Ja, ich habe ein einziges Mal im Leben bei einem Einlauf zugesehen.
Es war in den späten 40er Jahren nach dem Krieg und ich etwa vier bis fünf Jahre alt. Meine Mutter und ihre Schwester waren Kriegerwitwen und in der allgemeinen Not nicht mehr als vernünftig, gemeinsam mit mir in einer nicht zerbombten Wohnung zu leben.
Meine Tante mochte mich sehr und ich hatte daher stets freie Fahrt in allen Zimmern. Daher empfand ich es eines Tages als ungewöhnlich, dass ich die Küchentür abgeschlossen vorfand und klopfte. Von innen hörte ich den Ruf meiner Tante: „Ja, wer ist da?“ Nun ich rief zurück, dass ich es sei. Prompt drehte sich der Schlüssel in der Küchentüre und ich wurde eingelassen. Nach meinem Eintritt schloss die Tante sofort wieder ab.
Die Einrichtung der Küche war mir vertraut: Weiß lackierter Küchenschrank, Tisch, Stühle, Gasherd etc. Ich kannte auch die neben dem Spülbecken befindliche Wandstellage die dazu diente, Küchen- und Handtücher aufzuhängen. Sie war mit einem langen, weißen Abdecktuch versehen, welches normalerweise die an mehreren Porzellanhaken hängenden Utensilien gegen Sicht verdeckte. Darunter stand ein alter Küchenstuhl mit gekürzten Stuhlbeinen, auf dem ich als Kind oft gesessen habe.
Als ich mich in gewohnter Weise auf meinen Platz setzen wollte, sah ich, dass das Abdecktuch der Handtuchstellage zurückgezogen war und an einem der Porzellandoppelhaken ein Irrigator hing. Ich weiß allerdings bis heute nicht, warum ich damals schon den Irrigator als einen solchen und dazu noch seinen Zweck einordnen konnte. Ich kannte zwar schon ein ähnliches Gerät von meiner Mutter her. Sie besaß nur einen ganz einfachen, alten Emailleirrigator, außen rotbraun und innen hellgrau mit schwarzem Schlauch. Vielleicht bildete ja auch gerade der schwarze Schlauch die spontane Assoziation bei mir.
Ich erinnere mich, als sei es erst gestern gewesen. Es war ein Glasirrigator mit weißer Metallarmierung und schwarzem Gummischlauch, der aus heutiger Sicht wohl aus den Jahren vor dem(n) Krieg(en) stammte.
Plötzlich verlief alles sehr schnell. Ich saß auf meinem Stuhl, als sich die Tante mit hochgebundenen Röcken und auf den Knien ruhender (oberschenkellangen) Unterhose, mir mit dem bloßen Gesäß zugewandt, vor mir in Bückstellung ging.
Meiner kindlichen Größe geschuldet, hatte ich also auf meinem Stuhl sitzend den direkten Blick auf das nun folgende Ereignis.
Tante fuhr mit ihrer rechten Hand zwischen den Schritt und nahm die am Schlauch befindliche, schwarze Kanüle aus ihrer linken, hinter sich greifenden Hand in Empfang. Für das Einführen in ihren After versperrte etwas mir lange unbekannt gebliebenes die Sicht. Erst Jahrzehnte später klärte mich meine Frau darüber auf, dass es sich offenbar um eine auf die Kanüle geschobene, ovale, schwarze Gummiplatte handelte, die den Einschub des Rohres auf ein gewähltes Maß begrenzen sollte.
Immer wieder schaute die Tante, nachdem sie den schwarzen Absperrhahn betätigt hatte, in Abständen zurück nach oben, wie sich der Flüssigkeitsstand im Irrigator senkte. Sie forderte mich ebenfalls auf, zu beobachten und ihr Bescheid zu geben, wenn kein Wasser mehr zu sehen sei. Währenddessen hielt sie den Schlauch nach wie vor mit der linken Hand hinter sich fest und knickte ihn in gewissem Rhythmus ab und wieder auf.
Nachdem ich ihr, gewissenhaft wie ich war, rechtzeitig mitteilte, dass ich kein Wasser mehr sehen könne, blieb sie noch einige Zeit in ihrer Position, bis sie ein fremdes Gurgeln über mir veranlasste, den Hahn mit der Linken zu schließen und die Kanüle nach Freigabe durch ihre Rechte aus dem Po zu ziehen. Sie drehte sich halbwegs zu mir um und hängte den Schlauch ähnlich einer Schleife über den Irrigator zurück.
Die Röcke mit der einen und die Unterhose mit der anderen Hand hochhaltend, verließ sie die Küche in Richtung WC. Der eher unromantische Abschluss einer mir bis heute eingeprägten Vorstellung mit einer in meinem Leben nie wiedergekehrten Situation. Später sollte ich jedoch, was ich während meines damaligen Erlebnisses verständlicherweise nicht ahnen konnte, wiederholt mit Tante’s Irrigator in engsten körperlichen Kontakt kommen.
Ciao