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Aufrufe: 618 Created: 2018.10.30 Updated: 2018.10.30

Der Klügere gibt nach

Kapitel 67 - aus Annas Perspektive

Leise betrat ich das Zimmer. Ich wusste von Daniel, dass es mal wieder Stress zwischen den beiden gegeben hatte. Elena lag seitlich eingerollt auf der Seite. Sie sah ziemlich blass aus. Ihre Infusion war durchgelaufen. Scheinbar wollten die Schwestern sie nicht stören. Ich überlegte kurz, ob ich auch wieder gehen sollte. Da begann sich Elena zu bewegen. Ein Schmerzenslaut entfuhr ihr, als sie sich auf den Rücken drehte. Langsam rieb sie sich die Augen. Ich beschloss eine Schwester zu holen und verließ erneut leise das Zimmer. Gemeinsam mit der Schwester ging ich ins Zimmer. Elena lag nun mit offenen Augen auf dem Rücken und schaute mich an. Ich lächelte ihr zu, hielt mich jedoch erstmal im Hintergrund, während die Schwester den Urinbeutel leerte und eine neue Infusion an Elenas Zugang anschloss.

"Brauchen Sie etwas gegen die Schmerzen?" Die Schwester sprach Elena direkt an.

"Nein, es ist aushaltbar. Wann kommt die Visite?" Die Schwester schaute sie an und seufzte. Scheinbar kannten sich die beiden.

"Wollen Sie sich schon wieder selbst entlassen?"

"Ja, das habe ich vor." Die Schwester schaute auf die Uhr.

"Ich denke so zwischen 9 und 10 Uhr." Sie verließ kopfschüttelnd den Raum. Ich setzte mich zu Elena.

"Hey, wie fühlst du dich?" Ich strich ihr kurz über die Hand. Gott war ich froh, dass ich hier nicht liegen musste. Ich konnte Elena soo gut verstehen.

"Scheiße!" In Elenas Augen sammelten sich sofort Tränen. Es war deutlich, dass sie auch in der Nacht geweint hatte. Ihre Augen waren rot umrandet und geschwollen.

"Hast du Schmerzen?" Elena schüttelte den Kopf. Sie schluchzte leise auf.

"Ich bin nur so enttäuscht von Daniel. Er hat mir versprochen, dass ich nicht hier bleiben muss und jetzt liege ich doch hier!"

"Habt ihr euch gestritten?" Ich schaute Elena mitleidig an. Ich wusste nur zu gut, dass es kein Zuckerschlecken war, sich mit einem dominanten Mann und dann auch noch Mediziner, zu streiten.

"Ach wieder nur wegen einer Kleinigkeit. Dass das auch immer so in die Luft gehen muss zwischen Daniel und mir." Gefrustet ballte Elena ihre Fäuste. "Und jetzt hier zu sein macht mich wahnsinnig. Die Schwestern und Pfleger hier sind ja eigentlich echt freundlich, aber die ganze Umgebung macht mich einfach nur aggressiv. Ich würde am liebsten aus dem Bett springen und fliehen. " Elenas Augen blitzen, ich zweifelte nicht, dass sie genau das machen würde, wenn ihr einer von den anderen Ärzten hier blöd kommen würde. Ich setzte mich auf die Bettkante und legte ihr die Hände auf die Schultern und zwang sie so, mich anzuschauen.

"Elena, hör mir jetzt mal zu!" Ihre Augen flackerten unruhig.

"Wie wäre es, wenn wir es so machen. Du kommst einfach noch 2 Tage mit zu uns. Dort ist es zwar bestimmt nicht so leise wie bei Daniel, aber vormittags ist ja der Kleine bei der Tagesmutter und ich in der Schule. Ein Gästezimmer haben wir auch. Timo kann sich bestimmt um die Wundversorgung kümmern. Dann lässt du in ein paar Tagen Daniel nochmal drauf schauen und dann ist die Sache gegessen." Elena schaute mich mit tränenvergangenen Augen an, trotzdem schien Hoffnung in ihr aufzukeimen.

"Wäre das wirklich okay für euch?"

"Klar. Also ich habe es mit Timo nicht abgesprochen, aber das wird schon passen. Er wird sicherlich auch kein gutes Gefühl dabei haben, dich jetzt alleine die nächsten 2 Tage in deine Wohnung zu lassen!"

Ich stand auf und schaute in den Schrank. Elenas Reisetasche stand dort. Daniel war also scheinbar doch zwischendurch noch da gewesen, während Elena geschlafen hatte. Ich schaute hinein. Es war alles drin, was Elena die nächsten Tage brauchen würde.

"Ich spreche mit Timo. Er managed dass sicher alles mit der Klinik und ich hole dich dann nach der Schule so gegen 12 Uhr ab, okay? Schaffst du das?" Ich schaute sie ernst an. Elena biss sich auf die Lippe, nickte dann jedoch entschlossen. Ich trat nochmal zu ihr und umarmte sie kurz.

"Halt durch! Wir kriegen dich hier bald raus!" Ich lächelte sie nochmal an und verließ dann schnell das Zimmer.