“Schlafzäpfchen” - Aufklärung/Überblick früher bis heute!
da anscheinend hier besonderes Interesse besteht gebe ich einfach mal einen Überblick. Einige Zäpfchen wurden schon erwähnt, aber teilweise ist die primäre Anwendung der genannten Mittel nicht als Schlafmittel. Hier eine Übersicht von leicht wirksamen bis zu sehr starken Mitteln:
@Charly-tux, @Traditionalist, @Enemaplanet
Natürliche “Schlafzäpfchen” (rezeptfrei):
Enthalten natürliche Wirkstoffe wie Baldrian, Hopfen, Passionsblume, Schlafmohn, …
Zäpfchen Marken sind zB. Passiflora, Viburcol, Weleda Zahungszäpfchen, …
Wirkung als Schlafmittel: nach dem Einführen einer dem Körpergewicht angepasste Dosis: sehr sanft, machen nur leicht müde, beruhigen etwas, man kann sich leicht der müd machenden Wirkung widersetzen und munter bleiben.
Synthetische "Schlafzäpfchen" Gruppe Antihistaminika als Offlabel Use (meist rezeptfrei):
Wirkstoffe: Diphenhydramin, Doxylamin, Dimenhydrinat, …
Zäpfchen Marken sind zB. Emesan, Vomex, Vomacur, Paedisup (nicht mehr am Markt), …
Oft enthalten auch in rezeptfreien Schlaftabletten für Erwachsene, Die Zäpfchen sind zugelassen gegen Übelkeit/Erbrechen, Schwindelgefühl, Allergien aber werden gern wegen der müde machenden Wirkung als Beruhigungsmittel, Einschlafhilfe eingesetzt. (Offlabel Use). Nach dem Einführen einer dem Körpergewicht angepassten höheren Dosis wird man deutlich müde, kommt schwer in den Tag, teilweise etwas benommen, kann sich mit Mühe wach und auf den Beinen halten, bei vorhandener Müdigkeit, ruhigen Umgebung im Bett oder gleichmäßigen Summen im Auto, Flugzeug führt die Gabe sehr häufig zum Einschlafen.
Synthetische “Schlafzäpfchen” Gruppe Benzodiazepine (rezeptpflichtig):
Wirkstoffe: Diazepam, Lorazepam, Midazolam, Oxazepam, …
Zäpfchen Marken: Valium, Faustan, Adumbran, Diazepam-ratiopharm, Dormicum, Destin, …
Diazepam Wirkung: Einsatz als Schlafmittel nur gerechtfertigt wenn eine ruhigstellende Wirkung über einen langen Zeitraum erwünscht ist. Die Halbwertszeit beträgt um die 48h. Nach der Gabe eines einzigen Diazepam Zäpfchens kann eine sedierende Wirkung bis zu 3,5 Tage beobachtet werden! Die Wirkung empfindet man als Patient angenehm angstlösend, entspannend, beruhigend, euphorisierend wird müde und es führt gern zum Einschlafen. Ideales Wirkprofil vor Operationen, … Als Patient empfindet man das sehr angenehm und nicht als erzwungene Schlafeinleitung. Paradoxe Wirkung gelegentlich bei Kindern die aktiver statt ruhiger werden. Diazepam in flüssiger Form (Destin, Rectiole) wird gern verwendet, da es sehr rasch Kampfanfälle unterbricht (Notfall Mittel Fieberkrampf von Kindern, Krampfanfälle).
Midazolam Wirkung: Rektal in den Po gespritzt (flüssiges Zäpfchen) ähnliche Wirkung Diazepam, meist etwas intensiver dafür deutlich kürzer. Halbwertszeit 1 bis 2 Stunden. Wirkungsdauert 4h bis 6h. Einsatz vor OP, unangenehmen Untersuchungen, Kinder mit Ängsten in verschiedenen Bereichen, Zahnarzt, bis Krankenhaus, bis ambulante Behandlung.
Weitere Mittel der Gruppe wirken ähnlich
Synthetische “Schlafzäpfchen” Chloralhydrat (rezeptpflichtig):
Wirkstoffe: Chloralhydrat
Anwendung: mittels Rectiole, Miniklist eingespritzt in den Enddarm
Wirkung: sehr altes Schlafmittel aber sehr zuverlässig. Vor allem bei Kindern vor unangenehmen diagnostischen oder therapeutischen Eingriffen beliebt. Die Kinder schlafen innerhalb vom 5 bis 15min ein, falls nicht kann die Dosis noch etwas erhöht werden. Nach dem Einspritzen in den Darm wird man extrem stark müde, kann die Augen nicht mehr offenhalten und schläft ein. Wirkung rektal kann als schlaferzwingend betrachtet werden. Wenn Schlafeinleitung gewünscht und keine Ruhigstellung besser als Benzodiazepine, weniger Suchtgefahr, usw. nicht so empfindlich auf die genaue Dosierung wie Barbiturate (nächste Gruppe)
Synthetische “Schlafzäpfchen” Gruppe Barbiturate (rezeptpflichtig):
Wirkstoffe: Phenobarbital, Amobarbital, Hexobarbital, Pentobarbital, …
Zäpfchen: Luminal, Evipan, Repocal, … (Mittel in 70er, 80er, 90er Jahre auch kombiniert in Fieberzäpfchen drinnen - älterer Beitrag von mir zu finden)
Wirkung: unterschiedlich je nach Dosis und Mittel. Barbiturate sind sehr starke Schlafmittel, nach dem Einführen der Zäpfchen tritt innerhalb weniger Minuten extrem starke Müdigkeit ein. Man wird immer müder und kann bei entsprechender Dosis die Augen nicht mehr offenhalten und schläft ein. Das Gefühl ist schlaferzwingend, man kann sich der Wirkung nicht widersetzen! Da zB. Hexobarbital innerhalb kurzer Zeit zum Schlaf führt, wird das Mittel in machen Kliniken gern dem “flüssigen Zäpfchen” beigemengt. Die Dosis zwischen angemessen wirksam und toxisch ein schmaler Grat!
Gibt noch härtere rektale Mittel, die aber nur unter Aufsicht eines Anästhesisten (Gefahr Atemstillstand, …) in Form einer rektalen Narkoseeinleitung angewendet werden können.
Als stark wirkendes Schlafmittel bei Erwachsenen spielen alle oben genannten Mittel keine wesentliche Rolle mehr. Barbiturate sind sehr gefählich bei falscher Dosierung, Chloralhydrat verursacht öfters Hängover am nächsten Tag, Benzodiazepine haben eine sehr hohe Suchtgefahr bei häufiger Verwendung, …! Die neueren Schlafmittel Wirkstoffe wie Zopiclon, Zaleplon und Zolpidem als Tablette sind heute die gänge Form bei Behandlung von Schlafstörungen. Wesentlich moderner, viel weniger Risiko, …
Bei Kindern werden alle Gruppen durchaus noch rektal angewendet! Zäpfchen mit Barbituraten allerdings sehr selten im Gegensatz zu früher. Zulassung neuer Medikamente bei Kindern oft Jahre hinten, weil die notwendigen Einwilligungen, Teilnahme an Studien, usw. schwierig ist.