Aufrufe: 3325 Created: 2017.04.09 Updated: 2017.04.09

Die Abschlussuntersuchung in der Schule

Kapitel 1

Das Manuskript der Story ruht schon länger auf meinem Computer. Hier der erste Teil.

Die Handlung, Orte und Personen sind frei erfunden und jeder Bezug zur Realität ist zufällig.

In den nächsten drei Tagen stehen die abschließenden und angeblich sehr ausführlichen Abschlussuntersuchungen der Schüler und Schülerinnen der Mittelschule in Sachsen an. Nach der 13. Klasse ist die Schulzeit vorbei, manche studieren dann mit dem bestandenen Abitur, andere entscheiden sich doch für eine Ausbildung, wieder andere engagieren sich freiwillig und müssen sich erstmal selbst finden. Fest steht jedenfalls, dass sich die Wege der Schüler aus den Klassen trennen. Doch bevor nächste Woche die Abiturprüfungen beginnen, durchlaufen alle SchülerInnen eine umfasende und gründliche ärztliche Untersuchung von Mitarbeitern des Gesundheitsamts. Was so ganz genau geschieht, weiß keiner der Schüler oder Lehrer, es kursieren nur viele Gerüchte über Untersuchungen in Gruppen und dass man sich wohl auch ausziehen muss - ganz - die Betonung liegt dabei auf "müssen", weil das Gesundheitsamt strikte Auflagen hat.

Das es sich um keine gewöhnliche und oberflächliche Routineuntersuchung handeln wird, merkten die Schüler vor anderthalb Monaten, als folgende Schreiben in der Schule ausgeteilt wurden:

Liebe Schülerinnen und Schüler,

das Gesundheitsamt der Stadt Meienberg ist auch in diesem Jahr vom Land Sachen beauftragt worden bei allen SchülerInnen, die in diesem Schuljahr dem Modellprojekt "Mittelschule Sachsen" beiwohnen eine Abschlussuntersuchung durchzuführen. Diese wird, in Absprache mit der Schulleitung, in den nächsten vier bis acht Wochen in Ihrer Schule stattfinden.

Da die untersuchenden Ärzte bzw. Mitarbeiter des Gesundheitsamts Informationen zu Ihnen und Ihrer medizinischen Vorgeschichte als Patient anfordern müssen, bitten wir Sie umseitiges Formular in den nächsten Tagen an uns zurück zu senden.

Mit freundlichen Grüßen

Levald

(med. Koordination Außendienst)

Daran getackert war folgender Fragebogen:

Name:

Geschlecht:

Geburtsdatum:

momentaner Haus- bzw. Jugendarzt:

ehemaliger Kinder- bzw. Jugendarzt:

momentaner Augenarzt:

bei Mädchen, Erstuntersuchung beim Gynäkologen erfolgt? (mit Adresse)

Welche Fachärzte haben Sie in den letzen 24 Monaten besucht (mit Adresse)?

Krankenhausaufenthalt in den letzen 3 Jahren?

Wäre dieses Schreiben nicht schon genug gewesen, wurde der Text inklusive des daran getackerten Formulars nochmal an die Eltern gesendet, die dieses Formular auch noch Mals ausfüllen sollten, damit die Informationen auch möglichst genau waren, insbesondere für die Zeit beim Kinderarzt.

So waren alle SchülerInnen verpflichtet, das Formular an das Gesundheitsamt zu schicken und darauf zu warten, was bei dieser Abschlussuntersuchung wohl passieren würde.

_______

Nun wurden in den drei Klassen der Stufe 13 ein Schreiben des Gesundheitsamts verlesen. In dem wurden die drei Tage, an denen die Untersuchungen stattfanden, bekanntgegeben und die Schüler erhielten den Hinweis, dass sie bitte ihre Krankenkassenkarte und den Personalausweis mitbringen sollten. Es schien also ein ganz offizielles Prozedere.

____

Es ist Dienstag. Der erste Untersuchungstag. Bereits am Montag war die Aufregung groß. Melanie fragte mit peinlich berührter Stimme "Ja, wann genau wird denn wer untersucht..damit wir wissen, wann wir den Unterricht verlassen müssen." Doch auch die Lehrer wussten nicht so Bescheid.

Jetzt ist eine Menschentraube aus in einer Nische im Foyer um einen Tisch versammelt. Eine ältere, streng aussehende Frau mit rotem Rollkragenpullover probiert sich Gehör zu verschaffen: "So Leute ganz ruhig. Ihr kommt jetzt der Reihe nach zu mir und meiner Kollegin und gebt uns Ausweis und Gesundheitskarte ab. Dann melden wir euch im System an und holen euch dann später aus dem Unterricht. Wir organisieren das, ihr müsst euch lediglich an euren Stundenplan und unsere Anweisungen halten!"

Ein schüchternes Mädchen steht ganz vorne mit Personalausweis und Krankenkassenkarte in der Hand. Die strenge Frau entreißt ihr beides aus der Hand, schaut sich die Karten an und tippt etwas in ihren Laptop: "So, Pia Kauley…okay, deine Gesundheitsbögen habe ich vorliegen. Ein Mitarbeiter holt dich dann später ab zu den..einzelnen Untersuchungen." Nachdem sie den Satz ausgesprochen hat, sortiert sie den Ausweis und die Gesundheitskarte in zwei verschiedene Karteikästen ein.

Nach und nach haben sich die Schüler und Schülerinnen der drei Klassen in einer langen Schlange aufgestellt und werden nacheinander registriert. Manche fragen nach ihrem Ausweis, die Mitarbeiterinnen erklären harsch: "Die bekommt ihr später wieder, wir wollen euch schließlich noch untersuchen und verhindern, dass ihr vorher abhaut." So ein Satz verstärkt die Nervosität vor der anstehenden Untersuchung natürlich noch.

Den Schülern blieb aber nichts anderers übrig, als den Tag möglichst normal anzugehen, sie mussten sich in den Unterricht begeben und abwarten.

In der 13c öffnete sich um kurz nach acht das erste Mal die Tür: "Guten Morgen, wir beginnen dann mal" Erklärte eine rothaarige Dame mit enger Jeans, die besser bei einem Herrenausstatter, als beim Gesundheitsamt arbeiten sollte. "Es kommen bitte Achtel, Johannes ; Claassen, Mario ; und Esche, Sebastian mit" verlas sie.

Die drei Jungs wirkten vom einem zum anderen Augenblick nicht mehr ganz so cool und legten jeweils den Stift aus der Hand, überlegten kurz, ob sie etwas mitnehmen sollten und wurden dann mit "Einfach mitkommen, wir haben dann alles was wir von euch brauchen dabei" aus ihren Gedankengängen gerissen.

Im Gänsemarsch verließen sie den Raum und wurden zwei Flure weitergeführt. Hier erklärte eine Dame, kurz vor dem Rentenalter: "Also Jungs, wir haben den ganzen Korridor für unsere Zwecke etwas umgebaut. Bedeutet, dass ihr die ersten seid und wir euch nochmal etwas mehr Hilfe geben, das ist alles verwirrend für euch. Ihr geht jetzt gleich in den ersten Raum hier, da werdet ihr nochmal kurz angemeldet und vermessen, in dem Raum erhaltet ihr auch später das vorläufige Zertifikat, dass ihr die Abschlussuntersuchung passiert habt und ein erstes Ergebnis, verstanden?" Die drei Jungs nickten etwas verwundert, sie dachten es ginge um kein Zertifikat..na ja eigentlich wussten sie gar nicht worum es geht…

Die Dame vor dem Rentenalter schien aber keine Nachfragen zulassen zu wollen und gab einem das Gefühl man hätte täglich solche Abschlussuntersuchungen.

Sie gingen jedenfalls in den ersten besagten Raum und trafen auf vier ganz normale Schultische und einem Lehrerpult, hinter dem eine junge Dame, Ende zwanzig mit einem blonden Zopf saß und einen Laptop bediente: "Guten Morgen, geht bitte alle mal an einen der Tische und zieht euch Schuhe und Strümpfe aus." Die drei schauten sich verwundert an, taten aber wie ihnen gesagt wurde und schauten die Dame vor ihnen erwartungsvoll an. "Okay, ich mache mit euch nur eben die metrischen Daten, damit die Kollegen auch direkt dabei arbeiten können, insbesondere bei Übergewicht oder so. Achtel, Johannes, stellst du dich mal auf die Waage!?" Der mittelgroße junge Mann ging barfuß an seinen zwei Mitschülern vorbei und trat auf eine Personenwaage mit Gummierung. Seine Füße waren etwas schwitzig, sodass er bei jedem Schritt feuchte Abdrücke auf dem Boden hinterließ. Die Dame mit dem Pferdeschwanz schaute auf die Anzeige, die auf Höhe des Bauches von Johannes war und ging dann wieder kurz zum Laptop: "69kg, okay. Dann bitte einmal hier drüben an die Wand." Hier hatten die Leute vom Gesundheitsamt eine Messlatte aufgestellt. Die Frau drückte ihren ersten Patient des Tages mit einem Stoß auf Brusthöhe näher an die Wand und stellte 171 cm Körperlänge fest. Auch dies wurde in den Computer getippt. Aus ihrer Hosentasche nahm sie nun ein Maßband und legte es um Johannes Kopf, um den Umfang zu messen "Gut, Johannes hätten wir dann. Warte aber bitte noch auf die anderen beiden. Und lass bitte die Socken und Schuhe aus!" Die beiden anderen Jungen wurden nun auch noch gemessen und gewogen. Nachdem alles im Laptop eingetippt war, erklärte die Zuständige für metrische Angaben: "Ihr seid ja die Ersten, sodass ihr sofort durchgehen könnt zu Herrn Dr. Rayf" Die drei Jungs sahen darin einen leichten Hoffnungsschimmer - der Arzt war schließlich männlich, so blieb ihnen immerhin die Blamage erspart, sich vor einer Frau ausziehen zu müssen.

Comments

BlackWhite Vor 7 Jahre  
n/a Vor 7 Jahre  
Spüler Vor 7 Jahre 1  
n/a Vor 7 Jahre  
TheDR Vor 7 Jahre  
Master1309 Vor 7 Jahre  
drsander Vor 7 Jahre  
n/a Vor 7 Jahre  
ChojiHamon Vor 7 Jahre  
BlackWhite Vor 7 Jahre  
Jupiter Vor 7 Jahre