Medizingeschichte

An alle Geschichtsfreunde,

Hat jemand eine Ahnung, wie das Thema Messung der Körpertemperatur medizinhistorisch entstanden ist ? Wann hat man das erste Mal Körpertemperaturmessungen angewendet, mit welchem Thermometer und an welchen Körperstellen ? Wie kam man denn überhaupt darauf, jemanden ein Messgerät in den After zu stecken? Und zu welcher Zeit ?

Im Netz findet man zwar alles Mögliche zum Thema Entwicklung von Thermometern, aber wenig über deren Anwendung in der Medizin. Wisst Ihr mehr? Freue mich über Euer Wissen und Funde aus dem Netz.

Chill

Klasse Frage, das wüsste ich auch gerne.

Hallo Chill,

tolle Frage, leider kann ich sie auch nicht beantworten. Ich weiß aber, dass die ersten Fieberthermometer keine Maximumthermometer waren. Das bedeutet, dass sie bis durch die Ablesung durch den Arzt an Ort und Stelle bleiben mussten. Tolle Vorstellung, oder?

An alle Geschichtsfreunde,

Hat jemand eine Ahnung, wie das Thema Messung der Körpertemperatur medizinhistorisch entstanden ist ? Wisst Ihr mehr? Freue mich über Euer Wissen und Funde aus dem Netz.

Aus naturwissenschaftlicher Sicht:

Vor vielen vielen Jahren, nämlich im 17. Jahrhundert, gab es einen Mann namens...

Daniel Gabriel Fahrenheit (* 24. Mai 1686 in Danzig; † 16. September 1736 in Den Haag). Er war ein deutscher Physiker und Erfinder von Messinstrumenten. Nach ihm wurde die Temperatureinheit Grad Fahrenheit (°F) benannt.

Fahrenheit entwickelte präzise Thermometer mit 3-Punkte-Eichung (Fahrenheit-Skala) und begründete hiermit die Thermometrie. Er erfand das Quecksilberthermometer. Dieses gab es zwar bereits vorher, aber nur durch seine Kalibrierung und seine Herstellungsverfahren wurde es auch allgemein anwendbar. Als Nullpunkt seiner Skala verwendete er die tiefste Temperatur, die er mit einer Eis-Salz-Kältemischung erzeugen konnte, nämlich −17,8 °C.

Kurze Zeit später sorgten Hermann Boerhaave (* 31. Dezember 1668 in Voorhout, † 23. September 1738 in Leiden), ein niederländischer Mediziner, Chemiker und Botaniker, und insbesondere sein Schüler Anton de Haen dafür, dass das Thermometer zunehmend in der Medizin eingesetzt wurde. De Haen hielt das Instrument für eine präzise Methode zur Fiebermessung und wandte das Instrument selbst allabendlich vor dem Zubettgehen an. Er stellte schließlich einen Zusammenhang zwischen Fieber, Schüttelfrost und einem erhöhten Puls fest.

Fahrenheit konstruierte außerdem ein Aräometer, ein Pyknometer und ein Hypsobarometer. Eine Zeit lang war die Fahrenheit-Skala in Deutschland in Gebrauch. In den USA wird heute noch nach Fahrenheit gemessen.

Die nachfolgenden Links verdeutlichen den Zusammenhang zwischen den Einheiten Fahrenheit sowie Celsius und bieten die Möglichkeit der Umrechnung.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Grad_Fahrenheit

Es ist ersichtlich, dass bei der Skalierung zwei unterschiedliche Fixpunkte festgelegt wurden.

Weltweit ist seit 1968 die SI-Einheit Kelvin üblich. Dabei entspricht eine Temperatur von 0 °C umgerechnet 273,15 K. Der Zahlenwert eines Temperaturunterschieds in den beiden Einheiten Kelvin und Grad Celsius ist gleich.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kelvin

Quellen: Wikipedia

Die anderen Fragen entziehen sich meinen Kenntnissen!

Hallo Taipan,

bedanke mich für die Weiterbildung.

Außer Vermutungen hätte ich auf Anhieb nichts dazu gewußt.

Etwa, daß erfahrene Heiler sich bestimmt früh die Zeichen überhoher Körpertemperatur als Anhalt für entsprechende Maßnahmen erschlossen haben oder der Forscher Humboldt wohl sicher einen Temperaturmesser bei sich hatte.

So erfuhr ich nun, daß Fahrenheit ein deutscher Physiker war und nicht nur Erfinder der amerikanischen Skala.

Um noch etwas zum Werkzeug beim Körpertemperaturmessen beizutragen:

Vor dem Krieg gab es im FANOK-Verzeichnis (Fachnormen Krankenhaus?),

das ich zufällig bei der Suche eines DIN-Blattes fand,

auch ein spezielles Fieberthermometer für Rektalmessung.

Bei diesem erweiterte sich die 10mm lange Quecksilber gefüllte Meßspitze von 4,5mm Stärke zu einer Kugelform von 7mm Durchmesser.

Damit ergab sich beim Einführen eine geringere Verletzungsgefahr und vielleicht auch noch ein geringer Halteeffekt.

Mir gelang der Erwerb dieser Spezialausführung beim Aufgeben einer Praxis...

Immer die erhoffte Temperatur allen Meßfreunden!

Mit lieben Gruß

Klysophil

@Spueler:

Es freut mich wenn du Interesse sowie Erkenntnisse zu der Entstehung der Thermometrie aus meinen Post gewinnen konntest!

Da hab ich eine Nachricht:

1890 – Gründung der Firma UEBE

Qualität und Tradition seit 1890

Vor 123 Jahren begründete der Drogist Wilhelm Uebe in der deutschen Kleinstadt Zerbst den Welterfolg eines einfachen Diagnosegerätes: Er entwickelte das Fieberthermometer, wie wir es von damals kennen, das dann seinen Siegeszug um die Welt antrat.

Kunden seiner Drogerie kamen immer häufiger zu Wilhelm Uebe und wollten gute Thermometer kaufen, aber wirklich tadellose gab es nicht, da beschloss Wilhelm Uebe selbst Thermometer herzustellen. Er gründete die “Erste und grösste Thermometerfabrik, Zerbst (Anhalt)”. Damals noch unter dem Namen Wilhelm Uebe – Spezial-Fabrik Medizinischer und Chemischer Thermometer – Export von Thermometern und Glasinstrumenten zur Krankenpflege.

Das Unternehmen startete mit drei Produkten:

Uebe’s Minuten-Maximal-Thermometer mit Aluminium Skala, auch bekannt als: “Uebe’s Original”

Uebe’s Maximal-Tropen-Thermometer

Uebe’s Besteck – ein Fieberthermometer mit passendem Messglas zur direkten Desinfektion des Thermometers speziell für Ärzte

Als Kennzeichen hatten alle Thermometer das Kreuz im Skalenkopf, im Laufe der nächsten Jahrzehnte entwickelte sich das Kreuz zu einem Zeichen für Qualität. Bis heute ist das Kreuz erhalten, sie finden es noch immer in unserm Firmen-Logo.

Medizinischhistorische Quellen aus dem Alten Ägypten, zwar nicht zur Temperaturmessung, aber dennoch interessant :

Die medizinischen Papyri aus Lahun wurden 1888/89 von dem englischen Archäologen William Flinders Petrie bei Ausgrabungen in der Arbeitersiedlung Medinet-Kahun in der Oase Fajum entdeckt. Sie werden in der Medizingeschichte auch oft unter der Bezeichnung Papyrus Kahun geführt. Sie bestehen aus kleineren Papyrusteilstücken, die mit verschiedenen Aufzeichnungen überladen sind und allem Anschein nach zerrissen und weggeworfen wurden.

Sie lassen sich etwa auf die Zeit 1850 v.u.Z. datieren. Auf dem einen Papyri sind gynäkologische Rezepte zu finden.

Dann:

Der Papyrus Ebers ist der umfangreichste medizinische Papyrus. Er enthält 108 Kolumnen auf knapp 19 Metern und behandelt eine Vielzahl von Fallbeispielen diverser Fachrichtungen wie Gynäkologie, Innere Medizin, Zahnmedizin, Parasitologie, Augenheilkunde und Dermatologie. Des Weiteren führt er Beispiele operativer Behandlung von Abszessen und Tumoren, das Reposition von Knochenbrüchen und die Behandlung von Verbrennungen auf und enthält eine Abhandlung über das Herz, die Blutgefäße und ein kurzes Kapitel über klinische Depression. Zudem beinhaltet er eine Sammlung von Rezepten.

Paläografische Untersuchungen haben ergeben, dass die medizinischen Eintragungen wahrscheinlich in der Regierungszeit von Pharao Ahmose (* um 1560 v.u.Z./ † 1525 v.u.Z.) niedergeschrieben wurden und mögliche Abschriften von älteren Vorlagen repräsentieren.

Lieber Jupiter,

Da hast Du ja intensive Recherche betrieben und ist für mich interessant zu lesen. Wie man aber auf die famose Idee kam, ein Thermometer in den After zu stecken, bleibt noch ein Rätsel der damaligen Gelehrten. Danke für Deine Antworten.

Chill

Man wollte die "Kerntemperatur" messen, da nur die eine verläßliche Auskuft gibt über die Temperatur im Körperinneren. Alle anderen Messungen sind an Oberflächen, die mehr oder weniger kühler sind.

Das geht rektal und basal, in besonderen Fällen mit jeweils speziellen Sonden auch durch die Harnröhre und durch Blutgefäße (habe ich gelesen).

Keine Sorge - wir finden es schon heraus. Es dürfte Ende des 19. Jhst. gewesen sein.

Wer es erfunden hat? Vielleicht der Arzt, der im Alten Ägypten "Hirt des Afters" genannt wurde. Der hat sicher sehr viel ausprobiert, um den Patienten zu heilen.

...Und wenn die Frage, wer auf die "famose Idee kam sich ein Thermometer in den After zu stecken" geklärt ist, sollte möglicherweise auch die Frage gestellt werden, wer als Erster herausgefunden hat, dass ein Wirkstoff, sei es nun flüssig oder in fester bzw. schmelzender Form rektal appliziert eine Wirkung erzielt und somit medizinisch von Bedeutung wurde.

Fragt mit Neugier,

Taipan!

Hi Chill

Ich werde mich auch gerne an der Erforschung beteiligen und hänge mich heute mal rein.

Hier habe ich einen Text gefunden, der die ersten Körpertemperaturmessungen beschreibt. Es bleibt leider unklar, wie gemessen wurde, aber ich bleib da dran

Gabriel Fahrenheit was inspired by thermometers of the 1600’s, and in 1714, he succeeded in making a practical thermometer, using mercury, or quick-silver, in lieu of alcohol, which could read temperatures within a reasonable amount of time. Soon after, Hermann Boerhaave, and more specifically, his student, Anton de Haen, brought the thermometer into more popular use in the medical field, when de Haen integrated its use into his bedtime routine. He believed it to be an accurate way of determining fever, and was able to find a correlation between fever, chills, and the acceleration of the pulse. In a terrible bit of irony, Fahrenheit himself died after a sudden bout of fever in 1736.

gefunden auf https://blog.withings.com/2016/10/18/history-medical-thermometer/

Anton de Haen

De Haen studierte Medizin in Leiden und habilitierte sich als Arzt in seiner Heimatstadt. Er betrieb eine eigene Praxis und betrieb wissenschaftliche Studien. Nachdem er von seinem ehemaligen Mitschüler Gerard van Swieten, dem Leibarzt von Maria Theresia, aus den Niederlanden 1754 nach Wien geholt worden war, übernahm er die Professur der Ersten Medizinischen Klinik der Universität Wien im Bürgerspital, die er nach dem Vorbild seines Lehrers Hermann Boerhaave organisierte. Er hatte das Recht aus allen Wiener Spitälern Patienten für den Unterricht an seine Klinik zu transferieren. Ganz im Stile seines Lehrers Boerhaave, weg vom Lehrbuch, hin zum Patienten, wurde an dieser Klinik am Krankenbett unterrichtet. Erstmals hatte diese Klinik neben der Aufgabe der Lehre auch einen Forschungsauftrag. Nachdem die klinische Methode des Unterrichts in der Medizin bis zu dieser Zeit an deutschen Universitäten nicht praktiziert worden war, wurde de Haen zum Mitbegründer der Wiener Medizinischen Schule. Zudem übernahm er nach dem Tod van Swietens seine Stelle als Leibarzt von Maria Theresia. Als Wissenschaftler verfasste de Haen mehrere Streitschriften, in denen er sich gegen verschiedene Theorien wie Albrecht Hallers Irritabilitätslehre aussprach. Er selbst legte großes Gewicht auf die Krankenbeobachtung und erforschte die zahlreichen Formen der Fieberkrankheiten. Er wandte bereits die kombinierte Temperatur- und Pulsmessung an, war somit einer der Pioniere bei der diagnostischen Verwendung des Thermometers, und verfasste im Auftrag van Swietens eine 18-bändige Abhandlung über die in Wien vorkommenden Fieberkrankheiten („Ratio medendi in nosocomio practico“).

gefunden auf https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_de_Haen

Liebe Freunde des Popo-Fiebermessens, liebe Chill, ich denke, ich habe die Antwort nun gefunden:

In den Jahren 1850/51 betrieben zwei deutsche Ärzte, Bärensprung und Traube intensive Versuche, den Zusammenhang zwischen Körpertemperatur und Krankheitssymtomen messtechnisch darzustellen. Die vorhanden Thermometer waren jedoch nicht präzise genug. Erst der Firma Harvey und Reynolds gelang es in den drei folgenden Jahren, präzisere Thermometer herzustellen. Die axillare Messung jedoch war zu sehr zeitaufwändig, und so wurden die Geräte bald weiterentwickelt. Dazu fand ich folgende Aussage: "We cannot wait for a slow rise, and, moreover, we want an Instrument which, if occasion require, we may insert into the rectum or vagina" (Wir können nicht auf einen langsamen Anstieg warten, und außerdem wollen wir ein Instrument, das wir gegebenenfalls in das Rektum oder in die Vagina einführen können.)

Meiner Meinung muß also im Zeitraum zwischen 1851 und 1855 die erste Temperaturmessung im After durchgeführt worden sein.

Quelle: https://archive.org/stream/britishforeignme45londuoft#page/438/mode/2up

Seiten 436-438

...legt also, wenn Ihr Euch das nächste Mal messt oder messen lasst, eine kurze Gedenkminute für die RT-Pioniere ein. lol

Und nun schließe ich mich Taipans Vorschlag an, die Geschichte des Zäpfchens zu ergründen.

Hallo Geschichtsfreunde!

Das Suchen der Wurzeln unserer Leidenschaften in der Geschichte ist ein reizvolles Thema.

Vom schamanischen Wissen um die psycho-somatische Beeinflußbarkeit und das Nutzen von Naturstoffen wie der Weidenrinde, über die Kenntnisse der alten Priester-Ärzte Altägyptens, bis zur naturwissenschaftlichen Forschung und Pharmakologie, ist es ein weiter Weg.

Frühzeitig wird man erkannt haben, daß mit der Heilkunde auch freudenspendende Effekte zu erzielen sind: Rauschzustände durch Vergorenes, Alkaloidhaltige Pflanzen, Aphrodisiaka.

Dazu sind auch einige Applikationsformen von erfreulichen Gefühlen begleitet.

Wir stehen so in einer langen Tradition.

Die Ägypter schrieben einst die Erfindung des Klistiers dem Gott Thot zu (oder einem Arzt gleichen Namens?). Auch der Vogel Ibis soll durch Einspritzen von Wasser in seinen Enddarm für den bedürftigen Menschen Vorbild gewesen sein. Steht wohl in den bereits erwähnten Papyri Ebers.

Das exakte Erfassen der Körpertemperatur war sicher Wunsch vieler Ärzte, erkannte man doch frühzeitig (glaube in der Antike), die Bedeutung des Fieberzustandes für die Prognose des weiteren Krankheitsverlaufes.

Sobald ein graduierbares Glasgefäßthermometer in ungefährlich abgerundeter Form verfügbar war, wird wohl einer auf die Idee des Körperkontaktes, zunächst außen, dann in Körperhöhlen eingeführt, gekommen sein.

Wenn ihn auch bisher keiner mit Namen kennt, loben wir den Unbekannten.

Mir war das Aufführen der vielen forschenden Naturen eine Wiederholung einst gehörter oder gelesener Forschernamen angenehm, schön, wenn sie wieder einmal erschienen.

In diesem Sinn Dank den Forummitgliedern, die als Ausgräber tätig waren.

Wir stehen alle auf den Schultern der uns Vorangegangenen, waren sie in der Antike, dem Mittelalter oder der Neuzeit tätig.

Weiteres Nutzen ist zum Beispiel beim "magister elegantiarum", in der Satire des Petronius zu finden...

Einen guten Jahreswechsel für das erfolgreiche weitere Forschen und genüßliche Erproben im neuen Jahr,

wünscht mit lieben Grüßen,

Klysophil

.....sollte möglicherweise auch die Frage gestellt werden, wer als Erster herausgefunden hat, dass ein Wirkstoff, sei es nun flüssig oder in fester bzw. schmelzender Form rektal appliziert eine Wirkung erzielt und somit medizinisch von Bedeutung wurde.

Schließe mich an, das würde mich auch sehr interessieren.....😃

Vor einiger Zeit hatte ich dazu schon mal nach Infos gesucht, aber nichts von Bedeutung herausgefunden.

Danke aber für die bisherigen Recherchen, das sind spannende Ergebnisse!

@lucid_dream:

....sollte möglicherweise auch die Frage gestellt werden, wer als Erster herausgefunden hat, dass ein Wirkstoff, sei es nun flüssig oder in fester bzw. schmelzender Form rektal appliziert eine Wirkung erzielt und somit medizinisch von Bedeutung wurde.

Schließe mich an, das würde mich auch sehr interessieren..... 😃

@Curtina:

Und nun schließe ich mich Taipans Vorschlag an, die Geschichte des Zäpfchens zu ergründen.

@Chill_Blacky:

Wie man aber auf die famose Idee (!!!) 😁 kam, ein Thermometer in den After zu stecken, bleibt noch ein Rätsel der damaligen Gelehrten - Tzzz Tzzz Tzzz.. 😜

Nun ja, wenn es von uns nach genannten Membern keiner besser heraus finden konnte, bleibt es vielleicht ungewiss.

~~

Na, da nehme ich Euch doch glatt beim Wort und sage:

"Medizingeschichte Teil 2"

Damit diese Diskussion nicht mehr länger „dahin dümpelt“ wird sie nunmehr wieder „erweckt“.

Die Member @Jupiter, @Spuler, @Curtina sowie meine Wenigkeit haben sich ja schon fast „studienartig“ all den vielen Fragen der Threadopenerin @Chill_Blacky gewidmet und es sollte nun eigentlich Einigkeit darüber bestehen, dass es wohl Herrmann Boerhaave war, der als erster mit den rektalen Messungen begann. Dies wird dann wohl so im Jahre 1700 gewesen sein, als Boerhave und sein Schüler Anton de Haen damit begonnen haben das Thermometer zur Temperaturerfassung rektal einzusetzen.

Wie Boerhave bzw. De Haen auf die Idee kamen bleibt wohl ungewiss.

Möglicherweise befand sich ja das Thermometer senkrecht zwischen seinen Sofasitzen und er setzte sich durch Zufall darauf? – Nein.., nur ein kleiner Joke am Rande! – Oder doch nicht?

Ja Ja (...Hö Hö Hö...) – Die Holländer haben’ s erfunden!!! ?

Und nun sollte uns vielleicht einmal die Liebe Chill Blacky mal anhand von eigenen Nachforschungen aufzeigen:

Wer auf die Idee kam oder rausfand,

dass Wirkstoffe – sei es nun in fester Form als Zäpfchen, oder aber in flüssiger Form als Klistier – wenn rektal appliziert zum ersten Mal medizinisch von Bedeutung wurden?

Oder, wer die Person war, die auf diese „famose Idee“ kam?

Eben Alles bzgl der Erfindung des Zäpfchens, der industriellen Herstellung, wann, wo, bei Wem usw.

Ist dies eine gute Herausforderung oder Frage?

Mit erwartungsvollen Grüßen,

Taipan.

@taipan: naja, zumindest, was das Zäpfchen angeht, waren die schon vor unserer Zeitrechnung bekannt.

---schnipp---

Der Eid des Hippokrates

"Ich schwöre bei Apollon dem Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakeia und allen Göttern und Göttinnen, indem ich sie zu Zeugen rufe, daß ich nach meinem Vermögen und Urteil diesen Eid und diese Vereinbarung erfüllen werde:

....

Ich werde niemandem, auch auf eine Bitte nicht, ein tödlich wirkendes Gift geben und auch keinen Rat dazu erteilen; gleicherweise werde ich keiner Frau ein fruchtabtreibendes Zäpfchen geben: Heilig und fromm werde ich mein Leben bewahren und meine Kunst.

---schnapp---

Hippokrates lebte 460 bis 380 vor u.Z.

Noch was ziemlich ... ähmmm kinky-like 😃

https://de.wikipedia.org/wiki/Rettichstrafe

@Enemaniac:

Würdest du demnach Hippokrates als "Erfinder des Zäpfchens" bezeichnen?

Ich denke, das gab es sogar schon viel früher. Hippokrates ist mir nur spontan eingefallen.Seit der Mensch aufrecht geht und die Hände frei hat, wird es wohl einige gegeben haben, die ihrer Phantasie freien Lauf liessen und an und in sich herumgespielt haben. Die alten Ägypter balsamierten ihre Mumien teils über das Rektum. Auf diese Idee kommt man ja garnicht erst, wenn man nicht schon vorher die Erfahrung gemacht hat, dass man dort hinten auch was hineinstecken kann.

Hallo Enemaniac,

grüße Dich als vermutlich gleichsinnig fühlenden und denkenden Süchtigen wie mich.

Schon die Namenswahl ließ mich auf Hintersinn schließen. Bei mir griechisch verkleidet, bei Dir modern englisch.

Nur wurde die "Manie"- Sucht bekannt, bei mir die "Philie",- Liebe zu .., Neigung, schönfärberisch begrenzt.

Doch zu den Fachfragen:

Irgendwo las ich, daß in den ägyptischen "Papyri Ebers", ein König Thot als Erfinder des Klistiers genannt werde, ( vielleicht auch sein bescheiden zurückgetretener Hausarzt), aber das durch die Beobachtung des Vogels Ibis fand, der sich mit dem Schnabel Wasser in den Enddarm spritzte. Die Medikation per anum wird da wohl nicht mehr weit gewesen sein...

Zumindest kannten dortzulande die Alten diverse Anwendungen über den Darm, ob flüssig eingebracht oder per Supp.

Genaueres zum Zeitpunkt dieser Erkenntnisse kenne ich nicht.

Freude bei Lustgewinnung und Erfolg wie Nutzen bei gesundheitlicher Anwendung

wünscht mit lieben Gruß

Klysophil

Thot(h) war in der ägyptischen Mythologie der ibisköpfige Gott des Mondes, der Magie, der Wissenschaft, der Schreiber, der Weisheit und des Kalenders.

Weil der Ibis mit seinem langen Schnabel manchmal seinen Darmausgang berührt (wie sich Katzen dort lecken), glaubte man, dass er sich Flüssigkeit einspritzt. Wohl auch aus dieser (falschen) Annahme wurden zur Behebung quälender Verstopfungen Einspritzungen erprobt, und das offenbar mit soviel Erfolg, dass jeder Pharao einen "Wächter seines Darmausganges" beschäftigte. Diesen - begehrten - Job gab es später z.B. auch beim englischen König Henry VIII unter der Bezeichnung "groom of the stool", zu dessen Aufgabe neben der täglichen Inspektion der königlichen Ausscheidungen auch die Verabreichung von Klistieren gehörte, wovon es sogar überlieferte Bilder und nähere Beschreibungen gibt. Der letzte König mit einer von der Geschichtsschreibung vielfach bestätigten häufigen Klistiernutzung war in Frankreich Louis XIIII.

Im Spätmittelalter klistierten die sich bei Hof ja auch wie die wahnsinnigen, wenn man diversen Büchern Glauben schenken darf. Die Herren zumeist pragmatisch ob ihrer Völlerei, die Damen auch gerne mal mit Rosenwasser, damit auch die Pupse etwas eleganter waren. Aber ich denke, sie alle taten und tun es, weil es irgendeine Form der Erregung und Entspannung bietet. Sich rein für die Gesundheit zu klistieren, kann ich mir nicht vorstellen. Das halte ich für einen Vorwand.

Enemaniac nennt nur den häufig kolportierten, weil prickelnd anstößigen Gebrauch der "oberen Schicht".

Daß dabei im Volk auch für gesundheitlichen Gebrauch das Klistier und später der Einlauf längst üblich waren, wird übersehen.

Die wassergefüllte Schweinsblase mit eingebundenen Federkiel als Kanüle kenne ich als Druck-Abbildung eines solcherart bedachten Bauern des Mittelalters - also etwa aus der Gutenberg-Zeit stammend.

Der erregend genutzte Einsatz ist aus meiner Sicht da lange zweitrangig neben dem zum Erleichtern des Geschäftes, und Freßlust wie Verstopfung gab es gelegentlich in allen Etagen...

Klysophil

@Spüler: Das sehe ich auch so, denn bei den beschriebenen und bildlich dargestellten Klistierungen mit Schweinsblase und irgendeinem Röhrchen vor zuschauenden Höflingen werden kaum Lustgefühle aufgekommen sein.

Das hat sich dann aber, wieder mal mit dem technischen Fortschritt, geändert, als es leicht zu applizierende Klistierspritzen aus Metall mit anatomisch besser geformten Spitzen gab, für die Damen und den unauffälligen Gebrauch auch als "Selbstklistierspritze" mit abgeknicktef Kanüle. Bei den Damen des Hofes glaubte man wohl auch, durch regelmäßiges Klistieren schöner und attraktiver zu werden.