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Aufrufe: 1187 Created: 2018.04.10 Updated: 2018.04.10

Marlon und Elena- dominant trifft provokant

Kapitel 1

Diese Geschichte beruht zu großen Teilen auf einer wahren Begebenheit und beschreibt die Beziehungsgeschichte vor Marlon und Mathilda. Viel Freude beim Lesen. Wie immer freue ich mich über Kritik und Anregungen!

Copyright der ganzen Geschichte liegt bei mir. Diese Geschichte darf nicht, ohne dass es mit mir abgesprochen ist, an anderer Stelle gepostet oder verändert werden.

Marlon und Elena - dominant trifft provokant

1.Kapitel

Aus Elenas Perspektive

Das nervige Surren meines Weckers holte mich aus einem unruhigen Schlaf. Müde öffnete ich meine Augen und blickte auf die Uhr. In roten Leuchtziffern stand dort 6:30 Uhr. Obwohl ich die ganze Nacht unruhig geschlafen hatte und erst kurz nach 1 Uhr mit dem Lesen meines neuen Vampirromans fertig geworden bin, war ich sofort hellwach.

Eine Mischung aus Aufregung, Neugierde und Freude machte sich in mir breit. Genau heute begann mein 8-wöchiges Praktikum in der medizinischen Forschung und endlich hatte ich die Möglichkeit praktische Erfahrungen zu sammeln. Es war Mitte Juli die Semesterferien hatten gerade begonnen und die nächsten Vorlesungen waren erst wieder Mitte Oktober. Biochemie und Co. waren jetzt erstmal Geschichte. Umso mehr freute ich mich darauf endlich Romane und Fantasygeschichten lesen zu können und dies ganz ohne schlechtes Gewissen. Ich reckte und streckte mich nochmals im Bett aus und stand dann schließlich auf. Leise schlich ich ins Badezimmer um meine WG Mitbewohner Simone und Michael nicht zu wecken. Die beiden hatten sich beim Jurastudium kennengelernt, sich sofort verliebt und waren seitdem ein Paar. Ich selbst hatte keinen festen Freund. Davon abgesehen hatte ich auch wirklich keine Zeit für Herzschmerz und Gefühlschaos. Mein Studium und da vor allem der Bereich der Biochemie forderten mich genug. Ich hasste Biochemie wirklich aber der Abbruch des Studiums stand für mich nicht zur Debatte. Die anderen Fächer machten mir ja auch durchaus Spaß. Eigentlich wollte ich ja auch Medizin studieren. Aber aufgrund meiner unerklärlichen Angst vor Ärzten und vor allem vor Nadeln war das keine gute Idee. Ich hatte von Bekannten gehört, dass Medizinstudenten ja sowohl an sich selbst, als auch gegenseitig aneinander übten. Alleine der Gedanke jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken.

Nach einer kurzen Dusche nahm ich das für mich typischen Frühstück in Form von ½ Tafel Schokolade zu mir. Ja, die liebe Schokolade war in den letzten Jahren mein ständiger Begleiter und seit ich von Zuhause ausgezogen war mein Hauptnahrungsmittel Nr. 1 geworden. Obst und gesundes Grünfutter standen überhaupt nicht auf meinem Speiseplan. Ich war auch keine gute Esserin, sondern stocherte meistens sowieso nur im Essen herum. 2 Stückchen Pizza reichten mir und ich war satt für den ganzen Tag.

Auch im Bereich der Flüssigkeitsaufnahme war ich eher problematisch. Die meisten Leute benötigten ja ihren starken Kaffee am Morgen, aber seit meine beste Freundin Trixie mir einen doppelten Espresso als harmlosen Latte verkauft hatte, war Kaffee für mich absolut tabu. Den ganzen Tag litt ich unter Übelkeit, Schwindel und Herzrasen. Kaffee war deshalb eindeutig Gift für meinen Wohlfühlblutdruck der immer so bei 100 zu 60 lag und manchmal auch darunter. Wasser kam genauso wenig in Frage - bäääh.

Noch ein kurzer Blick in den Spiegel und ich war startklar für den 1. Tag. Obwohl das Thermometer sicher auch heute wieder auf über 28 Grad kletterten wird war es draußen noch frisch und ich fröstelte leicht. Vielleicht war es doch keine so gute Idee meine langen blonden Haare nach der Dusche nicht zu föhnen doch jetzt war es zu spät. Ich musste dringend los, wenn ich nicht zu spät kommen wollte. Da die Uniklinik nicht soweit von der Uni und meiner Wohnung entfernt lag, entschloss ich mich die kurze Strecke von ca. 20 Minuten zu Fuß zurückzulegen. Langsam erwachte auch die Stadt zum Leben. Mittlerweile wohnte ich schon fast 2 Jahre hier und ich liebte diese Stadt. Die Entscheidung hier Biomedizin zu studieren war goldrichtig auch wenn es kein leichtes Studium war und ich oftmals extrem viel lernen musste, fand ich es trotzdem sehr interessant. Es war einfach das Bindeglied zwischen Medizin und klinischer Forschung. Nach einem kurzen Fußmarsch tauchte vor mir die Uniklinik auf. Die Klinik, ein moderner Komplex aus teils roten Backsteinen und viel Glas, lag auf einer Anhöhe mit schöner Aussicht. In meinen Augen eine wirklich schöne Klinik. Doch ich hatte ja leicht reden. Ich war ja zum Arbeiten und nicht als Patient hier. Die Forschungsgebäude, wo mein Praktikum stattfinden sollte, lagen separat und waren nicht mit der Klinik verbunden. Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche. Auf dem Display erschien Trixie meine beste Freundin.

Hey Süße, ich wünsche Dir viel Spaß bei deinem Praktikum. Kommst Du heute Abend auf die Party? Markus kommt auch.

Ich schaute auf die Uhr. Hm, noch kurz Zeit um zurückzuschreiben.

Ja, okay. Wann gehst du denn?

Schnell steckte ich das Handy wieder in die Tasche und atmete nochmal tief durch. Ein freudiges Gefühl machte sich in meinem Bauch breit. Endlich praktisch arbeiten.

Ich betrat das Gebäude durch die große Türe und versuchte mich zu orientieren. Ich sah das Schild meiner Abteilung und machte mich auf den Weg dorthin. Bei der Forschungsabteilung der Gynäkologie angekommen, öffnete sich die automatische Tür und ich schaute mich erstmal um. Nach kurzer Zeit kam ein etwas älterer, graumelierter Mann auf mich zu. Mit einem freundlichen, aber durchaus auch etwas einschüchternden Lächeln schüttelte er mir die Hand.

"Elena Schneider nehme ich an? Mein Name ist Prof. Dr. Güldener. Ich leite diesen Forschungsbereich." Ich erwiderte sein Lächeln.

"Schön, Sie kennenzulernen." Ich war etwas eingeschüchtert.

"Kommen Sie, wir besprechen kurz die Formalitäten in meinem Büro." Ich folgte ihm durch den Gang zu seinem Büro.

"Bitte nach Ihnen."

Ich trat in das Büro hinein. Es war eher klein, aber dafür praktisch eingerichtet.

"Setzen Sie sich!" Ich nahm gegenüber von ihm Platz.

"Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Einen Kaffee vielleicht?" Er schien zu spüren, wie aufgeregt ich war.

"Danke, nein." Ich lächelte ihn an.

"Gut, dann kommen wir gleich zum Geschäftlichen! Also ihre Praktikumsunterlagen habe ich ja schon gesichtet. Das ist auch soweit alles in Ordnung. Ich weise Sie 3 netten Kolleginnen zu, die öfters Praktikanten Ihres Studiengangs betreuen. Sie wissen ja, dass wir mit Stammzellen arbeiten. Deshalb gehört es hier dazu, auch Ihnen etwas Blut abzuzapfen. Dazu finden Sie sich bitte morgen früh um 9.00 Uhr im Raum 3.01 der Gynäkologie ein. Sie können zwischen 2 Projekten wählen, entweder beim Endometriose Projekt, oder aber beim cDNA Array. Überlegen Sie es sich." Er lächelte mir zu.

Mir wich gefühlt alles Blut aus dem Kopf. Blutentnahme??? Das hatte ich nicht gewusst. Oh Gott!

"Frau Schneider? Alles in Ordnung bei Ihnen? Sie sehen so blass aus?"

Prof. Güldener kam um den Tisch herum und kniete sich neben mich. Seine warme Hand streifte mein Handgelenk. Ich versuchte mich zusammenzureißen.

"Ähm ja, alles in Ordnung!"

"Ihr Puls rast!" Der Professor sah mich kritisch an. "So aufgeregt?"

"Ja, ziemlich. Vor allem freue ich mich darauf, endlich Praxis zu haben." Ich lächelte ihn an. Er ließ mein Handgelenk zum Glück los.

"Gut, wenn Sie meinen. Also, dann zeige ich Ihnen mal Ihre Wirkungsstätte. Und dann treten Sie morgen, nach der Blutentnahme Ihren ersten Dienst hier an. Keine Sorge, dass dauert nur 15 Minuten." Er stand auf und auch ich erhob mich aus meinem Stuhl.

Er öffnete erneut die Tür seines Büros und klopfte kurz darauf an eine andere Tür.

"So, guten Morgen die Damen! Ich bringe Ihnen die neue Praktikantin, Elena Schneider. Sie wird dann morgen, nach der Blutentnahme, ihr Praktikum hier antreten." 3 lächelnde Frauen kamen mir entgegen und stellten sich sogleich vor. Bei dem Wort Blutentnahme stellten sich bei mir schon wieder die Härchen auf den Armen auf.

"Hallo ich bin Anne." Sagte die braunhaarige, etwas fülligere Frau.

"Und ich bin Marie." Stellte sich die blonde, sportliche Frau mir vor.

" Ich heiße Petra!" Sie schien schon etwas älter zu sein, hatte leichte Falten und schon graue Haare. Alle drei schienen sehr nett zu sein.

"Gut Frau Schneider, dann überlasse ich Sie den Frauen hier und wir sehen uns dann übermorgen bei der ersten Besprechung." Er lächelte mir nochmal zu und verließ dann den Raum.

" So Elena, also ich darf doch Elena sagen, oder??"

"Ja, klar. Bitte auf jeden Fall!" Ich lächelte Anne etwas schüchtern an.

"Super. Also hier ist fürs erste dein Arbeitsplatz. Mach dich einfach mal ein bisschen mit den Gerätschaften vertraut. Wenn du Fragen hast, dann melde dich einfach!"

"Mach ich! Danke!"

Ich zog meine Jacke aus und die Schutzkleidung an. Im Anschluss schaute ich mir genau das Mikroskop und seine unterschiedlichen Einstellungen, sowie die verschiedenen Instrumente und Inhalte der Schubladen an. Schnell war die Zeit vergangen und ich zuckte kurz zusammen, als Marie mich ansprach.

"Magst du mit zum Mittagessen kommen? Die Kantine ist echt ganz ordentlich. Danach darfst du gehen. Morgen ist ja erst dein erster richtiger Arbeitstag."

"Klar. Gerne!" Ich schloss die Schubladen, zog die Schutzkleidung wieder aus und legte sie ordentlich zusammen. Ich wusch mir kurz die Hände. Ich war froh in so einem netten Team gelandet zu sein. Ich folgte den dreien durch die Klinik, bald darauf waren wie bei der Mensa angekommen. Ich nahm mir ein Tablett, lud mir etwas vom Kaiserschmarrn mit Apfelmus auf und setzte mich zu den anderen an den Tisch.

Ich wandte mich Anne zu. "Du sag mal. Muss ich da morgen echt zu dieser Blutentnahme???"

"Ach, das ist doch nichts Tragisches. Wir brauchen das Blut eben fürs Labor. Du Marie wer macht denn gerade die Blutentnahmen bei uns?"

"Das macht Marlon. Da brauchst du dir keine Gedanken machen. Der ist echt nett!"

"Der ist was fürs Auge, Mädchen." Zwinkerte mir Petra zu.

Na toll, auch noch ein gutaussehener Arzt, der mir Blut abzapft. Mir wurde schlecht. Ich schob den Teller zurück.

"Und Marlon macht das auch echt vorsichtig. Da merkst du nur einen kleinen Pieks und schon ist es vorbei." Marie lächelte mich aufmunternd an.

Wenn die 3 noch weiter über die Blutentnahme sprechen würde, würde ich gleich hier am Tisch ohnmächtig werden.

"Mein Blutdruck ist bei dem feschen Kerl auch immer ganz schön hoch." Kicherte Petra.

Anne legte mir eine Hand auf den Arm. "Geht es dir gut? Du bist ganz blass?" Ich zwang mich tiefe Atemzüge zu nehmen. Auch Marie und Petra hatten aufgehört über diesen scheinbaren Halbgott in Weiß zu sprechen und schauten mich an. Langsam beruhigte sich mein rasender Pulsschlag wieder. Wie sollte ich das morgen bloß überstehen, ohne mich komplett zum Affen zu machen. Vielleicht, wenn ich das cDNA Array Projekt machen würde, müsste ich nicht zur Blutentnahme? Aber jetzt wieder zu Prof. Güldener zu gehen kam eben auch echt nicht in Frage.

"Jetzt kriegt sie langsam wieder etwas Farbe, das Mädchen." Petra musterte mich intensiv. Auch die anderen 2 starrten mich an und auch einige anderen Mitarbeiter des Klinikums schauten zu mir hinüber. Ich musste mich jetzt wirklich zusammenreißen.

"Alles in Ordnung." Ich lächelte den Dreien überzeugend zu.

"Hast du das Öfters?" Fragte Anne mich kritisch. "Das solltest du echt untersuchen lassen! Du kannst dein Blut morgen auch einfach kostenlos im Labor der Klinik testen lassen. Das ist kein Problem. Sag das einfach Marlon morgen und der leitet alles in die Wege.

"Super. Danke. Das mache ich." Ich nahm mein Tablett in die Hand und stand auf. Meine Beine fühlten sich zwar wacklig an, aber trugen mich. Ich brachte das Tablett zurück, winkte meinen drei Kolleginnen nochmals zu und verließ dann die Mensa.

Mein Herz schlug immer noch echt schnell. Ich schluckte trocken. Wie sollte das morgen nur werden? Mit zittrigen Händen zog ich mein Handy aus der Tasche und schrieb Trixie eine Nachricht.

Muss dir für heute Abend leider absagen. Mir geht es nicht so gut!

Postwendend kam die Antwort

Was ist los? Wie war denn dein erster Praktikumstag?

Das Team ist nett, aber ich muss morgen zur Blutentnahme......

Oh, oh. Aber na komm dass schaffst du schon. So ein bisschen Party wäre doch eine ganz gute Ablenkung. Bevor du die ganze Nacht darüber nachdenkst!

Nee, wirklich nicht. Ich muss jetzt erst Mal nach Hause!

Schade. Aber sag Bescheid, falls du es dir doch noch anders überlegst!

Mach ich. Bis dann!

Pass auf dich auf. Bis dann!

Langsam trat ich meinen Heimweg an. Ich versuchte mit aller Macht gegen den ständigen Gedanken der Blutentnahme anzukämpfen. Doch es gelang mir nicht. Schon jetzt zitterten meine Hände nur bei dem Gedanken. Ich beschloss mich ins Bett zu legen und etwas zu Lesen. Vielleicht konnte dies mich ein bisschen ablenken.

Nachdem ich eine gute Stunde gelesen hatte, legte ich entnervt das Buch weg. Sollte ich doch auf die Party gehen? Ich beschloss mir meine Uniunterlagen nochmals anzuschauen um morgen für das Praktikum auch gut vorbereitet zu sein. Mein Kopf schaffte es so, dank der Lernroutine, endlich von dem blöden Termin morgen abzulenken. Als ich erneut auf die Uhr schaute, war es bereits 21.00 Uhr. Die Zeit war nun wirklich schnell verflogen. Ich trank noch einen Schluck Tee in der Küche und machte mich dann bettfertig. Als ich im Bett lag, kreisten meine Gedanken immer und immer wieder um die Blutentnahme. Mussten die 3 Kolleginnen unbedingt sagen, dass der Kerl auch noch gut aussehend ist? Ich schmiss mich im Bett herum, sagte mir stumm verschiedene Laborprotokolle vor, um mich von dem Gedankenkarussell in meinem Kopf abzulenken. Dies wirkte nach einiger Zeit endlich und ich fiel in einen unruhigen Schlaf aus dem ich immer wieder schweißgebadet aufwachte. Als mein Wecker klingelte, fühlte ich mich wie gerädert. Es kam mir so vor, als hätte ich überhaupt nicht geschlafen. Ich setzte mich auf im Bett und blieb einen Moment sitzen. Schon wieder kam der Gedanke an die Blutentnahme hoch. Meine Hände begannen zu zittern. Seufzend stand ich auf und ging leise ins Bad um eine dringend benötigte Dusche zu nehmen. Diese sorgte immerhin dafür, dass meine Lebensgeister zumindest ein bisschen aus dem Tiefschlaf geweckt wurden. Ich hätte noch Stunden unter der Dusche verbringen können. Genüsslich rubbelte ich mich ab, cremte mich mit meiner Körperlotion ein und zog mich schließlich an. Ein Blick auf mein Handy ließ mich zusammenzucken. Ich hatte ganz schön viel Zeit verbummelt. Das Haare föhnen musste auch heute warten. Ich kämmte sie mir kurz aus und steckte sie mir dann in einen festen Dutt nach oben. So dass nachher bei der Arbeit am Mikroskop sich keine Haare lösen konnten. Schnell schnappte ich mir meine Tasche. Selbst für meine obligatorische halbe Tafel Schokolade war keine Zeit mehr. War vielleicht ja auch besser so, so konnte ich mir nicht noch mehr Gedanken machen. Mein erneuter Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich wohl heute das Fahrrad nehmen musste, um pünktlich zu sein. Ich ging die Treppe hinunter, schloss mein Fahrradschloss auf und schwang mich auf den Sattel. Es war heute deutlich kühler als sonst und ich spürte die kalte Luft deutlich an meiner noch feuchten Kopfhaut. Schnell war ich im Klinikum angekommen. Ich stellte mein Fahrrad ab und war ganz schön aus der Puste, obwohl es nur eine kurze Strecke war. In meiner Hosentasche suchte ich nach dem Zettel, auf dem mir Prof. Güldener aufgeschrieben hatte, wo ich mich einfinden sollte. Ah, da war er ja in der gyäkologischen Ambulanz Raum 3.01. Ich schluckte trocken. Da musste ich jetzt wohl durch. Mein Puls beschleunigte sich deutlich. Ich versuchte mich wirklich zusammenzureißen. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding. Ich betrat die Klinik und hatte das Gefühl, dass mich alle anstarren. Zögernd betrat ich den Aufzug und fuhr in den dritten Stock. Ich hatte mittlerweile ein leichtes Rauschen in den Ohren. Meine Hände zitterten und ich hielt mich krampfhaft an einer der Stangen im Aufzug fest. Der Aufzug stoppte mit einem leisen Ping. Ich war im dritten Stock angekommen. Mir wurde schlecht. Gott sei Dank war ich alleine im Aufzug. Langsam trat ich aus dem Aufzug heraus. Mein Umfeld nahm ich nicht mehr wirklich wahr. Ich konzentrierte mich auf die Nummern an den Türen. Zum Glück war es gleich die erste Tür rechts neben dem Aufzug. Ich hoffte, dass einfach niemand dort sein würde. Zaghaft klopfte ich an. Wenn es überhaupt noch möglich war, stieg mein Puls noch weiter an. Mittlerweile funktionierte ich nur noch als Autopilot. Ich nahm schemenhaft wahr, dass sich die Tür öffnete. Ein Gesicht konnte ich nicht wirklich erkennen. Meine Umgebung schwankte und die Übelkeit nahm zu. Ich schloss die Augen und fühlte gleich darauf, wie 2 feste Hände mich an den Oberarmen packten und in die Waagerechte beförderten. Das Ding unter mir bewegte sich und meine Beine hoben sich nach oben und mein Kopf nach unten. Ich spürte wie jemand sanft mein Haargummi löste, damit mein Kopf besser gelagert war. Er grummelte irgendetwas vor sich hin. Ich konnte dem allerdings nicht wirklich Beachtung schenken. Kühle, angenehme Finger tasteten nach meinem Puls. Ich hörte, wie die Person etwas zu mir sagte, doch es machte keinen Sinn. Die Augen hielt ich weiter fest geschlossen in der Hoffnung, dass dieser unseelige Zustand sich schnell in Luft auflöste.

"Hallo, können Sie mich hören?" Eine angenehm dunkle Stimme tönte durch den Raum. Langsam ließen die heftigen Symptome nach und ich konnte wieder etwas klarer denken.

Vorsichtig öffnete ich die Augen. Ein Mann, so ca. Ende 20 mit weißem Poloshirt und Arzthose beugte sich über mich und lächelte mich an.

"Na, wieder da?" Erneut fühlte ich, wie seine Finger meinen Puls maßen. Allerdings dieses Mal an meiner Halsarterie. Ich war schrecklich kitzelig und sensibel in diesem Bereich und wich mit dem Hals etwas nach außen weg.

"Hier geblieben!" sagte er mit strengem Ton, der sofort meinen Körper durchzuckte.

"Können sie mir sagen, wie sie heißen?" Der Mann sah mich besorgt an.

Ich räusperte mich kurz und dachte, er könnte ja auch sagen, wie er heißt.

"Elena Schneider. Ich bin die neue Praktikantin."

"Ah, okay alles klar. Dann sind Sie zur Blutentnahme heute da. Na gut, dass Sie schon liegen! Ich bin Marlon Schmieder." Er lächelte mich etwas frech an. Ich spürte, wie mein Herzschlag erneut wieder an Fahrt aufnahm. Er wollte doch nicht etwa trotzdem Blut abnehmen???

"Ganz ruhig. Entspannen Sie sich. Jetzt hatten Sie gerade wieder etwas Farbe im Gesicht. Die Blutentnahme ist freiwillig. Ich werde Sie nicht dazu zwingen!" Kurz legte er seine Hand auf meinen Bauch und wartete bis ich mich wieder beruhigt hatte. Dann wendete er sich wieder von mir ab und holte ein Blutdruckmessgerät vom Beistellwagen. Er legte es neben mich, legte sein Stethoskop an und begann dann die Manschette um meinen Oberarm zu wickeln. In der Art, wie er sich bewegte, bemerkte man, dass er wohl viel Sport machte. Seine dunklen kurzen Haare und die dazu passenden Augen machten aus ihm wirklich eine attraktive Erscheinung.

"So, dann schauen wir mal." Wieder lächelte er mich an. Ich spürte bizzarerweise ein leichtes Kribbeln im Bauch. Was sollte denn das jetzt? Ich wich nun seinem Blick aus und schaute an die Decke.

"Hm. Ihr Druck ist eigentlich im normalen Bereich. Was sind denn sonst so Ihre Werte."

"Oft 100 zu 60."

"Na dann ist der Druck gerade ja fast gigantisch hoch für Sie." Wieder sein nettes Lächeln. Ich spürte wie ich errötete. Er legte das Gerät zur Seite und rollte sich mit seinem Rollhocker wieder neben mich." Das kontrollieren wir nachher nochmal. Aber mal im Ernst. Haben Sie das öfters? Das war eine handfeste Panikattacke, dessen sind Sie sich ja hoffentlich bewusst."

"So ausgeprägt wie dieses Mal, war es noch nie." Ich wich seinem Blick aus.

"Aha, und wann tritt das sonst auf?" Dieser Blick ging mir wirklich durch Mark und Bein. Nun war die Frage Angriff oder Rückzug. Ich entschied mich für Angriff. Ich hatte nun wirklich keine Lust, diesem Kerl auf die Nase zu binden, dass sowohl er, als auch die Aussicht auf Nadeln und Ärzte allgemein die Auslöser für meine Panikattacke waren. Ich setzte mich auf, was dank dem nach wie vor erhöhten Beinteil etwas schwierig war.

„Ich denke mein Kreislauf ist soweit wieder stabil!“ So schnell wie er neben mir war und mich wieder zurück auf die Liege drückte, konnte ich gar nicht gucken.

„Sie bleiben liegen, bis ich das Okay dazu gebe.“ Ich verdrehte die Augen. Man der Typ war wirklich von sich selbst überzeugt. Er schaute mich kritisch an und legte dann sanft erneut einen Finger auf meine Halsschlagader. Ich hielt die Luft an und spürte, wie mein Herzschlag sich erneut beschleunigte. Das war echt unfair von ihm!

Er lächelte mich an, drehte sich zur Seite und legte erneut die Manschette an meinem Oberarm an. Ich drehte meinen Kopf zur Seite.

„Der Druck ist für ihren relativ niedrigen Blutdruck wieder in Ordnung. Sie können sich LANGSAM aufrichten. Er fuhr das Beinteil wieder nach unten. Ich folgte natürlich nicht seinen Aufforderungen und richtete mich schwungvoll auf. Eigentlich sollte ich ja wissen, dass das keine gute Idee ist, aber ich wollte ihn auch bewusst etwas provozieren. Dass ich mir damit selbst schadete, hatte ich natürlich nicht berücksichtigt. Wieder drehte sich der Raum um mich und ich krallte mich mit meinen Händen fest in die Untersuchungsliege. Ich spürte die Hände des Arztes auf meinen Schultern. „Tief ein- und ausatmen. Halten Sie sich eigentlich nie an Anweisungen?“

Ich beschloss seine rhetorische Frage zu ignorieren und öffnete die Augen. Ich war froh, dass ich wieder klar sehen konnte. Ich spürte seinen Blick auf mir, wie er mich halb besorgt, halb kritisch anschaute.

„Haben Sie denn heute schon was gegessen?“

„Nein, ehrlich gesagt nicht.“ Ich spürte wie ich schon wieder etwas rot wurde.

„Dann holen Sie das jetzt aber ganz schnell nach! Wenn Sie hier nochmal schlapp machen, dann lege ich Ihnen einen Zugang und spritze Ihnen etwas für Ihren Kreislauf!“

Panik kam in mir auf. Das wollte ich auf jeden Fall vermeiden. Er kam noch ein Stückchen näher zu mir. Ich konnte seinen leicht herben Duft wahrnehmen. Er roch sehr angenehm.

Ich musste jetzt wirklich raus aus diesem Raum!

„Das wird nicht passieren! Versprochen!“ Ich stand auf, meine Beine trugen mich nun glücklicherweise. Dr. Schmieder ließ mich los und ich bückte mich um meine Tasche zu holen.

„Das hoffe ich auch für Sie! Passen Sie auf sich auf!“

„Mach ich. Tschüß!“

Ich verließ schnell den Raum und riss mir im Laufen einen Schokoriegel, den ich immer als Notration dabei hatte, auf. Ich fuhr mit dem Aufzug zu meinem Labor. Jetzt musste ich den anderen nur noch beichten, dass das mit der Entnahme nicht so wirklich funktioniert hatte.

Ich betrat etwas zögerlich den Raum.

„Guten Morgen!“

„Guten Morgen. Na wie war es bei der Blutentnahme?“ Fragte Anne mich neugierig. Zum Glück war sie die einzige bisher.

„Das hat nicht so wirklich hingehauen. Mein Kreislauf hat das nicht mitgemacht.“

„Oh je. Ist dir schlecht geworden?“

„So ähnlich...“

„Na da hat sich Marlon bestimmt gut um dich gekümmert.“ Sie kicherte leise. Was hatten die bloß alle mit diesem rechthaberischen, machtliebenden Typen.

„Weißt du was, wir machen das jetzt so. Wir sagen dem Chef und den anderen jetzt erst mal nichts und ich gehe für dich. Okay?“

„Ja, das wäre super! Vielen Dank!“

„Kein Thema! Also bis gleich.“ Anne verließ den Raum und ich setzte mich auf meinen Stuhl Puh. Das war ja mal ein toller Start in ein Praktikum.

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Taipan Vor 5 Jahre  
Mis Sweety Vor 6 Jahre  
Lari Vor 6 Jahre  
Lena77 Vor 6 Jahre  
Gamingeule Vor 6 Jahre