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Aufrufe: 710 Created: 2018.09.22 Updated: 2018.09.22

Der Klügere gibt nach

Kapitel 23

Kapitel 23 Aus Elenas Perspektive

Würde er das wirklich durchziehen? Mich nochmal in die Klinik bringen lassen? Egal. Dann würde ich mich eben erneut selbst entlassen. Ich spürte, wie mein Herz deutlich schneller schlug, als ich das Freizeichen hörte. Oh Gott. Ich wollte da nicht wieder hin. Wirklich nicht!

"Okay, Daniel. Stop." Er schaute mich fragend an.

"Ich gehe mir dir mir! Ich probiere es zumindest." Daniel drückte eine Taste auf seinem Handy.

"Elena. Probieren gibt es nicht. Du musst dich entscheiden. Entweder du kommst mit, oder Klinik." Er legte seine große Hand mit den schmalen, gepflegten Fingern auf meine Hand und suchte meinen Blick. Ich wich ihm aus und lies meinen Blick über die bunt gemusterte Bettdecke gleiten. Daniels andere Hand wanderte erneut zu meiner Halsschlagader. Er zwang mich dazu, ihn anzusehen. Ich schaute in seine dunklen Augen und musste komischerweise daran denken, dass mir der etwas zerstrubbelte, bärtige Daniel fast besser gefallen hatte. Obwohl so, seine kräftige Kinnpartie nochmals deutlicher hervortrat.

"A penny for your thoughts!" Murmelte Daniel leise und lächelte kurz. Innerhalb von Sekunden verdunkelte sich allerdings wieder sein Blick. "Entscheide dich jetzt!"

Wie sollte ich das entscheiden. Das war doch die Wahl zwischen Pest und Cholera.

"Ich gehe mit dir mir!" Brachte ich seufzend hervor. Na das würden ja tolle Tage werden.

"Gut. Dann lass uns keine Zeit verlieren!" Daniel schlug die Decke wieder zurück und reichte mir eine bequeme Jogginghose und ein T-Shirt. Etwas umständlich zog ich mich an, während Daniels Blick auf mir ruhte. Er könnte auch ruhig wegschauen. Auf der anderen Seite würde er mich die nächsten Tage wohl deutlich öfters in dem Aufzug sehen. Vor allem, dass ich keinen BH trug, fühlte sich für mich sehr ungewohnt und unangenehm an. Aber ich würde ja sowieso gleich wieder liegen. Daniel nahm meine Reisetasche und seinen Rucksack. Ich stellte mich vorsichtig hin und zog noch ein Pärchen Socken an. Das Beugen des Rückens zog trotz Schmerzmittel nach wie vor heftig und ich sah wieder einmal Sternchen. Daniel schien wohl einen 6. Sinn dafür zu haben und legte sanft seine Hände auf meine Flanken.

"So ganz langsam aufrichten!" Er stützte mich und Stück für Stück gelang es mir, mich in eine aufrechte Position zu bringen. Ich atmete auf. Die Fältchen in Daniels Gesicht, rund um die Augen, hatten sich vertieft. Er schaute mich besorgt an.

"Los geht's, aber ganz langsam!" Ich stützte mich vorsichtig etwas auf seinen Arm und ging nach vorne zur Garderobe. Dort schlüpfte ich in ein bequemes Paar Sneakers, dazu musste ich mich glücklicherweise nicht mal herunterbeugen. Daniel öffnete die Haustür, während ich mir noch meine Handtasche schnappte. Ich fühlte mich wie eine alte Oma. Stück für Stück gingen wir die Treppe herunter. Ich glaube ich war noch nie so froh unten gewesen zu sein, wie heute.