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Aufrufe: 1155 Created: 2018.05.21 Updated: 2018.05.21

Die Gretchen-Frage

Kapitel 4

Und wieder gehts ein bisschen weiter. Freue mich wie immer über Feedback 😃

Schönen Abend noch,

Lana

Überrascht sah Dr. Wagner seine Patientin an. Sie schien nichts von der Schwangerschaft zu ahnen. Er warf Schwester Gabi einen bedeutungsvollen Blick zu. „Piepen Sie meine Frau an. Angesichts der Lage möchte ich, dass der Ultraschall gleich von einer Gynäkologin durchgeführt wird.“ Margarete hatte die Unterhaltung zwar mitbekommen, jedoch nicht verstanden, worum es ging. Nur das Wort Gynäkolgin jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken. Gerade als sie fragen wollte, wie es jetzt weitergehen würde, zog Dr. Wagner einen Rollhocker heran und setzte sich zu ihr. Zu seinem Glück blieb ihm das Überbringen schlechter Nachrichten erspart, denn genau in diesem Moment betrat seine Frau das Behandlungszimmer. Sie war eine echte Erscheinung und sah unglaublich gut aus mit ihrer schlanken Figur und ihrem wunderschönen roten Haar, das sie zu einem lockeren Dutt zusammengefasst hatte.

Ihr Auftreten strahlte sowohl Souveränität als auch Professionalität aus. Genau diese Eigenschaften würden viele Patientinnen beruhigen und ihnen das Gefühl geben, in guten Händen zu sein. Doch Margarete schüchterte genau das neben der Profession von Frau Dr. Wagner zusätzlich ein. Ihr perfektes Make-up und der weiße, enganliegende Kittel brachten ihr Vorzüge zu Geltung. Neben ihr kam sich Gretchen klein und unscheinbar vor. Ausgerechnet von Isabella F***ing Rossellini musste sie sich zwischen die Beine schauen lassen und dabei würde es sicherlich nicht bleiben. Zum Glück hatte Gretchen an diesem Morgen ihre Beine frisch rasiert und ihren Intimbereich epiliert. „Eigentlich möchte ich das gar nicht. Mir geht es schon wieder besser. Kann ich nicht einfach gehen?“, flüsterte Margarete zu Schwester Gabi, die nur bestimmt den Kopf schüttelte. Mühsam richtete sich Gretchen auf der Liege auf. „Aber mit meiner Regelblutung ist mir das sehr unangenehm. Ich will da nicht untersucht werden“, versuchte sie es verzweifelt weiter. Doch Schwester Gabi blieb hart und deutete ihr, sie solle sich wieder hinlegen. Wo blieb eigentlich Heinrich so lange?

Zwischenzeitlich informierte Dr. Wagner seine Frau über den aktuellen Zustand ihrer gemeinsamen Patientin. „Ich vermute eine extrauterine Gravidität. Am besten, du siehst es dir selbst an“, schloss er seinen Bericht ab. „Welches Spekulum soll ich herrichten, Frau Dr. Wagner?“, fragte Schwester Gabi. „Ich muss mir einen ersten Einblick verschaffen, dann sehen wir weiter“, antwortet die Gynäkologin. Obwohl sie wie eine echte Furie aussah, klang ihre Stimme weich und sanft. Sie trat ans Fussende der Liege und betätigte einen Schalter an der Unterseite. Links und rechts kamen Fußstützen zum Vorschein. „Bitte legen sie Ihre Füße in die Schalen, die Sie hier an beiden Seiten sehen. Zitternd und den Tränen nahe kam Gretchen ihrer Aufforderung nach. „Können wir vielleicht noch auf Heinrich warten?“, fragte sie mit bebender Stimme. Gerade weil sie nicht genau wusste, was auf sie zukommen würde, hatte sie furchtbare Angst. Valentin ging dazwischen, er musste ihr nun endlich die Situation erklären. „Frau Koller, wir haben den sehr starken Verdacht, dass sie schwanger sind“. Gretchens verbliebene Farbe wich ihr aus dem Gesicht. Schockiert sah sie ihn an. „Das kann nicht sein“, stammelte sie leise vor sich hin. „Wie oft ich das schon gehört habe“, zischte Valentin und verdrehte seine Augen. „Valentin, bitte! Etwas mehr Fingerspitzengefühl!“, wies ihn seine Frau zurecht. „Ich muss sowieso nach meinen Assistenzärzten sehen. Piep mich an, wenn du mich brauchst“, sagte er noch, bevor den Behandlungsraum verließ. „Geht es dem Baby gut?“, schoss es Margarete plötzlich ein. „Ich kann es noch nicht mit Sicherheit sagen, was da los ist. Dafür müsste ich Sie zuerst eingehend untersuchen“.

Heinrich, der sich viel zu lange mit dem Papierkram herum geschlagen hatte, eilte den Korridor entlang, zurück zu Gretchen. Beinahe wäre er in seinen Freund Valentin gelaufen. „Du hast es aber eilig“, meinte dieser ein wenig schnippisch. „Natürlich, ich will zu Margarete, wenns dir Recht ist“, erwiderte er hastig und wollte schon weiter gehen. „Sie will dich nicht dabei haben. Du musst solange vor dem Behndlungsraum warten.“ Verdutzt blieb Heinrich stehen. „Wenn du hier bist, wer kümmert sich dann jetzt um Gretchen?“, wollte er wissen und eine Woge der Angst überkam ihn. „Vera ist bei ihr und schallt sie gerade. Es sieht nicht gut aus. Zum Glück hast du sie so schnell her gebracht.", erklärte Valentin und wollte gerade weiter gehen. „Was ist mit ihr? Wieso habt ihr eine Gynäkologin hinzugezogen?", fragte er noch und war sich nicht sicher, ob er für die Antwort bereit war. „Heinrich, bitte, ich habe dir ohnehin schon viel zu viel gesagt. Du musst einfach warten und dann selbst mit Frau Koller sprechen. Ich muss jetzt leider weiter, aber ich verspreche dir, dass ich später nach ihr sehen werde.“ Mit diesen Worten verschwand Valentin langen Schrittes. Heinrich schlurfte zurück zum Behandlungszimmer und nahm davor auf einem dieser Klappstühle, die an der Wand montiert waren, Platz. Doch er konnte nicht still sitzen. Nervös tigerte er auf und ab. Dabei ließ er die Tür zum Behandlungsraum nicht aus den Augen.

„Reiß dich zusammen, es geht um dein Baby!“, wiederholte Gretchen diese Worte in ihrem Kopf, wie ein stärkendes Mantra. Sie musste ihre Angst überwinden. Hier und jetzt. Und das ganz alleine. Wie gerne hätte sie Heinrich jetzt bei sich gehabt. Aber auf der anderen Seite, wie hätte sie ihm ihre Schwangerschaft erklären sollen? „Ok, machen Sie die Untersuchungen, die Sie eben machen müssen“, sagte Margarete entschlossen, obwohl sie am liebsten schreiend davon gelaufen wäre. Frau Dr. Wagner zog sich Untersuchungshandschuhe an und half Margarete aus ihrem Höschen. Sie sah sofort, dass die Binde bereits von Blut durchtränkt war. „Schwester Gabi, vergessen Sie das Spekulum. Da ist zu viel Blut. Ich werde da nichts sehen können. Vaginalschallkopf, sofort“, ordnete sie an, wobei ihre Stimme nicht mehr sanft oder weich klang. Margarete versuchte sich krampfhaft zu entspannen und locker zu lassen, was genau das Gegenteil zur Folge hatte. Dr. Wagner, deren Geduld sich langsam dem Ende zuneigte, wandte sich erneut an die Krankenschwester im Raum. „Halbe Ampulle Valium i.v und das zackig“. Das Medikament wirkte rasch und schon merkte Gretchen, wie die innere Anspannug einfach von ihr abfiel. Ihre Knie fielen locker zur Seite und sie fühlte sich, als wäre sie in Watte gepackt. Gleichzeitig wurde sie auch ein wenig müde, aber sie musste wissen, wie es um ihr Baby stand. Plötzlich fühlte sie, wie etwas Langes, Hartes in sie eindrang. Konzentriert blickte Dr. Wagner auf den Bildschirm des Ultraschallgerätes. „Valentin hatte Recht“, bestätigte sie die Verdachtsdiagnose ihres Mannes. Sie widmete sich nun ganz ihrer Patientin. „Frau Koller, Sie haben eine Eileiterschwangerschaft, so wie wir es befürchtet haben. „Aber das Baby können Sie doch retten, oder?“, fragte Margarete mit schluchzender Stimme. „Nein, leider nicht. Der Embryo liegt im rechten Eileiter und es sieht so aus, als könnte er jeden Moment zu einer Ruptur führen.“ Margarete hörte nur noch ein Rauschen und konnte durch ihren Tränenschleier nicht mehr klar sehen. Sie zitterte am ganzen Körper und ihre Lippen bebten vor Verzweiflung. „Wir müssen Sie sofort in den OP bringen“, ordnete die Frauenärztin an. Daraufhin erhielt Margarete die zweite Hälfte Valium und es wurde ganz dunkel um sie herum.

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Wildflower Vor 6 Jahre  
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Blümchenfee Vor 6 Jahre  
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Lena77 Vor 6 Jahre  
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