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Aufrufe: 1514 Created: 2016.04.13 Updated: 2016.04.13

Joanne in Berlin

Kapitel 1

Ein lautes Geräusch durchdröhnte Joanne´s Kopf. Während alle Schüler aufsprangen und in die Ferien rannten, richtete sie sich langsam auf. „Joanne? Joanne? Joaaannneee?“ Mit großen Augen schaute die Schülerin in das Gesicht ihres Lehrers und musterte seine grauen Bartstoppeln. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte er. „Jaja, alles cool.“ Träge packte sie ihre Sachen vom Tisch zusammen. „Wirklich?“ Der Lehrer zog eine Augenbraue nach oben. Mit weicher, beruhigender Stimme antwortete das Mädchen: „Wirklich.“ Sie nickte, um ihrem Lehrer zu versichern, dass es ihr gut ging. „Ich wünsch ihnen schöne und erholsame Ferien, Herr Krämer.“ „Ebenfalls!“ Mit einem Winken verließ der Lehrer den Raum. Sofort sackte Joanne wieder in sich zusammen. Sie blickte zur Uhr an der Wand und seufzte. Wenn sie ihren Bus noch bekommen will, muss sie sich jetzt beeilen. Wackelig stand Joanne auf und verließ das Schulgebäude. An der frischen Luft realisierte sie erst einmal ihre neugewonnene Freiheit. Wenn auch nur 6 Wochen lang. Sommerferien.

Kurz vor Abfahrt an der Bushaltestelle erreichte sie den Bus noch, stieg ein und suchte sich einen Platz. In einigen Stunden würde sie im Zug Richtung Berlin sitzen. Joanne wollte nämlich für zwei Wochen nach Berlin, ihren großen Bruder besuchen. Sie freute sich schon arg auf die gemeinsamen Ferien. Als sie zu Hause angekommen war, packte sie noch die letzten Sachen in ihre Taschen und verabschiedete sich von ihrer Mutter. „Ruf bitte an, wenn du gut angekommen bist. Lukas holt dich am Bahnhof ab. Ich hab dich lieb.“ „Ich hab dich auch lieb“ Mit diesen Worten ging Joanne Richtung Bus und schon bald war sie am Bahnhof angekommen. Nervös schaute sie auf ihr Ticket. Sie konnte nicht lesen, was da stand, alles war so verschwommen.. Plötzlich hörte sie eine Durchsage: „ICE 5684 Richtung Berlin über Hannover. Vorsicht bei der Einfahrt.“ Das war ihr Zug. Kurze Zeit später saß sie mit all ihrem Gepäck an einem schönen Fensterplatz. Ja, jetzt konnten die Ferien losgehen.

Am Berliner Bahnhof wartete Joanne´s Bruder Lukas bereits auf seine Schwester.

„Da bist du ja! Wie war die Fahrt?“ Joanne war noch etwas schwindelig, wie schon den ganzen Tag, aber das gelang ihr gekonnt zu verbergen. „Ging alles gut!“ „Super, na dann wollen wir mal losfahren.“ Schon bald waren sie in der WG angekommen, in der Lukas mit noch einem anderen Studenten wohnte. Lukas studierte im 6. Semester Medizin, genauso wie sein Mitbewohner Alexander. Nachdem sich Alexander mit Lukas Schwester Joanne, liebevoll Jojo genannt, bekanntgemacht hatten und die Mutter angerufen wurde, überlegten sie, wie sie den heutigen Abend verbringen können. Die Sehenswürdigkeiten in Berlin kannte Jojo bereits, es war nicht ihr erster Besuch hier. „Wir könnten ins Kino und danach etwas Schönes essen gehen.“, schlug Alexander vor. Lukas war sichtlich beeindruckt von dieser Idee. Doch Joanne war immer noch nicht so gut. „Ich würd mich lieber hinlegen und vielleicht läuft ja auch was Nettes im Fernsehen.“ So kannte Lukas seine Schwester garnicht. Sonst war sie Feuer und Flamme für spaßige Aktionen. „Okay, hm, ist alles okay Schwesterchen? Du wirkst so..“ „Müde“, vervollständigte Joanne seinen Satz. „Ich bin total müde.“ „Hast ja auch eine anstrengende Reise hinter dir. Ich mach uns etwas zu essen. Irgendwelche Wünsche?“ Jojo schüttelte den Kopf. „Na gut, dann mach ich jetzt Pfannkuchen.“

Nachdem die drei gegessen hatten und einige Brettspiele gespielt hatten ging Joanne ins Bett, viel mehr schlief sie auf dem Klappsofa. Es war erst 21 Uhr und Lukas war etwas erstaunt über die heute so ruhige Joanne. Zu Alexander meinte er: „So kenn ich sie garnicht. Sonst will sie erleben, soviel nur geht.“

„Vermutlich ist sie einfach nur müde von der Reise, und die Schule war in letzer Zeit bestimmt auch anstrengend für sie. Morgen wird alles wieder gut sein.“

Joanne wachte erst wieder um 13 Uhr auf. Verschlafen taumelte sie in die Küche. „16 Stunden Schlaf, Wow, da war aber jemand wirklich müde!“, stellte Lukas fest. Joanne nickte stumm. Kritisch blickte Lukas seine Schwester an. „Raus damit Jojo, was ist los?“ Er merkte das etwas nicht stimmte. „Nichts“, sagte Joanne und ging zum Kühlschrank. „Glaub ich dir nicht.“

Joanne ging es wirklich nicht besonders gut, ihr war schwindelig und ihr Kopf dröhnte, aber sie wollte ihren Bruder nicht beunruhigen. Sie musste noch fröhlicher und frischer rüberkommen, dachte sie sich. Sie holte ein Glas mit Brotaufstrich aus dem Kühlschrank. „Ach Lukas, calm down, es ist wirklich nichts, sonst hätt´ ichs dir schon längst gesagt, das weißt du doch.“ Die beiden hatten ein sehr enges Verhältnis und eigentlich meldete sich Joanne immer, wenn sie etwas bedrückte, sie rief ihren großen Bruder dann an oder die beiden schrieben über Whatsapp. „Und du versprichst mir das wirklich alles gut ist?“ Jojo überlegte einen Moment, konnte sie ihn jetzt noch so direkt anlügen? Aber eigentlich war ja alles gut, dass war nur der Stress. „Versprochen.“

Nach dem Frühstück gingen Lukas und JoJo zum Berliner Fernsehturm, fuhren mit dem Aufzug hoch und aßen in dem Restaurant in schwindelerregender Höhe etwas. Dann bummelten sie noch ein bisschen durch die Innenstadt, Jojo holte sich einen überteuerten Kaffee bei „Starbucks“ und die beiden fuhren mit der U-Bahn zurück. Als sie am späten Nachmittag wieder in die WG kamen, hatte Alexander Nudeln gekocht. Den restlichen Abend verbrachten die drei mit lustigen Gesprächen und Karaoke singen. Am folgenden Tag waren die drei in einem Paintball – Stadion und haben Paintball gespielt, dass wollte Joanne nämlich immer schon mal machen, doch ihre Mutter hatte es nie erlaubt. Für solche Aktionen liebte sie ihren Bruder. In der nächsten Woche wachte sie an jenem Morgen um 4 Uhr auf. Sie war komplett verschwitzt, ihr war furchtbar übel und sie hatte starke Kopfschmerzen. Erschöpft trottete sie zum Bad. Lukas wurde wach und kam. „Joanne, du bist ja vollkommen geschwitzt, was ist denn los?!“ „Ein ganz böser Alptraum, deswegen bin ich auch wachgeworden.“, log Joanne. „Soll ich mit im Wohnzimmer schlafen?“ „Nein, nein, alles gut.“ Beide legten sich wieder hin. Lukas stand am Morgen um 9 Uhr auf, Alexander war auch schon wach. „Alex, ich fahre einkaufen und hole Brötchen. Jojo schläft noch, die ist heute Nacht wachgeworden, sei bitte ein bisschen leise.“ „Alles klar, bis gleich.“, entgegnete Alexander.

Einige Minuten später hörte Alex Joannes´ Stimme aus dem Wohnzimmer. „Lukas? Kannst du mal bitte kommen?“ Alexander ging ins Wohnzimmer zu Joanne, welche vollkommen verschwitzt war und Schüttelfrost hatte. „Oh Gott Jojo, was ist denn mit dir los?!“ Er kam sofort ans Sofa geeilt, auf dem die Schülerin lag. „Mir ist so schwindelig und ich hab ganz schlimme Bauchkrämpfe... Bitte Alex, tu irgendwas, das tut so weh.“ Alexander legte die Hand auf Joannes Stirn. „Du glühst ja!“ Sofort rief er Lukas an. „Hier ist Alex, deiner Schwester geht’s garnicht gut, komm bitte und bring Paracetamol und Ibuprofen mit. Ja, bis gleich.“

„Jojo, nimmst du irgendwelche Medikamente?“

„Nein“

„Hast du Drogen genommen oder irgendetwas, was ich wissen sollte?“

„Nein“

„Wenn doch, muss ich das JETZT wissen.“

„Ich hab nur vor ein paar Tagen eine Aspirin genommen, weil ich als schon Kopfschmerzen hatte.“ „Warum hast du denn nicht früher was gesagt?“

„Ich weiß nicht, ich dachte das geht von selbst wieder weg...“

„Seit wann geht es dir denn schon schlecht? Und bitte jetzt die ganze Wahrheit.“

„Naja, seit Anfang der Ferien hatte ich als mal Kopfscherzen und Schwindel, heute morgen war es dann schlimm, mir ist auch ganz schlecht.“

„Okay, ich nehme an, schwanger bist du auch nicht?“

„Nein“

„Dann mach mal bitte kurz deinen Bauch frei, ich will den kurz abtasten, weil du sagtest, dass du Krämpfe hast.“ Eigentlich war ihr die Situation total unangenehm, aber sie war zu schwach um zu protestieren. Also schob sie ihr Top, welches sie zum Schlafen anhatte hoch und Alex drückte auf ihrem Bauch herum.

„Wann warst du zuletzt auf Toilette?“

„Gestern Abend“

„Kannst du dich aufrecht hinsetzen? Ich möchte mir kurz deine Lymphknoten ansehen.“

Mit großer Mühe setze sich Jojo hin und Alex tastete von den Achseln zum Hals ihre Lymphknoten ab.

„Mach mal den Mund auf“

Jojo gehorchte.

„Joanne, deine Lymphknoten sind geschwollen und deine Mandeln auch ein wenig. Hätte jetzt normalerweise auf Drüsenfieber getippt, hast du auch Halsschmerzen?“

„Halsschmerzen nicht, glaube ich zumindestens, momentan tut mir irgendwie alles weh.“

„Dann leg dich wieder hin. Lukas müsste gleich hier sein, der hat etwas aus der Apotheke mitgebracht, er misst dann mal Fieber bei dir. In der Zeit ruh dich aus und streng dich nicht an. Denkst du, du kannst etwas essen?“

„Mir ist so schlecht, das kommt mir bestimmt wieder hoch.“

„Okay, dann mach ich dir erstmal einen Tee und bringe dir noch eine andere Decke. Und ruf mich SOFORT, wenn es schlimmer wird, verstanden?“

„Ist gut.“

Alexander ging in die Küche um Tee zu machen während Lukas hysterisch hereinkam.

„Was ist mit ihr los, wo ist sie?“

„Lukas, sie hat definitiv Temperatur, musst du gleich nochmal messen, außerdem starke Kopfschmerzen, wohl seit längerem, und Bauckrämpfe sowie Übelkeit. Lymphknoten geschwollen und Mandeln leicht.“ „Mhh, was kann denn das sein?“

„Ich weiß es nicht, vielleicht eine gewöhnliche Grippe, Bauch ist leicht gehärtet, evtl. Verstopfung“

„Okay“ Lukas ging sofort zu Jojo rein.

„Mensch Schwesterchen, was machst du denn für Sachen?“

Er gab seiner Schwester einen Kuss auf die Stirn.

Comments

Butterfly29 Vor 8 Jahre  
n/a Vor 8 Jahre  
Bananafreak Vor 8 Jahre  
n/a Vor 8 Jahre  
Butterfly29 Vor 8 Jahre