal ein." " Ääähh, meinen sie? Ääähhm , ok?" Zu mehr war Max nicht fähig zu antworten.

"Sie haben den ersten Termin bei mir, freut mich! Super!" Sie streckte Max ihre Hand entgegen. Max nahm sie und hatte irgendwie das Gefühl, damit einen Pakt unterzeichnet zu haben. Er wollte noch etwas über das Honorar loswerden, aber dazu war er nicht fähig. "Also bis morgen, vergessen sie den Termin nicht. Da verstehe ich keinen Spass!" Und wieder das Grinsen...

Max suchte noch seine Aktentasche zusammen, verabschiedete sich und trabte zu seiner Hütte. 'Auf was habe ich mich da gerade eben eingelassen?' dachte er. ' Jetzt kann ich nicht mehr zurück, denke ich. Mann, Mann, Mann'