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Aufrufe: 1554 Created: 2018.06.06 Updated: 2018.06.06

Sarah und Tonie - Eine besondere Begegnung!

Kapitel 1

Ich sitze in meinem Büro und schaue aus dem Fenster. Draußen tobt ein heftiges Gewitter. Es donnert und blitzt und es regnet so doll, als würde jemand da oben einen riesigen Kübel Wasser ausleeren. So geht das seit Tagen und davor hat es die ganze Zeit geschneit. Jedes Jahr, wenn der Herbst den Winter einläuten lässt freue ich mich riesig darüber, aber genau so froh bin ich auch, wenn er im Frühling wieder verschwindet und das Leben wieder überall beginnt. Irgendwie kann ich mich gerade nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren und mir fällt die Decke auf den Kopf.

Ich schnappe mir meinen roten, knielangen Mantel, meine ebenfalls rote Baskenmütze und meine Handschuhe und mache mich auf den Weg ins Nebenzimmer. „Barbara? Kann ich mir deinen Regenschirm leihen? Ich wollte schon mal Mittagspause machen.“ „Ja klar! Kannst du mir auch etwas zu essen mitbringen?“ „Irgendwas bestimmtes?“ „Nö! Hauptsache Futter.“ Sie grinst. „Okay, bis gleich.“

Barbara ist das komplette Gegenteil von mir. Sie hat wunderschöne blonde Locken, eisblaue Augen und eine Figur, von der andere nur Träumen können. Und sie kann essen was sie möchte, ohne sich auch nur eine Sekunde Gedanken darüber machen zu müssen, dass sie dick davon wird, denn das wird sowieso nicht passieren. Ich hingegen entspreche mit meinem langen, braunen Zottelhaar, das nie dasselbe will wie ich, meinen grünen Augen und meinen schon ziemlich kräftigen Kurven nicht gerade dem Schönheitsideal der meisten Menschen.

Das würde ja eigentlich auch nichts zur Sache tun, wäre da nicht die Angelegenheit mit den Männern dieser Welt. Jedes Mal wenn ich darüber nachdenke muss ich sofort an meine Oma denken, die mir jedes Mal, wenn ich mit ihr darüber gesprochen habe ein und dasselbe gesagt hat: „Ach Mädchen! Lass dir eines von einer alten Frau gesagt sein, die sogar den Krieg überlebt hat: Zu jedem Topf passt auch ein Deckel. Und du bist noch so blutjung! Auch wenn du schon so erwachsen bist, eigentlich bist du mit deinen 20 Jahren noch fast ein Kind. Du wirst schon noch den Richtigen finden.“ Tja! Nun bin ich aber schon 22, habe keine Oma mehr und bin immer noch Single. Der einzige Unterschied zu früher ist: Es macht mir absolut nichts mehr aus. Ich bin sehr glücklich mit meinem Leben, so wie es ist. Ich kann tun und lassen, was ich will und das macht Spaß.

Draußen angekommen, setze ich mir meine Kapuze auf und laufe ziemlich flott zum Markt, wo Frau Meier mich auch direkt begrüßt: „Hallo Sarah! Was darf es dieses Mal sein?“ Als Antwort bekommt sie nur ein „Frühling!“ Sie lacht. „Okay, dann schauen sie sich mal diese schönen Tulpen an. Es gibt sogar welche in ihrer Lieblingsfarbe.“ „Oh ja! Die sind schön. Die nehme ich. Können Sie mir die und ein bisschen Gestrüpp, was dazu passt einpacken?“ „Aber natürlich! Wie geht es Ihnen?“ „Gut! Nur das Wetter geht mir langsam auf die Nerven.“ „Das geht nicht nur Ihnen so. Man wird ja ganz verrückt, von der ganzen Dunkelheit. Aber Sie machen das schon richtig! Ein paar hübsche Tulpen und es wird Ihnen gleich besser gehen. Das macht dann 3,50€.“ Ich gebe ihr das Geld, quatsche noch kurz mit ihr und dann gehe ich weiter. Ein paar Straßen weiter gibt es einen ausgezeichneten Italiener, bei dem es unfassbar gute Lasagne gibt. Dort hole ich zwei Portionen und flitze zurück zum Büro, weil der Regen schon wieder schlimmer wird.

Im Büro angekommen essen Barbara und ich gemeinsam und quatschen ein bisschen.

Dann stelle ich die Blumen in meine Lieblingsvase, die aus Ton besteht und mit dunkelroten und hellgrünen Streifen bemalt ist und arbeite noch ein bisschen. Mein Büro ist ziemlich hübsch. Links von mir ist eine riesige Glasfront mit Tür, durch die ich in den Flur des Verlages sehen kann und rechts von mir gibt es auch keine Wand, denn diese Seite besteht nur aus einem riesigen Fenster. An der Wand vor mir hängt mein Lieblingsbild, das ich mal auf einem Flohmarkt gefunden habe: Ein rotes Tulpenfeld mit einer einzelnen gelben Tulpe in der Mitte. Und darunter steht ein weißes Regal, in dem Aktenordner stehen. Hinter mir an der Wand hängen drei kleine Bilder, die ich selbst gemalt habe. Alle sind in roten und grünen Farben gehalten und bestehen aus Strichen, Punkten und Kreisen. Mitten im Raum stehen dann noch der weiße Schreibtisch und ein roter Schreibtischstuhl. Zu guter Letzt stehen überall noch ein paar grüne Topfpflanzen herum und nun auch die Blumen von Frau Maier. Ich mag mein Büro wirklich sehr.

Es klopft an der Tür und mein Abteilungsleiter kommt herein. „Hallo Sarah, können Sie diese hier noch bis zum Ende der Woche lesen und mir ein kleines Feedback geben?“ Er legt die Akten auf meinen Tisch. „Ja natürlich, bis wann genau?“ „Am besten bis Freitagmorgen.“ Ich nicke. Während er mein Büro wieder verlässt lacht er und sagt: „Ich wette mit Ihnen, dass sie eh früher fertig sind. Das sind sie immer. Deshalb schätze ich sie auch so sehr.“ Ich nehme mir die Akten und überfliege direkt, um was es geht, während Marcus seinen Kopf nochmal durch die Tür steckt: „Ach Sarah, das Wichtigste habe ich gerade vergessen. Annabell hat sich mal wieder krankschreiben lassen. Ich weiß sie mögen solche Meetings nicht, aber es kann niemand anderes einspringen, deshalb müssten Sie den Termin mit Tonie Roberts heute Abend übernehmen.“ Uff… Ich hasse solche Termine wirklich. Jedes Mal dasselbe. Man trifft sich mit irgendwelchen alten Männern, die denken sie sind wer weiß was und dann interviewt man sie für eine kurze Zeit, nur um danach einen überaus verschönernden Artikel von Ihnen in die neuste Ausgabe unserer Zeitung zu setzen.

Schreiben ist eigentlich sowieso nicht so mein Ding. Ich lese lieber. Aber was solls. Solange es nicht überhandnimmt, ist es okay. Von diesem Tonie Roberts habe ich allerdings noch nie was gehört, wobei das nicht verwunderlich ist, denn ich kenne mich in der Welt der Reichen und Schönen nicht wirklich aus.

Ich seufze. „Okay, ich mach’s.“ „Sie haben einen gut bei mir!“ „Das werde ich mir merken! Wie sieht es mit der Kleidung aus?“ „Tragen Sie einfach ein Kleid oder so. Am Besten etwas Schlichtes.“ „Okay, wird gemacht. Ich muss dann jetzt aber los und mich fertig machen.“ „Selbstverständlich. Bis morgen! Und danke nochmal!“

Ich packe meine Sachen ein und mache mich auf den Weg nach Hause.

Zuhause angekommen schaue ich auf die Uhr. Mist! Ich muss mich echt beeilen. Ich springe unter die Dusche, rasiere meine Beine und meine Achseln und wasche mich natürlich. Nach dem Duschen trockne ich mich ab und creme mich mit meiner wunderbaren Lieblingscreme ein. Sie duftet ganz zart nach Orangen und zieht immer sofort ein. Meine Haare föhne ich einfach nur, sodass meine Locken alles geben und wie wild vom Kopf abstehen, deshalb nehme ich die Haare von den Seiten zusammen und stecke sie mit einer Haarklammer am Hinterkopf zusammen. Da ich eh kein großer Profi beim Thema Schminke bin, pudere ich mein Gesicht nur und trage ein bisschen Mascara auf.

Dann gehe ich zu meinem Kleiderschrank. Dort suche ich mir einfach eine dunkelgraue Baumwollstrumpfhose heraus und ein knielanges, schwarzes Kleid mit Ärmeln. Dazu meine roten Ohrringe und fertig.

Ich soll diesen Tonie Roberts in einem ziemlich noblen Café in der Innenstadt treffen. Ein kurzer Blick aufs Handy verrät mir, wie ich dort hinkomme. Als ich in der U-Bahn sitze denke ich darüber nach, wer dieser Kerl wohl schon wieder sein könnte. Zeit zum Googlen bleibt mir leider nicht mehr, weil ich wirklich auf den letzten Drücke da sein werde und die Ubahn schon an meiner Ziel-Haltestelle hält. Ich steige aus und laufe zügig zu dem Cafe. Dort angekommen werde ich direkt vom Personal in Empfang genommen und in einen extra Raum geführt, indem wir uns anscheinend ungestört unterhalten können. In dem Raum setze ich mich an den Tisch, hole meinen Notizblock und meinen Füller heraus und warte. Nach ein paar Minuten kommt ein ziemlich gut aussehender junger Typ herein, der mir sagt, dass dieser Tonie Roberts aufgehalten wurde, aber gleich zu mir stoßen würde. Also habe ich mich bequem hingesetzt und wollte erstmal einen Schluck Eistee trinken. Genau in dem Moment, in dem ich die Flasche ansetze kommt ein ziemlich junger Typ rein. Er ist extrem hübsch, hat bernsteinfarbene Augen, einen Drei-Tage-Bart und braune, längere Augen. Außerdem ist er sehr schlank und er sieht sportlich aus. Irgendwie sieht er echt arrogant aus.

Ich verschlucke mich fast an meinem Eistee und springe sofort auf. „Guten Tag Frau Hinrichs! Tonie Roberts mein Name.“ Oh Mann! Warum musste mir das jetzt schon wieder passieren? „Äh… ähm… Guten Tag! Bitte Entschuldigen sie, dass…“ „Sparen Sie sich das! Setzen Sie sich einfach.“ Ach du scheiße! Was ist dem denn über die Leber gelaufen? Während er mich mustert, tue ich einfach was er sagt und setze mich hin. „Trinken Sie immer Eistee?“ Bitte was? Was geht ihn das an? Ich ziehe die Augenbrauen hoch und muss daran denken, dass dies mein verdammter Job ist und ich mich zusammenreißen muss. „Öhm. Nein, nicht immer. Aber manchmal.“ „Warum?“ „Weil das mein Lieblingsgetränk ist?“ „Aha!“ Meine Güte! Was ist sein Problem? Ich muss das hier echt so schnell wie möglich hinter mich bringen. „Äh… Herr Roberts, vielleicht sollten wir das mit dem Interview jetzt einfach so schnell wie möglich hinter uns bringen.“ Seine Augen blitzen mich an, aber er sagt nur „Okay.“

„Gut! Um möglichst unvoreingenommen an Sie als meinen Interviewpartner heran gehen zu können, weiß ich bislang absolut gar nichts von Ihnen. Mal abgesehen von ihrem Namen natürlich. Können Sie vielleicht etwas von sich erzählen?“ „Was genau?“ Er schaut mich ernst an. Er ist zwar kein alter Sack, sondern vielleicht gerade mal Ende Zwanzig, aber ich kann ihn jetzt schon nicht ausstehen. „Wie alt sind Sie, wo wohnen Sie, was machen Sie beruflich und was zeichnet sie aus, bzw. warum kennt die ganze Welt ihren Namen?“ „Sie meinen die ganze Welt, ausgenommen von Ihnen?“ Ich räuspere mich kurz und nicke einfach. „Ich bin 32 Jahre alt, wohne in Hamburg und bin Arzt.“

Ich muss schlucken. „Haben Sie Arzt gesagt?“ „Ja genau Frau Hinrichs.“ Shit! Ich muss hier weg. Ich soll einen fucking Arzt interviewen? Was hat Marcus sich dabei gedacht? Das war meine einzige Bedingung bei meinem Job. Ich will nichts, absolut nichts mit Ärzten zu tun haben. Und jetzt das? Das darf nicht wahr sein!

Comments

Lari Vor 6 Jahre  
Elfi Vor 6 Jahre  
n/a Vor 6 Jahre