Was heute unter dem Begriff "Hausmittel" oder "Omas Hausmittel" läuft, das war in meiner Kindheit in den 60er bzw. 70er noch vollkommen normal in den Haushalten oder auch in der Krankenpflege.
In meiner Kindheit wurde zum Beispiel das Fieber immer im Po gemessen bis die Kinder etwa 6-8 Jahre alt waren, dann nur noch unter der Achsel oder im Mund. Heute wird fast immer mit digitalen Thermometern gemessen, im Po nur meist nur bis ins Kleinkind alter, danach mit dem Ohr- oder Stirnthermometer.
Früher wurde bei Fieber zuerst der Wadenwickel zur Fiebersenkung versucht, erst wenn das nur wenig brachte, gabs ein Fieberzäpfchen. Heute sind Wadenwickel fast unbekannt.
Früher gab es bei Verstopfung oder vor Untersuchungen oft Rizinusöl zum abführen und wurde auch dann älteren Kleinkindern gegeben. Bei hartnäckiger Verstopfung gab es dann ein Klistier mit der Glyzerinspritze oder einen richtigen Einlauf. Abführzäpfchen und da vor allem Glyzerinzäpfchen bekamen die Babys und Kleinkinder oder wenn es nötig war, die Glyzerinspritze. Heute dagegen werden meistens nur noch Abführmittel wie Dulcolax geschluckt oder Weichmacher wie Movicol und Lactulose gegeben, auch in den Kliniken. Abführzäpfchen werden seltener gegeben/genommen, dann meist in der Säuglings-, Kleinkinder- und Altenpflege, zur Vorbereitung auf Untersuchungen, oder wenn es schnell gehen muss. Das Klistier gibt es eigentlich nur noch zur Vorbereitung auf Untersuchungen oder bei akuter Verstopfung. Der klassische Einlauf wird in der Pflege fast überhaupt nicht mehr gegeben, allenfalls in der ambulanten Kranken- und Altenpflege, aber da auch nur selten. Das einzige wirklich heute noch verwendete Einsatzgebiet ist der Kontrastmittel Einlauf zur Darstellung des Dickdarms in der Radiologie und in bei Fastenkuren.
Früher war es üblich, den Kindern mehrmals in der Woche Lebertran zu geben (ich hasste es), heute kennt das fast keiner mehr.
Früher war es üblich, auf Wunden nach dem auswaschen Jod zu geben, das brannte höllisch, macht heute auch fast mehr.
Früher hat man bei Erkältungen noch oft Inhaliert, meistens irgendwelche Kräuterabkochungen in heißem Wasser in einer Schüssel, den Kopf darüber gehalten und ein Handtuch üben den Kopf. Heute dagegen schluckt man lieber Tabletten.
Früher hatte fast jeder Lebertran, Rizinusöl, Glyzerin, Jod, einen Irrigator, eine Glyzerinspritze oder Gummiballspritze, einen Läusekamm und das klassische Quecksilber-Thermometer im Medizinschrank, heute dagegen findet sich von diesen Dingen meist nur noch ein Fieberthermometer im Medizinschrank.
So könnte man das noch weiter ausführen, da hat sich vieles im laufe der Jahrzehnte geändert. Was für uns Kinder der 60er völlig normal war, kennt heute fast keiner mehr.