Guten Abend, ich habe dieses Forum gerade wegen einer Fortbildung entdeckt und kann folgende Überlegungen beitragen:
Ich werde in meiner Privatpraxis oft auf das Thema “ärztlich anzuordnende Selbstbefriedigung” angesprochen, muss aber immer antworten: Das ist medizinisch nicht sinnvoll. Auch wenn der Arzt die Patientin bei der Selbststimulation anleitet, sind Ablauf und Ergebnis der Masturbation ärztlich nicht wirklich zu beeinflussen, so dass keine validen klinischen und labormedizinischen Befunde erhoben werden können. In den Fällen, in denen z.B. zur neurologischen Abklärung die sexuelle Erregung der Patientin erforderlich wird, ist diese mit wissenschaftlich approbierten Methoden ärztlich einzuleiten.
Dass oft nach Masturbationserlaubnisen oder gar Masturbationspflichten auf dem Untersuchungsstuhl gefragt wird, hat meines Erachtens mit einem Missverständnis der Rolle als „mündige Patientin“ zu tun. Mündig sind meine Patientinnen natürlich insofern, als dass sie frei meine Praxis auswählen konnten, in der sie sich dann verbindlich eingeschrieben haben und von der sie nun zu den gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen und weiteren Pflicht-Checkups (Arbeitgeber, Uni, Gesundheitsamt …) einbestellt werden. Aber es hat doch nichts mit Mündigkeit und Emanzipation zu tun, wenn die Damen bereits mit Verdachtsdiagnosen von Dr. Google in meine Praxis kommen und dann auf dem gynäkologischen Stuhl „mitarbeiten“ und „etwas leisten“ wollen, anstatt sich einfach zu entspannen.
Hinzu kommt leider der Orgasmusdruck unserer hypersexualisierten Gesellschaft, der suchtähnliche Formen annehmen kann. Betroffene Patientinnen masturbieren hektisch und können sich beim monatlichen Po- und Intimcheckup kein anderes Ergebnis auf dem Attest vorstellen als die vermeintlich „erfolgreiche“ Selbsterregung, die der Herr Doktor ihnen bestätigen soll. Sonst fühlen sie sich nicht gesund. Gegen eine solche dauerhafte Übererregung helfen normalerweise ganz einfache, traditionelle Erziehungsmethoden, aber, und hier schließt sich der Teufelskreis, „mündige Patientinnen“ sträuben sich gegen solche notwendigen Verhaltenskorrekturen und unterziehen sich ihnen selten wirklich willig.
Ich kenne nur einige wenige sehr intelligente und eigenständig denkende Patientinnen, die z.B. eine klassische französische „fessée“ stolz als exklusives Privileg bezeichnen, das der Formung ihrer Persönlichkeit dient. Diese Ausnahmepatientinnen entwickeln ein gesundes, nachhaltiges Masturbationsverhalten, während die anderen im Teufelskreis der immer neuen Sofort-Autostimulation gefangen bleiben, und dies an den unmöglichsten Orten: im Epilierstudio, in der U-Bahn (!), auf der EKG-Liege, auf dem Gynstuhl, während der Rektoskopie (!). Insofern kann man noch froh sein, wenn die Patientinnen höflich danach fragen, ob sie sich jetzt selbst befriedigen sollen, aber es ist doch klar, welche triebhafte Phantasie dahinter steht.
Es gibt neuerdings eine medikamentöse Therapie, die ich in solchen Fällen anwende, auch wenn meines Erachtens Spritzen nicht die körperliche Erziehung ersetzen können, die meine „mündigen Patientinnen“ ungern in Anspruch nehmen. In einigen elitären US-Kliniken wurde eine Kombinationstherapie mit Injektionen zweier innovativer Präparate entwickelt. Das wird allerdings mit Rücksicht auf die prominenten Patientinnen nicht öffentlich kommuniziert. Meine eigene Ärztin ist auf einem sexualmedizinischen Kongress in Singapur ins Vertrauen gezogen worden, hat die Therapie dort selbst diskret in einer Privatklinik vornehmen lassen und mich nun anlässlich meiner letzten Vorsorgeuntersuchung auf diese neuartigen Injektionen hingewiesen, die es künftig auch in einer hormonell angepassten Variante für Männer geben soll.
Soweit einige Erfahrungen aus meiner Praxis.