Auch ohne eine abgegriffene Luftmatratze gehören Klistiere auf dem Campingplatz zu den Erlebnissen der besonderen Art.
Nicht aus sexuellen, sondern aus medizinischen Gründen ist bei mir immer eine Ballspritze im Gepäck, auch bei einem Campingurlaub. Ich habe da also etwas Erfahrung.
Mit der Entfernung Zelt/Toilettenhaus wächst auch die Problematik. Man kann natürlich warmes Wasser holen und sich das Klistier im Zelt geben, oder geben lassen. Aber schafft man es dann einigermaßen würdevollen Schrittes zum Sanitärbereich? Und ist auch eine Toilette frei? Wenn man mit verschränkten Beinen, Schweiß auf der Stirn, eine Hand gegen den Hintern gepresst, aus dem vielleicht schon etwas Wasser rinnt und die Hose benässt, zappelnd und stöhnend auf ein freies Klo wartet, dann werden die Blicke der anderen Urlauber doch etwas erstaunt sein. Und ob man sich dann mit einer zwischen den Zähnen herausgequetschten Bemerkung im Sinne von: ‚Wohl was Schlechtes gegessen‘ herausreden kann?
Oder man nimmt die Klistierspritze mit und füllt sie in einem hoffentlich unbeobachteten Moment im Waschraum und gibt sich das Klistier dann in der Toilettenkabine selbst in gebückter Stellung. Meistens sind die Dinger so klein, dass man mit dem Kopf gegen die Tür stößt. Und was ist mit der Wirkzeit? Sich fünfzehn Minuten still in der Kabine aufzuhalten, bevor man sich dann setzt und entleert, gehört jedenfalls für mich nicht zu den angenehmsten Erlebnissen. Man hört und riecht, was um einen herum geschieht, ab und zu wird an der Tür gerüttelt, denn so lange kann da doch keiner sitzen …
In jedem Fall wird die Entleerung naturgemäß deutlich zu vernehmen sein, der aufgelöste Darminhalt plätschert lautstark in die Schüssel, vielleicht begleitet von einigen abgehenden Winden. Und in dem halligen Sanitärraum ist alles doppelt so laut.
Da wartet man mit dem Verlassen der Kabine lieber so lange, bis man sich, vermeintlich, sicher ist, dass alle, die etwas gehört haben könnten, den Raum wieder verlassen haben.
Und man muss die Ballonspritze noch reinigen, steht also wieder am Waschbecken mit der Angst, dass jemand hineinkommen könnte.
An einen richtigen Einlauf ist unter diesen Umständen natürlich überhaupt nicht zu denken. Es sei denn, man ist so weit, dass es einem egal ist. Dass ein Klistier oder ein Einlauf eben ganz normal sind, wie Zähneputzen. Kann man das schaffen? Oder wird man dann des Platzes verwiesen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses?
Probiert es jemand aus?
Ach ja, ich habe hier ja schon einmal geschildert, wie es in meiner Jugend so lief, und dass eine Tante von mir Gemeindeschwester in einem Ort in der DDR war, in dem es auch einen großen Campingplatz gab. Wir verbrachten immer die Sommerferien dort, oder jedenfalls zwei oder drei Wochen; es gab ja schließlich den Zwangsumtausch … Und als Gemeindeschwester hatte sie eine kleine Praxis und jeden Tag standen die Urlauber dort Schlange wegen aller möglichen Dinge. Und natürlich hat sie auch Einläufe verabreicht. Das weiß ich genau.
So etwas wäre doch wunderbar. Man geht in einem beliebigen Ort zur Gemeindeschwester, erklärt, man hätte seit ein paar Tagen Verstopfung und bekommt einen Einlauf. Aber das gibt es heute wohl nicht mehr, ich glaube im Westen gab es die Gemeindeschwester mit eigener Praxis gar nicht. Oder hat da jemand andere Erfahrungen gemacht?